"Das Essen ist ungenießbar", jammerte Clarisse, "wollen die uns aushungern?"
Alexa verdrehte die Augen und Simon vergrub sein Gesicht in den Händen.
"Was hast du denn gedacht, dass sie uns ein 5-Gänge-Menu auf Silbertabletts servieren? Herrgott nochmal, Clarisse, die Menschheit stirbt vielleicht aus, es gibt nicht mehr genug Lebensmittel, und du denkst an nichts anderes als an dich selbst?", nuschelte Simon genervt in seine Handflächen.
Clarisse schnaubte unzufrieden, machte sich aber dann gleich wieder über das Frühstück, welches aus einem Brei und einer halben Brotscheibe bestand, her, und stahl Simon etwas von seinem Brot, als er nicht aufpasste.
Ich musste grinsen und widmete mich dann auch wieder dem geschmacklosem Brei, bei dem es wirklich unmöglich war, die Zutaten zu identifizieren.
Die könnten uns hier alles auftischen, egal was, wir würden es essen.
Schnell vertrieb ich diesen Gedanken wieder aus meinem Kopf, damit mir nicht noch schlecht wurde.
Stattdessen sah ich mich um.
Wir Teenager saßen alle brav am großen Tisch, wie bei unserer ersten Begegnung hier im Gemeinschaftssaal, nur dieses Mal ohne Fesseln, und nahmen unser nicht besonders gutes Frühstück zu uns.
Ansonsten war der Raum leer.
Verwirrt überprüfte ich es noch mal.Tatsächlich. Keine Wachen.
Nicht mal Dr. Lewis war hier, um auf uns aufzupassen, als wären wir kleine Kinder. Vielleicht vertrauten sie uns ja schon, obwohl ich das als sehr unwahrscheinlich einstufte."Was ist mit dir, 8?",fragte gerade irgendeine helle, kratzige Stimme im Raum.
Ich starrte weiter auf den leeren Platz ganz rechts im Raum, wo normalerweise die Wachen standen.
"Finja? Hörst du zu?"
Ich blinzelte und fuhr herum, in Richtung der Stimme. Es stellte sich heraus, dass die Stimme Clarisse gehörte und mich alle anderen Jugendlichen neugierig anschauten.
"Hm?", machte ich.
Clarisse brach in schallendes Gelächter aus.
"Na, da haben wir schon mal einen Spitznamen für dich, Träumerin."
Ich wurde rot. Fast so rot wie meine Haare, das konnte ich spüren.
Aber plötzlich erkannte ich etwas. Ich habe soeben etwas über mich herausgefunden.Ich bin schüchtern. Werde schnell rot. Eine Träumerin, ich tauche oft zu tief in meine Gedankenwelt ein.
Endlich wusste ich etwas über meinen Charakter, meine Art, auch wenn es nicht viel war. Zumindest war es ein Schritt. Und mehr Schritte ergeben eine Spur. Irgendwann würde ich den ganzen Weg kennen und wissen, wer ich bin und was meine Vergangenheit ist. Der Spitzname passte zu mir.
"Tut mir leid, ich hab gerade nicht aufgepasst." Ich lächelte schüchtern.
Und Clarisse und alle anderen erwiderten das Lächeln.
"Eigentlich ging es nur darum, mehr voneinander zu erfahren. Was ist zum Beispiel deine Lieblingsfarbe? Wir dachten uns, wenn wir schon nichts aus der Vergangenheit wissen, können wir sie zumindest neu erfinden oder zuerst mal nur unwichtige Dinge wie die Lieblingsfarbe eines jeden besprechen. Also?"
Ich dachte kurz nach, doch irgendetwas in mir wusste es sofort.
"Rot."
"Cool. Kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber echt cool. Meine ist schwarz. Ich teile mir diese Lieblingsfarbe, von der einige hier fälschlicherweise behaupten, dass es keine echte Farbe ist,"
"Ist es auch nicht, sie wird nicht vom Licht ref-", unterbrach Simon Clarisse, aber diese ignorierte ihn.
"mit Oliver. Was ist eure Lieblingsfarbe?", wandte sie sich an die anderen.
"Blau.", sagte Alexa.
"Grün, denn das ist eine Farbe, im Gegensatz zu Schwarz.", erklärte Simon.
"Gelb. Also eigentlich Goldgelb. Fragt mich nicht wieso, ich hab echt keine Ahnung. Ich weiß es einfach.", bemerkte Joel.
"Lila. Das... ist schön, finde ich.", sagte Marina.
"Seht ihr! Schon wissen wir mehr voneinander und haben verdrängt wie eklig das Frühstück und wie hoffnungslos unsere Lage ist. Toll!"
Clarisse schien zufrieden.Plötzlich ertönte das laute Kreischen einer Sirene und ich musste mir die Ohren zuhalten, weil das Geräusch so unerträglich war. Ich schaute hilflos umher und stellte fest, dass auch die anderen verwirrt waren. Auf einmal leuchtete der Raum rot-blinkend auf und durch die Lautsprecher an der Decke sprach eine Frauenstimme zu uns:
"Bleiben sie wo sie sind. Verschließen sie die Türen. Das ist keine Übung."
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Das Bild ist eine Fanart von Finja im kleinen weißen Raum, wo sie aufgewacht ist. Vielen Dank für die schönen Fanarts von euch allen!
Und noch viel Spaß beim Lesen!Lg Laura
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Stolen Life
Science FictionIch weiß nicht wer ich bin. Warum ich hier bin. Seit wann ich hier bin. Ich weiß nichts. Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich mit einer Droge beruhigt worden war. Einer Droge, die mich alles vergessen ließ. Finja wacht in einem le...