Mitten in der Januar Kälte stand Marie an der Bushaltestelle und wartete auf ihren Bus Richtung Innenstadt. Es war 21.33 und in einer knappen halben Stunde musste sie auf Arbeit sein. Sie fröstelte es war bitterkalt. Sie verschränkte die Arme vor ihrem Körper, aber viel half das auch nicht.
Sie schaute auf als sie leise Stimmen neben sich vernahm und sah ein Pärchen was scheinbar noch ziemlich verliebt war. Der Mann zog seine Freundin in seine Umarmung und strich ihr immer wieder sanft über den Rücken.
Es quälte sie. Sie fühlte sich so allein, aber das is ja genau das was sie wollte. Um nicht gleich in Tränen auszubrechen, schaute sie zu Boden und der Bus erlöste sie, denn er fuhr gerade ran an die Haltestelle. Sie stieg ein und zeigte dem Fahrer ihre Karte und nahm dann Platz, zog ihre Kopfhörer aus der Tasche und lauschte dem Musik Mix auf ihrem Handy. Sie sah die Lichter von Köln an sich vorbei ziehen und vergaß für einige Minuten ihre Sorgen.
Aber die Fahrt war kurz und so stieg sie schon 4 Haltestellen später aus und lief den Rest der Strecke zu Fuß. 10 Minuten vor 22 Uhr erreichte sie den Kiosk. Max hatte die Spätschicht und beide freuten sich zu sehen. Max war der einzigste mit dem sie sowas wie eine Freundschaft hatte. Steffen der Besitzer des Kiosk war ein Arsch und Ausbeuter, aber Max und Marie waren froh überhaupt eine Arbeit zu haben. Beide hatten einen Migrationshintergrund. Max kam aus Polen und Marie aus der Tschechischen Republik. Diese hatte sie aber schon mit 6 Jahren verlassen, auf grausamste Weise. Sie sprach kam noch ihre Landessprache, den sie wollte alles vergessen was mit diesem Land zu tun hatte. Diese ganze Sache war fast 20 Jahre her, aber es änderte sich nichts an ihren Ängsten.
Marie POV
Ich nahm Max kurz in den Arm und ging nach hinten um meine Sachen abzulegen. Danach kam ich zurück zum Tresen und Max sagte:
"Steffen ist ein Arsch, immer lässt er dich die Nachschicht übernehmen allein, das ist eigentlich viel viel zu gefährlich für dich. Ich habe ihm schon so häufig angeboten das ich die Nachtschicht übernehmen will, aber er lässt nicht mit sich reden." Er schaute traurig und besorgt zu gleich.
"Ist schon ok Max, ich komm klar, bisher ging doch alles gut."
"Hm schon, aber..."
"Nichts aber, schau zu das du heim kommst. Sarah und dein kleiner Engel warten sicher schon sehnsüchtig auf dich."
"Ok, wenn was ist ruf mich an. Ok?"
"Ja mach ich." sagte ich und nahm ihn nochmal in den Arm, dann verließ er den Kiosk.
Ich stellte mich auf eine ruhige Nacht ein, es war Montag, eigentlich die ruhigste Nacht in der Woche. Ich räumte einige Waren ein und nahm mir aus der Auslage, dann eine Zeitung und setzte mich auf den Barhocker hinter den Tresen und begann damit die Zeitschrift durchzublättern. Die Klingel über der Tür ertönte und ich schaute wer in den Laden kam, es war eine kleine ältere Dame die ziemlich aufgebracht wirkte. Ich ging um den Tresen rum auf sie zu und fragte was passiert war, sie stand scheinbar unter Schock und brachte nur hervor, das eben ihre Handtasche gestohlen wurde. Ich nahm sie am Arm und setzte sie hinter den Tresen auf einen der Stühle und fragte sie erneut was denn passiert wäre. Also ruhig würde meine Montag Nacht nun doch nicht werden.
"Ich wollte gerade gegenüber in meine Wohnung als mich von hinten ein Mann festhielt und mich rum zerrte, so lang bis er mir meine Tasche entreisen konnte."
Ich sah das sie eine kleine Wunde an der Schläfe hatte und sagte:
"Ich rufe die Polizei und einen Krankenwagen, sie bluten an der Schläfe." Sie schaute erschrocken und fasste sich an die blutende Wunder, während ich das Telefon nahm und den Notruf wählte. Man versicherte mir das beides schon auf den Weg war.
Ich ging nach hinten und holte der Dame ein Wasser und eine Packung Taschentücher. Sie nahm beides dankend an.
"Beruhigen sie sich die Polizei wird gleich hier sein."
"Wir sind schon da." hörte ich eine Stimme hinter mir.
Erschrocken drehte ich mich um, da ich bis eben hinten war hatte ich die Türglocke nicht gehört.
Ich schaute in zwei warme braune Augen die sehr freundlich wirkten.
"Demir Hallo." sagte der junge Polizist.
"Was ist denn passiert?"
Aus den Augenwinkeln vernahm ich das gerade noch ein blonder etwas größerer Polizist zur Tür herein kam.
"Also die Dame kam zu mir in den Laden und wirkte sehr verstört, ihr wurde wohl die Handtasche gestohlen als sie vor ihrer Haustür stand."
"Ok." sagte der Polizist und ging auf die alte Dame zu. Hockte sich vor sie und sprach mit ihr. Der andere Polizist berührte mich an der Schulter und ich drehte mich um. Er lächelte mich an und fragte nach meinem Ausweis.
"Den muss ich kurz hinten holen." sagte ich
"Ok, tun sie das." sagte er freundlich. Diesen Dialekt kannte ich. Er musste auch aus Osteuropa kommen, da war ich mir sicher.
Schnell lief ich nach hinten und holte meinen Ausweis. Da ich mittlerweile schon fast 20 Jahre in Deutschland lebte, hatte ich auch die Staatsbürgerschaft. Als ich wieder nach vorn kam, reichte ich dem blonden Polizisten meinen Ausweis.
Ich sah das die Sanitäter bereits da waren und sich um die Frau kümmerten.
"Danke." sagte er und ich lächelte ihn nur müde an.
Er ging einige Schritte zurück und unterhielt sich mit seinem Kollegen. Der dunklehaarige Polizist kam wieder auf mich zu und ich fragte ihn, ob es der Dame denn besser ging.
"Ja ich denke schon, sie hat nur eine kleine Platzwunde an der Schläfe und einen Schock, die Sanis werden sie mitnehmen und sicher eine Nacht zur Beobachtung da behalten. Wir sind kurz draußen und kommen dann nochmal auf sie zu." sagte er und ich nickte nur.
Die Sanis brachten die Frau in den Rettungswagen und ich setzte mich auf meinen Barhocker und wartete auf die Polizisten. Der blonde kam wenig später zurück und reichte mir mit einem Lächeln meinen Ausweis.
"Danke Frau HORÁK."
Ich lächelte ihn nur an.
"Wir werden heute Nacht häufiger als sonst hier Streife fahren, seien sie bitte vorsichtig."
"Ok." sagte ich.
Er war im Begriff sich umzudrehen als er fragte:
"Sind sie Tschechin?"
"Ja aber lebe schon seit 20 Jahren hier in Deutschland."
"Ok." sagte er und verließ den Laden. Ich ahnte warum er fragte, er war sicher selber Tscheche.
Ich ging an meine Arbeit zurück, aber die blauen Augen des Polizisten gingen nicht mehr aus meinem Kopf. Die ganze Nacht über dachte ich an ihn. Was zur Hölle war nur los mit mir?
In den frühen Morgenstunden sah ich einen Polizeiwagen am Kiosk vorbei fahren und hoffte das er es war und nochmal vorbei kommen würde, aber der Wagen fuhr nur vorbei. Enttäuscht machte ich mich wieder an die Arbeit. Ich hoffte das es bald 6 Uhr werden würde und mein Chef mich ablösen würde. Ich war ziemlich müde und erschöpft von der Nachtschicht. Gegen 5 vernahm ich die Türglocke und ein junger Mann betrat den Kiosk. Er brachte nur die neuen Zeitungen.
Danach räumte ich die Zeitungen ein und setzte mich erneut auf meinen Barhocker und legte nur kurz den Kopf auf den Tresen. Ich arbeite nun schon den 10 Tag in Folge in der Nachtschicht. Das rächte sich nun. Ich schlief ein und wurde von dem Gebrüll meines Chefs geweckt.
"Marie was zur Hölle fällt dir ein? Du kannst doch nicht schlafen während deiner Schicht."
Erschrocken schaute ich auf. Mein Chef stand drohend vor mir und schrie weiter.
"Ich, ich..." versuchte ich mich zu erklären, aber er hörte mir nicht zu, wie so häufig. Ich wusste das ich einen riesen Fehler gemacht hatte, aber er war an dieser Sache ja auch nicht unschuldig daran, er war einfach zu geizig noch jemand einzustellen als Springer. Er redete sich immer mehr in Rage. Und ich stand betröppelt vor ihm.
"Am liebsten würde ich dich packen und mal kräftig durchschütteln, damit du so einen Mist nicht mehr verbockst."
"Ich glaube das machen sie nicht." hörte ich eine Stimme und die Türglocke gleichzeitig.
Ich schaute an meinem Chef vorbei und sah die beiden Polizisten von heute Nacht wieder und mein Herz machte einen riesen Sprung als ich in die blauen Augen des jungen Tschechen sah.
Der dunkle haarige Polizist hatte meinen Chef mit diesen Worten angesprochen und dieser wurde gleich pampig.
"Was geht sie das an wie ich mit meiner Angestellten rede?"
"Wenn sie, sie bedrohen geht uns das schon was an." sagte nun der Blonde.
"Ich hab sie nicht bedroht, sie ist am Tresen eingepennt und jeder hätte den Laden leer räumen können, was würden sie den meiner Meinung nach tun."
"Auf jeden Fall nicht mit Schlägen oder sonst was drohen, sagte der dunkelhaarige."
"Alles ok?" fragte der blonde Polizist der sich mittlerweile schützend vor mich stellte während der andere, sich die Personalien von meinem Chef geben ließ.
"Ja alles ok, es war ja wirklich meine Schuld, ich bin eingeschlafen."
"Noch lange kein Grund für seinen Ausbruch."
"Ja schon." sagte ich.
"Kann ich mich umziehen gehen?" fragte ich meinen Chef.
"Ja mach das und zieh zu das du Schlaf bekommst, dein freier Tag heute ist gestrichen, für dein Versäumnis wirst du heute erneut die Nachschicht übernehmen."
Ich sagte nichts, sondern nahm es so hin, was sollte ich auch tun, seit Monaten versuchte ich einen neuen Job zu finden, aber bisher hatte ich keinen Erfolg. Ich ging nach hinten und machte mich fertig. Als ich in den Kiosk zurück kam, waren die Polizisten schon weg. Mein Chef stand hinter dem Tresen und ich verabschiedete mich. Als ich in den dunkeln Morgen trat, fror mich gleich, es war wirklich bitter kalt. Ich zog den Kragen hoch und wollte nach links laufen und erkannte wie die beiden Beamten an ihrem Auto lehnten und einen Kaffee tranken.
Ich lief auf beide zu und sagte:
"Danke für eben." Der blonde lächelte mich an und sagte
"Kein Problem. Dafür sind wir ja da. Möchtest du auch einen Kaffee, wir haben gerade unsere Schicht beendet und werden dann zurück fahren."
"Ja gern." Der blonde ging zurück in das Cafe und holte mir einen Kaffee.
"Ich bin übrigens Muri." stellte sich mir der Polizist vor "Und mein Partner der gerade wieder da ist, ist Tom." Ich schaute den blonden an, er reichte mir den Kaffee.
"Ok ich bin Marie." sagte ich.
"Wissen wir." grinste Tom
Ich schaute ihn fragend an.
"Der Einsatz mit der alten Damen heute Nacht, ich hatte deinen Ausweis in Händen."
"Ach ja stimmt, sorry ich bin total müde." sagte ich und nahm einen großen Schluck Kaffee. Ich verzog das Gesicht, verdammt der Kaffee war heiß.
"Langsam." sagte Muri.
Ich lächelte ihn an.
"Zu spät." Wir mussten lachen.
"Aber mal was anderes, redet dein Chef immer so mit dir?"
"Ja schon, ich finde einfach keinen anderen Job." sagte ich
"Das ist nicht normal." sagte Muri
"Ich weiß, aber ich muss noch so lang durchhalten bis ich was neues gefunden habe." sagte ich matt.
Tom berührte meinen Rücken und sagte:
"Das wird schon, wenn irgendetwas ist kannst du uns ja rufen. Gibt da eine dreistellige Nummer." sagte er grinsend.
Da mussten wir wieder alle lachen. Ich mochte die beiden wirklich auf Anhieb und die Nähe von Tom fühlte sich wunderbar an.
Eine Weile standen wir noch da und unterhielten uns. Ich wollte nicht das dieser Moment endete aber die beiden mussten zurück zu ihrer Dienststellen. Sie setzten sich in ihr Auto und ich lief zur Bushaltestelle.
"Hey warte mal kurz." hörte ich die Stimme von Tom hinter mir.
"Hier das ist meine Nummer. Meld dich einfach wenn du magst." Ich nahm den kleinen Zettel und bedankte mich.
Er lächelte und rannte zurück zum Streifenwagen in dem Muri schon saß und den Motor anwarf.
Ich schaute den beiden noch nach bis sie außer Sichtweite waren und schaute dann auf den Zettel. Es stand nur seine Handynummer darauf. Ich speicherte sie gleich in meinem Handy, steckte mir die Kopfhörer ein und lief zum Bus....
>>>to be continued<<<Hoffe es hat euch bisher gefallen...:-)
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Mein Leben in Köln
RomanceSeit wenigen Wochen lebt Marie in Köln, arbeitet meistens Nachts an einem Kiosk und ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Flucht im übertragenen Sinne, denn sie versucht verzweifelt ihre Vergangenheit zu vergessen! Aber es kommt ja bekann...