Verdammter Mist, das war das letzte was ich wollte, ihm gegenüber stehen, ich wusste er konnte gewalttätig werden. Und ich war nicht mal richtig nüchtern, das könnte böse ausgehen.
"Ich bin schon wieder weg!" sagte ich hastig und wollte mich umdrehen und gehen, aber er hielt mich am Handgelenk fest. So fest das es richtig weh tat.
"Bitte lass mich los. Ich muss nach Hause."
"Warum, was willst du da? Zu deinem Lutten zurück kehren? Der Bulle ist sicher nicht das richtige für dich, das was du brauchst ist mal ne Tracht Prügel, damit du weißt wer das sagen hast. Warst ja immer doch etwas vorlaut."
Ich versuchte mich aus dieser Lage zu befreien und fuchtelte mit dem anderen Arm um mich rum. Das brachte mir leider ein Veilchen ein. Denn er wehrte meine Hand ab und so landete sie in meinem Gesicht.
"Au, verdammt lass mich los sonst schrei ich."
"Falsche Antwort Schätzchen." Er hielt mir den Mund zu und zog mich in den Kiosk nach hinten. Dort knallte er mich mit voller Wucht gegen die Wand, ich taumelte und dachte ich würde gleich die Besinnung verlieren, aber mit einem Schlag ins Gesicht hielt er mich wach und warf mich auf den Tisch.
"Du wirst sicher nicht das Bewusstsein verlieren, ich möchte das du alles mitbekommst. Denn dir hat wirklich niemand Anstand bei gebracht."
Ich konnte nicht mehr sprechen, meine Angst übermannte mich, was würde folgen? Erneut spürte ich einen Schlag ins Gesicht und seinen schweren Körper der auf mir lag und mir fast die Luft zum atmen nahm.
"Hör auf." winselte ich.
"Was willst du? Ich versteh dich nicht, rede lauter."
"Hör auf bitte." sagte ich etwas lauter und er lachte mich nur aus, ich spürte seine Männlichkeit an meinem Bauch und hätte mich bald übergeben. Ich spürte wie er ab ließ von mir, ich rutschte den Tisch runter und versuchte nach vorn zu kriechen. Aber er war schneller.
"Hey Süße wo willst du denn hin, ich hab doch gerade erst angefangen." Er zog mich an den Haaren nach oben, ich schrie vor Schmerz auf und wollte in diesem Moment wirklich sterben. Mein Körper brannte. Er schlug mich erneut. Ich nahm meine letzten Kräfte zusammen und hob das Knie an und traf ihn an der empfindlichsten Stelle. Er sackte zusammen und ich versuchte erneut nach vorn zu kriechen. Ich kam nicht weit, bis ich zusammenbrach. Ich lag auf den Rücken und starrte an die Decke, alles verschwamm um mich herum.
"Was zur Hölle ist hier los." hörte ich eine mir bekannte Stimme.
"Tom ruf auf der Wache an und ruf einen Krankenwagen." Es war Muris Stimme.
Das letzte an was ich mich erinnerte bevor ich das Bewusstsein verlor, waren Toms Hände die mich berührten und seine blauen Augen die mich verzweifelt ansahen.
"Ich liebe dich Marie bitte bleib wach ja? Es kommt gleich Hilfe."
"Ich liebe dich auch." dann war da nur noch Finsternis.
Tom PoV:
"Maaarie, Schatz wach bleiben." rief ich und versuchte sie zurück zu holen. Vergeblich.
Ich drehte mich und sah Muri wie er über dem Kiosk Besitzer lag.
"Bleib ruhig ja?" hörte ich ihn sagen.
"Ja verdammt, was willst du eigentlich von mir? Ich hab nichts gemacht."
"Hmm schon klar, das sieht auch so aus."
"Tom was ist hier los?" Ich drehte mich um zum Eingang und sah Paul und Florian rein kommen.
"Geht hinter zu Muri und helft ihm." sagte ich
Florian half Muri den Typen fest zu nehmen und Paul kniete sich zu mir herunter.
"Wer ist das Tom?"
"Marie meine Freundin."
Er klopfte mir auf die Schulter.
"Das wird schon wieder hörst du?"
Ich nickte nur schwach und hoffte das der Rettungswagen bald da wäre.
Paul und Florian führten den Besitzer ab und ich hockte nun neben Marie im Rettungswagen. Ich ließ die Sanis arbeiten und schaute nervös von einem zum anderen.
"Hey Tom." sagte Markus
"Was ist mit ihr Markus?"
"Sie ist in einer Art Koma."
"Ein künstliches Koma?"
"Nein, sie ist selber ins Koma gefallen."
"Oh Gott sag mir was ist mit ihr?"
"Ich kann noch nichts genaues sagen, es könnten innere Verletzungen sein, oder der Schock der sie hat ins Koma fallen lassen."
"Und was ist besser?"
"Keins von beiden Tom, es sieht nicht gut aus."
Ich schlug gegen die Wand des Rettungswagen.
"Hey Tom beruhige dich bitte, sonst kann ich dich nicht mitnehmen ok?"
Ich sagte nichts, sondern verließ den Rettungswagen. Schlug nochmal mit der Faust gegen die Wand.
"Tom hör auf damit, was ist mit Marie?" fragte Paul der plötzlich neben mir stand.
"Sie ist ins Koma gefallen." sagte ich leise
"Komm ich fahr dich ins Krankenhaus."
"Ja danke." sagte ich und folgte ihm zum Streifenwagen.
Klaus war auch hier und fuhr kurze Zeit später mit dem Besitzer zur Wache.
"Tom ich muss nach Hause zu meiner Frau!" sagte Muri
"Ich komm morgen bei dir vorbei, halt die Ohren steif."
"Ja mach ich."
Ich setzte mich hinten in den Streifenwagen und Paul und Florian fuhren mich zum Krankenhaus. Sie fragten mich aus was passiert wäre, war ja klar sie mussten ja einen Bericht schreiben.
Im Krankenhaus angekommen, saß ich stundenlang in der Notaufnahme bis mal ein Arzt zu mir kam.
"Können sie mir sagen wie es Frau Horak geht?"
"Sind sie ein Angehöriger?"
"Ja em sie ist meine Verlobte." das stimmte zwar nicht, aber nur so würde ich wahrscheinlich Auskunft bekommen.
"Hat sie noch Familie hier?" fragte mich der Arzt argwöhnisch.
"Nein sie hat nur mich."
"Ok Herr?"
"Herr Mayer."
"Ok Herr Mayer, also innere Verletzung hat sie keine, auch keine schweren Kopfverletzungen. Sie hat Prellungen am ganzen Körper und zwei gebrochene Rippen."
"Liegt sie noch im Koma?"
"Ja, es war der Schock."
"Ist das schlimm?"
"Ja und nein. Es ist gut das sie im Koma liegt, so kann der Körper alles verarbeiten, aber es wird schwierig werden wenn sie wieder aufweckt und sich erinnert, das könnte erneut zu einem Schock führen."
"Wie lang wird das Koma anhalten?"
"Das ist sehr unterschiedlich. In der Regel wachen Schock Patienten, nach 24 Stunden wieder auf. Aber es ist nicht wie im Kino Herr Mayer, sie wird Tage brauchen um wieder bei vollen Bewusstsein zu sein."
"Ok, danke kann ich zu ihr?"
"Heute Nacht nicht mehr, sie braucht strenge Ruhe, kommen sie morgen wieder."
"Danke." sagte ich und verließ das Krankenhaus. Ich wusste nicht so richtig was ich tun sollte. Ich rief Muri an ob ich zu ihm kommen konnte.
Er bejahte dies und ich ließ mir ein Taxi rufen und stand wenig später bei ihm vor der Tür. Seine Frau Natalie zog mich in ihre Arme und streichelte mir über den Rücken.
"Komm rein Tom." Wir saßen wenig später in ihrem Wohnzimmer und unterhielten uns über das Geschehene.
Die beiden waren wirklich toll. Ich schickte sie dann irgendwann ins Bett.
"Aber wenn was ist du weißt du kannst immer kommen, auch in mein Schlafzimmer." sagte Muri und wir beide lachten etwas. Es war toll solche Freunde zu haben.
Natalie brachte mir noch Bettzeug, ich legte mich auf die Couch und starrte an die Decke. Ich vermisste ihren warmen Körper, was war wenn ich ihn nie mehr spüren konnte? Ich hatte solche Angst sie zu verlieren. Und ich merkte wie ich weinte. Ich glaube das letzte Mal als ich weinte war vor 10 Jahren auf der Beerdigung meines Onkels. Aber nicht mal da brannten die Tränen so sehr wie diese.
Am Morgen erwachte ich sehr früh, ich hatte wahrscheinlich gerade mal 2,3 Stunden geschlafen. Ich legte das Bettzeug wieder ordentlich hin und schrieb einen kleinen Zettel für die beiden. Ich bedankte mich und fuhr dann nach Hause, zog mich um und nahm meinen Autoschlüssel und fuhr ins Krankenhaus.
Die Schwester ließ mich wirklich gleich zu Marie. Ich stand vor ihr. Sie sah so friedlich aus. Aber auf den zweiten Blick sah ich die ganzen Blutergüsse an Armen, Hals und Gesicht. Ich war heilfroh das wir da waren und er sie nicht noch missbraucht hatte. Ich setzte mich zu ihr. Küsste ihre Stirn und nahm ihre Hand. Sie war warm, wärmer als sonst.
"Siehst du hier frierst du nicht mein Schatz."
Ich legte meinen Kopf auf ihre Hand und schlief irgendwann ein. Den ganzen Tag blieb ich bei ihr.
Klaus hatte mir eine Woche Urlaub gegeben. Ich war ihm wirklich dankbar dafür. Am Abend kamen Paul und Flo vorbei und fragten wie es ihr ging. Und während wir uns unterhielten spürte ich das sie ihre Hand in meiner bewegte. Ich schaute auf ihre Augen und sie waren in Bewegung.
"Ssssscht Schatz alles gut." sagte ich
"Ich hol mal einen Arzt." sagte Flo und verließ den Raum
Kurze Zeit später kam der Arzt und untersuchte sie.
"Sie kommt zu sich." sagte er
"Darf ich hier bleiben?"
"Ja." sagte der Arzt und verließ den Raum.
"Wir gehen auch." sagte Flo
"Gib uns Bescheid wie die Nacht verlaufen ist ok?"
sagte Paul
"Ja mach und danke."
"Gern geschehen, bis morgen."
Die ganze Nacht saß ich an ihrem Bett, sie schlug die Augen noch nicht auf, aber sie bewegte sich immer mehr und in den frühen Morgenstunden sah ich wie sie langsam die Augen aufschlug und leise sagte:
"Wo bin ich?"
"Im Krankenhaus Schatz, bleib ruhig ich bin da..."
Sie drückte meine Hand und schlief wieder ein. Aber ich war nun wieder voller Hoffnung, das sie bald zu mir zurück kehren würde...
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Mein Leben in Köln
RomanceSeit wenigen Wochen lebt Marie in Köln, arbeitet meistens Nachts an einem Kiosk und ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Flucht im übertragenen Sinne, denn sie versucht verzweifelt ihre Vergangenheit zu vergessen! Aber es kommt ja bekann...