Cem & Paul
Cem PoV
Ich sah das Mädchen schweigend an, ich wollte sie nicht stören und zog mich leise zurück um Paul zu suchen, der hatte mich mittlerweile entdeckt und kam auf mich zu.
"Ich hab das Grab gefunden Paul und ich habe auch das Mädchen gefunden."
"Welches Mädchen? Das was du vorhin im Imbiss getroffen hast?"
"Ja und ich glaube das sie Maries Schwester ist, sie hockt vor dem Grab der Mutter."
"Oh ok." sagte Paul
"Möchtest du zu ihr und mit ihr sprechen oder soll ich?"
"Ich mach das schon."
"Ok ich warte oben am Tor." sagte Paul
Ich nickte und lief wieder zurück zum Grab. Mittlerweile stand sie davor und wischte sich die letzten Tränen weg.
Als sie mich sah, lächelte sie wieder so süß wie im Imbiss. Sofort formte sich auch bei mir ein Lächeln. Sie war wirklich zauberhaft. Trotz der leicht geröteten Augen vom weinen. Und ich spürte den Drang sie zu beschützen.
"Hey was machst du hier?" fragte sie in ihrem süßen Dialekt.
"Das ist eine ziemliche lange und verwirrende Geschichte, wollen wir uns dahinten auf die Bank setzten, dann könnte ich es dir erklären."
"Ok." sagte sie und folgte mir zu der Bank, die ich erstmal vom Schnee befreite.
Als wir saßen fing ich an.
"Also ich bin Cem und ich und mein Freund Paul sind hier hergekommen um für eine gute Freundin was heraus zu finden."
"Und das hat was mit mir zu tun?"
"Ja es sieht so aus. Bist du Annika?"
"Ja die bin ich, woher kennst du meinen Namen?"
"Ja also wir haben deine Mutter gesucht um sie wieder mit ihrer Tochter zu vereinen."
"Tochter? Aber sie hat doch nur mich gehabt?" fragte Annika verwirrt.
"Nein Annika, es gibt noch Marie das ist deine Schwester."
"Oh." nun hatte ich sie noch mehr verwirrt.
"Lass mich erklären."
"Dein Vater, den du ja leider nie kennenlernen durftest ist in eine ziemlich schlimme Sache verstrickt gewesen und wurde auf der Flucht getötet, deine Mutter hatte man hier her gebracht und unter Druck gesetzt, sie durfte nie darüber reden. Was die Täter aber nicht wussten war, das es noch ein kleines 5 jähriges Mädchen Namens Marie gab, man fand sie bei deinem toten Vater und von da an lebte sie in einem Heim in der Nähe von Berlin."
Annika schaute mich nur unglaubwürdig an.
"Wer bist du eigentlich und warum sollte ich dir glauben?"
"Annika ich bin Polizist aus Köln, Marie ist eine gute Freundin von mir und wir versuchen die Täter zu ermitteln und natürlich die Familie wieder zusammen zu bringen."
Sie stand auf und wollte weg rennen, doch ich hielt sie am Handgelenk fest.
"Bitte lass mich los, ich weiß nicht wer du bist und was du möchtest und ich muss nach Hause!" sagte sie unter Tränen.
"Bitte vertrau mir Annika." versuchte ich es.
Sie schüttelte den Kopf. Sanft berührte ich ihre Wange um die Tränen weg zu wischen.
"Bitte." versuchte ich es erneut.
Sie schaute zu mir auf und unsere Blicke trafen sich.
"Ich kann nicht." sagte sie
"Was kannst du nicht?"
"Dir vertrauen, heute morgen waren schon 2 Männer bei mir und fragten mich über meine Mutter aus."
"Was wollten sie wissen?" fragte ich nun alarmiert
"Wie meine Mutter gestorben ist und ob sie mir irgendwas gesagt hätte. Ich wusste nicht wo von sie redeten und nun kommst du und erzählst mir sowas."
"Annika, bitte du musst mir vertrauen, du bist hier nicht mehr sicher. Du musst mit mir mitkommen."
Nun riss sie sich los und rannte weg. Ich rannte ihr hinterher, aber sie war plötzlich spurlos verschwunden. Der verwinkelte Friedhof machte dies möglich.
Ich lief zu Paul und erzählte ihm was vorgefallen war.
"Verdammt, das waren sicher die beiden Männer die wir heute morgen gesehen hatten als sie das Haus verließen." sagte Paul
"Ja, wir müssen Annika wiederfinden, sie ist ihr nicht mehr sicher." sagte ich.
"Wir warten am besten vorm Haus im Auto, sie wird sicher wieder dahin zurück kehren. Und wir sollten Tom und Petr Bescheid geben."
Das taten wir dann auch. Tom war nicht erreichbar, er war mit Marie in Berlin, aber das war in Ordnung so, wir konnten ihm das später immer noch erzählen. Petr machte sich sofort auf den Weg nach Cheb.
Den ganzen restlichen Tag und auch die Nacht blieben wir im kalten Auto zurück und warteten auf Annika, aber es passierte nichts. Wo konnte sie sich nur versteckt haben? Bei einer Freundin, vielleicht auch bei ihrem Freund? Bei diesem Gedanken, stach mein Herz. Ich spürte einen Hauch von Eifersucht.
Wir versuchten immer abwechselt zu schlafen, aber ich fand einfach keinen Schlaf. Am nächsten Morgen rief Petr an das er vor Ort wäre, wir trafen uns im Imbiss auf einen Kaffee. Und er fragte den Verkäufer ob er Annika kannte. Das tat er wirklich und erzählte uns wo sie arbeitete.
Sofort setzten wir uns ins Auto und fuhren zu dem Tierheim in dem sie arbeiten sollte. Aber auch dort fanden wir sie nicht. Eine Mitarbeiterin erklärte uns das Annika heute nicht zum Dienst gekommen ist und sich auch nicht gemeldet hätte. Das wäre so eigentlich nicht ihre Art.
Sie erzählte noch von einer Freundin, die wohl 3 Blöcke weiter weg wohnen würde. Denn Namen kannte sie allerdings nicht.
Als wir zurück im Auto waren, fuhren wir die Gegend ab.
"Ich hab ein ganz blödes Gefühl." sagte ich
"Bleib ruhig Cem." sagte Paul
"Vielleicht war ihr das wirklich alles zu viel und sie ist bei ihrer Freundin."
"Ich hoffe du hast Recht." sagten ich und Petr fast gleichzeitig.
Langsam wurde es hell. Ich schaute auf meine Uhr es war kurz vor 8!
"Was ist wenn die Typen mich und Annika beobachtet haben?"
"Das glaube ich nicht." sagte Paul
Wir fuhren an einem Supermarkt vorbei und da sah ich plötzlich die Typen.
"Hey Paul schau, das sind die Typen die gestern aus dem Haus raus sind."
"Ja stimmt." sagte Paul
"Wir wissen aber nicht, ob sie was mit der Sache zu tun haben, oder ob sie nur da wohnen."
"Wäre ein komischer Zufall." sagte ich
"Ja stimmt. Lasst uns einfach hier parken und die beiden beobachten."
Das taten wir dann auch, die Typen benahmen sich schon sehr auffällig. Der Supermarkt öffnete gerade seine Pforten und sie verschwanden darin, kamen wenig späte mit Wasser und wie es schien, ziemlich hochprozentigen Alk wieder raus.
"Was zur Hölle haben die vor?"
"Entweder sich die Birne wegknallen oder sonst was, wir sollten ihnen folgen. Aber zu Fuß."
"Macht ihr das, ich versuche Marek zu erreichen." sagte Petr
"Ok." sagten Paul und ich.
Wir stiegen aus dem Auto und folgten den beiden Typen.
Sie liefen in einen Park und begannen wirklich dort zu trinken.
"Ich glaub das ist ne falsche Spur." sagte Paul. Ich wollte ihm gerade zustimmen, als einer der Typen einen Anruf bekam. Nach dem er diesen beendet hatten, standen sie auf und liefen weiter.
"Was ist sollen wir ihnen folgen oder nicht?" fragte Paul
"Ich denke wir sollten, mein Bauchgefühl sagt es mir."
"Ok, dann los."
Wir verfolgten sie zu einem alten herunter gekommen Haus. Sie gingen durch den Keller hinein. Als sie drin waren, kamen wir aus unserem Versteck und schauten uns vorsichtig um. Ich hockte mich hin um durch das Kellerfenster etwas zu sehen. Und erschrak zu tiefst, da unten saß tatsächlich Annika. Ihr Gesicht war mit Blut verschmiert. Ich winkte Paul herbei. Er schaute mich an und sagte:
"Hast du deine Waffe dabei?"
"Nein du etwa?"
"Nein wir sind in einem fremden Land, das wäre zu gefährlich, das einzigste was ich dabei hab ist Pfefferspray. Das muss reichen."
Wir sahen, das die Typen Annika Alk einflößten, sicher um sie zum reden zu bringen.
"So wie ich das sehe, haben sie euch gestern doch gesehen und versuchen nun zu klären was da los ist."
"Wir müssen da rein." sagte ich schon fast verzweifelt.
Wir liefen um das Haus herum und stiegen durch ein Fenster im Erdgeschoß des Hauses ein. Paul mit dem Pfefferspray in der Hand vorne weg. Ich fand Kabelbinder am Boden und nahm sie auf, die könnten uns hilfreich sein. Langsam und leise suchten wir einen Weg um in den Keller zu kommen. Ich schrieb Petr eine SMS wo wir waren und das er mit dem Auto irgendwo da in der Nähe warten sollte.
Paul öffnete leise die Tür zum Keller, wir stiegen die schmalen Treppen nach unten, als wir um die Ecke schauten, sahen wir die Typen schon vor Annika stehen.
"Jetzt oder gar nicht." sagte Paul und rannte los. Ich hinter ihm her. Er versprühte das Reizgas als sie uns bemerkten. Sofort hielten sie sich schützend die Hände vor die Augen. So konnten wir die beiden schnell am Boden fixieren. Ich reichte Paul die Kabelbinder nach dem ich den einen gefesselt hatte. Sie schrien uns auf tschechisch an. Ich ließ den Typ auf dem Boden liegen und lief zu Annika. Sie war kaum in der Lage zu sprechen, aufgrund der Schläge und des Alkohols. Ich hob sie hoch, sie klammerte sich an mir fest und so verließen Paul und ich fluchtartig das Haus.
"Cem?" fragte sie leise.
"Ja ich bins, alles gut." Sie schloss die Augen und ich konzentrierte mich wieder auf den Weg, schon von weitem konnte ich das Auto sehen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis wir da ankamen. Ich setzte Annika hinten ab und nahm neben ihr Platz.
Paul erzählte Petr was passiert war.
"Wir müssen sofort hier weg. Raus aus dem Land. Schau nach ob Annika einen Ausweis dabei hat." sagte er zu mir.
Ich durchsuchte sie und bat sie leise um Entschuldigung das ich sie so anfasste.
"Nichts dabei." sagte ich
"Mist, dann müssen wir hoffen das wir in keine Grenzkontrolle geraden. In Deutschland müssen wir dann weiter sehen."
"Vielleicht fahren wir nochmal zu ihr nach Haus und suchen da?"
"Zu gefährlich." sagte Paul dort könnten sie warten, die Typen in dem Haus sind sicher nur Handlanger und haben schon Alarm geschlagen."
"Ok." sagte ich.
Ich spürte plötzlich etwas warmes an meiner Schulter und sah das Annika ihren Kopf da abgelegt hatte. Ich griff nach ihrer Hand und streichelte sie zärtlich.
Nun hatten wir noch eine lange und gefährliche Fahrt vor uns.
>>>to be continued<<<
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Mein Leben in Köln
RomanceSeit wenigen Wochen lebt Marie in Köln, arbeitet meistens Nachts an einem Kiosk und ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Flucht im übertragenen Sinne, denn sie versucht verzweifelt ihre Vergangenheit zu vergessen! Aber es kommt ja bekann...