5. März 1917

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Liebster Luis,

Wie ist es Dir die letzten Tage ergangen?

Ich weiß, unser Abschied ist noch nicht lange her. Aber, obwohl uns erst ein paar Tage trennen, krümme ich mich nachts vor Sorge um Dich. Als wäre die Zeit zurück gesetzt, es ist genau wie damals.

Mit den Sorgen um Dich bin ich nicht allein. Unsere kleinste konnte die letzten Nächte nicht schlafen. Anna träumte, Du würdest sterben. Mehrmals mittlerweile. Sie sagt, es wäre jede Nacht derselbe Traum. Ich habe sie beruhigt. Ihr gesagt, dass Du es schaffen wirst, dass Du überlebst. Ich musste es ihr versprechen.

Du sagst immer, dass ich keine Versprechen machen darf, die ich nicht einhalten kann. Ein gegebenes Wort ist Dir heiliger als alles andere. Deshalb konntest Du mir, als Du gingst, auch nicht Deine Rückkehr versprechen.

Dennoch hoffe ich darauf!

Du hast es bereits einmal geschafft lebend aus diesem grausamen Geschehen zurückzukehren!

Wir hatten nicht genug Zeit uns zu verabschieden. Ich kann bis jetzt nicht begreifen, was sie uns angetan haben. Nur einen Tag vor Deinem Musterungstermin hast Du den Bescheid bekommen! Wenn ich ehrlich bin, ich dachte, Du hättest bereits lange genug in diesem Krieg gekämpft. Wir hatten nicht genug Zeit uns zu verabschieden.

In Liebe und Sehnsucht,

Deine Charlotte







Briefe an die FrontWo Geschichten leben. Entdecke jetzt