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Marie POV

Als wir bei mir zuhause ankamen, ging ich erstmal unter die Dusche. Das warme Wasser lief meinen Körper hinunter und ich begann über das Erlebte nach zu denken.
-Was wäre gewesen, wenn Tom und Muri nicht so schnell dagewesen wären? Der Typ hätte jeden Moment mit dem Messer zustechen können!?- Ich bekam leichte Panik, denn die Bilder von den letzten Stunden vermischten sich mit den Bildern der Flucht aus meiner Heimat. Wie mein Vater am Straßenrand lag blutend und meine Mutter in ein Auto gezerrt wurde. Ich sah mich immer noch kauernd hinter dem Baum sitzen und lautlos weinen....Bis man mich fand und in ein Heim steckte....

Ich schüttelte meinen Kopf und hoffte so die Gedanken los zu werden. Tief und langsam atmen befahl ich mir selber. Ich rutschte die Fliesen hinunter.
Es klopfte und ich hörte Tom:
"Alles ok Marie?"
"Ja alles gut." sagte ich mit gebrochener Stimme.
"Bin bald fertig."
Aber irgendwie konnte ich mich nicht aufraffen und aufstehen...

Tom POV


Marie war jetzt seit fast einer halben Stunde unter der Dusche, ich klopfte an und fragte sie ob alles ok wäre. Sie bejahte dies aber an ihrer Stimme merkte ich das es nicht so war.
Ich konnte nicht anders ich musste zu ihr. Ich spürte das es ihr nicht gut ging. Ich betrat das Bad und sah sie zusammen gesunken in einer Ecke der Dusche hocken. Ich dachte nicht lang darüber nach. Sondern ging zu ihr, hockte mich neben sie und zog sie in meine Arme. Das meine Klamotten in Sekunden Schnelle nass waren, war mir egal.
"Hey was hast du denn?"
Sie antwortete nicht, sondern hielt sich einfach nur an mir fest.
Ich weiß nicht wie lang wir da saßen, ich zog sie irgendwann auf die Beine. Legte ihr ein Handtuch um und brachte sie in ihr Bett.
"Bitte bleib hier." sagte sie leise.
"Ich komm gleich wieder, ich muss nur schnell die nassen Klamotten ausziehen."

Das tat ich dann auch und legte mich zu ihr. Sie war eiskalt obwohl wir unter der warmen Dusche waren. Ich zog sie in meine Arme und wärmte sie. Sie atmete ruhiger und es dauerte nicht mehr allzu lang bis sie einschlief. So konnte ich meine Augen auch schließen und versuchte zu schlafen.

Am nächsten Morgen erwachte ich und sah das, das Bett neben mir leer war. Ich stand auf und zog mir meine immer noch etwas feuchte Uniform an. Ging in die Küche und fand einen kleinen Zettel.

-Guten Morgen Lebensretter <3
Bin schnell etwas besorgen.
Hab dich lieb. Marie-


Ich musste lächeln, ihr schien es also besser zu gehen. Aber ich wusste das hinter gestern mehr steckt als nur der Überfall am Kiosk. Wenn sie doch nur mit mir reden würde.

Ich suchte alles zusammen und kochte Kaffee.
Ich spürte wenig später zwei Hände die sich von hinten um mich legten. Ich drehte mich um, lächelte sie an und legte meine Hände an ihre Wangen.
"Guten Morgen."
Guten Morgen." erwiderte ich
"Wo warst du?"
"Brötchen holen. Hast du gut geschlafen."
"Ja war wunderbar." sagte ich und küsste sie zärtlich. Nach einer Weile entzog sie sich meiner Umarmung.
"Wir wollten frühstücken." grinste sie.
"Du hast Recht, wie spät ist es eigentlich?"
"Fast 14 Uhr."
"Ok, Marie ich sollte dir jetzt wohl sagen, das du heute nicht mehr arbeiten musst. Dein Chef meinte du bist gefeuert, aber hey, mach dir keinen Kopf ok, wir bekommen das hin."

"Ist vielleicht besser so. Ich wüsste nicht ob ich da wieder hin gegangen wäre."
"Ja ist es und sag doch was war gestern Nacht mit dir unter der Dusche? Das war doch nicht nur vom Überfall oder?"

Marie POV

Ich wusste das er es ahnte das das gestern Nacht nicht nur der Unfall war. Ich war ihm eine Antwort schuldig.
Also fing ich an.

"Ich...ich...."
"Lass uns erstmal hinsetzten Baby, dann kannst du alles in Ruhe erzählen." sagte er
Also setzten wir uns an den Tisch. Er brachte den Kaffee und nahm dann auch Platz.

"Also, ich... ich kann nicht so sehr viel darüber erzählen. Das Schreckliche kann ich einfach nicht in Worte fassen, das überkommt mich nur in Gefühlsausbrüchen. Also es war 1994..." Ich spürte wie Tom etwas zu mir rutschte und meine Hand in seine nahm. Es beruhigte mich und ich konnte weiter sprechen.

"1994 in einer Nacht im August, packten meine Eltern hektisch ihre Sachen. Sie dachten ich würde schlafen, aber ich nahm Moritz meinen Teddy und saß auf der obersten Stufe der Treppe und schaute durch das Geländer, wie sie hektisch im Wohnzimmer alles packten. Meine Mutter weinte die ganze Zeit und ich bekam Angst und rannte zurück in mein Zimmer und versteckte mich unter dem Bett. Ich hörte laute Stimmen von fremden Männern im Haus. Und Schritte die immer näher kamen. Und eine Hand die nach mir griff. Ich wollte schreien, aber mir wurde der Mund zugehalten. Es war mein Vater, der auf mich einredete, das ich leise sein sollte. Er brachte mich in unser Auto, meine Mutter kam setzte sich zu mir und nahm mich in den Arm, dann fuhren wir los. Ich weiß nicht wo sie hinwollten oder was geschehen war. Ich schlief irgendwann vor Erschöpfung ein, bis es einen lauten Knall gab und überall sah ich nur Rauch. Dann waren da überall Männer, sie zogen meine Mutter und meinen Vater aus dem Auto. Mich hatten sie wohl nicht gesehen, da ich unter einem Berg Decken lag. Ich krabbelte leise aus dem Auto und versteckte mich hinter einem Baum...Ich sah meine Eltern nie wieder. Die Polizei kam später und fand mich hinter dem Baum. Sie sprachen deutsch. Ich hatte furchtbare Angst vor ihnen, da ich sie nicht verstand. Und dann landete ich in einem Heim. Bis heute weiß ich nicht was da passiert ist."

"Marie..." mehr brachte Tom nicht raus. Er zog mich zu sich und hielt mich fest, ich hatte nicht gemerkt das ich während ich erzählte geweint hatte.

"Wir bekommen das hin. Ok?" sagte er
"Ja." sagte ich schwach.
"Weißt du was mit deinen Eltern passiert ist?"
"Meinen Vater haben sie umgebracht. Er lag die ganze Zeit nur 20 Meter neben mir und meine Mutter haben sie verschleppt."
Er hielt mich noch fester.
"Wir versuchen raus zu bekommen was da passiert ist ok."
"Ich weiß nicht ob ich das schaffe Tom."
"Keine Angst, ich bin bei dir und wir gehen nur soweit wie du kannst und möchtest."
"Hast du heute frei?" fragte ich ihn.
"Nein ich muss noch heute und morgen Nachtschicht machen. Möchtest du das ich hier bleibe?"
"Ja würde mich freuen." sagte ich und küsste seine Wange.

Der Tag verging viel zu schnell. Tom musste nochmal nach Hause bevor er zur Arbeit fuhr und ich legte mich hin und schlief sofort ein. Ich brauchte den Schlaf der Gerechten so sehr. Und holte ihn mir. Gegen 10 Uhr am nächsten Morgen erwachte ich und fühlte mich so gut wie lang nicht mehr. Ich schaute auf mein Handy und fand eine Nachricht von Tom

- 6.46 Tom
Guten Morgen Engel, Nachtschicht war sehr ruhig
fahre jetzt nach Hause etwas schlafen, komme gegen 15 Uhr vorbei. Kuss-

Ich schrieb nicht zurück, ich wollte ihn nicht wecken. Ich stürzte mich auf meinen Haushalt der etwas gelitten hatte in letzter Zeit. Drehte die Musik auf und merkte nicht wie die Zeit verging. Es klingelte und ich öffnete die Tür und fiel meinem Lieblingspolizisten in die Arme.
Er grinste und sagte:
"Du weißt schon das, das Lärmbelästigung ist."
"Und du weißt das ich das nur mache um nicht vor Sehnsucht nach dir zu vergehen."
Er grinste erneut, hob mich hoch und ich schlang meine Beine um seine Hüfte. Er brachte uns zum Sofa und setzte sich hin. Ich griff nach seinem Nacken und zog ihn zu mir ran um ihn stürmisch zu küssen.

"Na gut geschlafen?"
"Ja hab ich, ich hoffe du auch."
"Oh ja das habe ich, bis heute morgen um 10."
"Das freut mich."
"Bleibst du hier bist du zur Schicht musst?"
"Ja hab ich dir versprochen."
"Super." sagte ich und küsste ihn erneut. Ich saß nicht mehr lange auf seinem Schoss, den er hatte mich auf die Couch gelegt und lag nun seitlich neben mir. Wir hatte tolle Gespräche die mitunter von zärtlichen Küssen unterbrochen wurden. Die Zeit mit ihm verflog viel zu schnell.
"Was hältst du davon wenn du heute gleich nach der Nachschicht vorbei kommst und hier ein paar Stunden schläfst?"
"Klar warum nicht. Und morgen nachmittag fahren wir zu meinen Eltern ok?"
"Ja warum nicht." sagte ich.
Wenig später standen wir in der Tür und konnten uns nicht wirklich von einander trennen. Doch es musste ja sein.
Kurz bevor ich die Tür zu machte, griff ich nach meinem Zweitschlüssel und rief Tom nach. Er drehte sich um und ich rannte ein Stück den Flur hinunter zu ihm.
"Was ist los?" fragte er
Ich drückte ihm meinen Schlüssel in die Hand und sagte:
"Dann brauchst du mich morgen früh nicht wach machen, wenn du kommst."
"Danke." sagte er und küsste mich erneut zum Abschied.

Die Zeit verging nicht wirklich. Ich langweilte mich ohne meinen Job. Ich wusste das Max die Nachschicht nun übernommen hatte. Also ging ich zu ihm, da ich ey noch ein paar Sachen holen musste im Kiosk.

Ich zog mich warm an und ging zum Bus und fuhr in den Kiosk. Dort angekommen, umarmte mich Max sofort und ließ sich nochmal alles erzählen was passiert war. Er kochte uns einen Tee und wir saßen beide hinter dem Tresen und quatschen über alles. Ich wusste das Muri und Tom morgen Abend was vor hatten und so lud ich mich bei Max zuhause ein. Ich wollte unbedingt seine beiden Engel wiedersehen. Gegen 2 Uhr machte ich mich dann mit einer Kiste ( wo meine restlichen Sachen drin waren) auf den Weg zum Bus, als nur wenige Meter vor der Bushaltestelle, zwei Betrunkene vorbei kamen und mir die Kiste aus der Hand schlugen. Ich fluchte und wünschte den Typen die Pest an den Hals. Ich sammelte meine Sachen wieder ein, als ich merkte das mir jemand half.
"Gott Tom." sagte ich als ich erkannte wer mir half.
"Hey Muri."
"Hey Marie." sagte er
"Was machst du hier?" fragte Tom
"Ich hab mein Zeug aus dem Kiosk geholt, in der Tagschicht schlecht, wollte meinem Chef nicht über den Weg laufen."
"Verstehe." sagte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Hab ich was verpasst?" grinste Muri
"Ja so einiges." sagte Tom
"Ich wollte dir das eigentlich morgen Abend alles erzählen."
"Aso." grinste er immer weiter.

"Solln wir dich fahren?" fragte Tom
"Nein Herr Wachtmeister. Das ist verboten."
"Ich kann es ja auslegen, das du zu verwirrst warst um nach Hause zu finden." grinste er
"Soweit kommt es noch. Nein ich nehm den Bus."
"Ok." sagte er und küsste mich lang und zärtlich.
"Ich will ja nicht stören..." hörte ich Muri
"Dann tu es nicht." sagte Tom grinsend in den Kuss hinein
Beide lachten und stiegen kurze Zeit später in den Streifenwagen und blieben noch so lang stehen bis der Bus kam und ich sicher drin war....
>>>to be continued<<<


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