16.Kapitel

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Irgendetwas war anders.

Ich war wieder aufgewacht und saß jetzt in dem Krankenbett auf der rechten Seite eines weißen, sterilen, großen Saals, die anderen Betten der Jugendlichen nicht mehr als 5 Meter von mir entfernt. Doch sie schliefen alle. Nur Joel war nirgends zu sehen.

Ist er tot? Bei dem was passiert ist umgekommen?

Ein kalter Schauer durchfuhr mich. Nein. Das durfte er nicht sein. Noch nie hatte ich so viel Angst um einen Menschen gehabt. Nicht, dass ich mich erinnern könnte. Wieso bedeutete er mir so viel? Ja, er war nett und freundlich, aber das begründete nicht das stechende Gefühl in meiner Brust, das sich bei dem Gedanken, dass er tot sein könnte, anfühlte, als würde mein Herz zusammengedrückt. Obwohl ich die Anderen noch nicht lange kannte, war da eine Bindung, ein Band das uns alle zusammen hielt, als wären wir Brüder und Schwestern, die aufeinander aufpassten. Ich musste ihn finden.

Ich stand auf und kämpfte kurz gegen das Schwindelgefühl und das Dröhnen in meinem Kopf an, bevor ich mich in dem Krankensaal genauer umsah. Ich wusste nicht, in welchem Gang dieser Saal lag, wahrscheinlich in einem, den noch keiner von uns kannte. Denn ich konnte mich nicht erinnern, dass Dr. Lewis irgendwann einen Krankentrakt erwähnt hätte. Es roch streng nach Desinfektionsmittel, vermischt mit dem metallischen Geruch von Blut. Die 8 Betten befanden sich auf der rechten Seite des Saals, auf der linken Seite standen 8 Untersuchungstische und ein paar Regale mit Reagenzgläsern, die merkwürdig aussehende, bunte Flüssigkeiten beinhalteten und so das einzig farbige im Raum waren. Es schien so, als wäre der Raum speziell für uns, die Experimente, gemacht worden. Barfuß ging ich den langen Saal ab, der eiskalte, weiße Fliesenboden ließ mich am ganzen Körper frieren.

Da, ganz am Ende des Krankensaals entdeckte ich eine große Tür. Ich versuchte sie zu öffnen.

Verschlossen. Natürlich. Aber wie hätte Joel dann hier raus kommen können?

Ich sah mich weiter um, konnte allerdings keine weitere Ausgangsmöglichkeit entdecken.

Irgendetwas war anders... anders als vorher. Ich fühlte mich seltsam... irgendwie stärker. Dieses Gefühl hatte mich schon seit meinem Erwachen begleitet, aber ich hatte es einfach verdrängt und als unwichtig eingestuft. Doch jetzt, da es mir nach einiger Zeit noch immer auf den Fersen war, wurde ich unsicher.

Nein, jetzt ist wirklich nicht die richtige Zeit sich über jede Kleinigkeit Gedanken zu machen, Finja. Ich muss ihn finden, bevor jemand merkt, dass ich wach bin.

Gerade als ich auf- und abgehend mit dem Gedanken spielte, dass er vielleicht von Wissenschaftlern aus diesem Raum entführt worden war und ich mir erneut große Sorgen machte, hörte ich ein leises "Pssst" neben mir. Ich sah zur Seite. Zuerst konnte ich niemanden sehen, doch dann duckte ich mich.

Joel kniete unter einem der Untersuchungstische rechts von mir und winkte mich zu sich. Überglücklich, ihn unversehrt zu sehen, lief ich sofort auf ihn zu. Obwohl Joel und ich für zwei normale Teenager überdurchschnittlich groß sind, hatten wir ziemlich viel Platz unter den Tischen, da diese sehr hoch gebaut waren. Ich kniete mich neben ihn und überhäufte den schwarzhaarigen Jungen im selben Augenblick mit Fragen.

"Wieso sind nur wir zwei wach? Seit wann versteckst du dich hier schon? Hast du wen gesehen? Was war das mit dem Nebel? Vor wem versteckst du dich überhaupt?"

Er sah mich mit seinen ungewöhnlichen, roten Augen an. "Nein.", war alles was er zuerst sagte.

Er sah sich um und deutete mit dem Kinn in eine Richtung. Ich folgte seiner Bewegung mit den Augen. Die Metalltüre. "Die da ist ein Trick. Glaube ich zumindest. Ich bin aufgewacht und natürlich sofort zur Tür marschiert, wie jeder andere das auch gemacht hätte. Sieht ja zu verlockend aus." Ein Lächeln umspielte seine Lippen. "Ich wollte hier raus. Aber, wie du bereits ebenfalls herausgefunden hast, ist sie verschlossen. Irgendwann bin ich dann wieder zurück in mein Bett, worauf ich ein Geräusch gehört hab. Irgendwer sagte was von "Nummer 7" und "wach" und da wusste ich, das ich gemeint war. Also versteckte ich mich zuerst unter meinem Bett. Ich hab leider nicht gesehen, wie sie hier reingekommen sind, aber ich tippe auf beamen. Warum sollten sie ihre Zeit mit Türen öffnen verschwenden, wenn es die Telepathie gibt? Naja, jedenfalls sind die dann total durchgedreht, weil ich ja nicht mehr in meinem Bett war und haben alle gleich durch ihre Funkgeräte informiert. Die suchen jetzt wahrscheinlich nach mir. Und nach dir auch bald."

"Was? Wieso nach mir? Die wissen doch nicht mal, dass ich wach bin.", sagte ich verständnislos.

Er sah mich von der Seite an. "Finja... die wissen alles über uns."





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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 05, 2016 ⏰

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