30. April 1917

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Liebster Luis,
Es sind bereits sieben Wochen. Und keine Antwort von Dir.
Mein Herz hat sich in einen riesigen Knoten verwandelt. Und mit jedem Tag an dem ich nichts von Dir höre, schnürrt es mir mehr die Luft ab. Ich kann nicht mehr atmen!

Mittlerweile drehen sich meine Sorgen nicht mehr nur um Dich. Mark soll Anfang nächsten Monats eingezogen werden. Kannst Du Dir das vorstellen?! Unser kleiner Junge! Mark, der gerade vor ein paar Tagen erst volljährig geworden ist, soll um sein Leben kämpfen müssen.

Wir schaffen es so schon kaum über die Runden, wie sollen wir ohne Mark, der nunmal von uns allen am meisten verdient, die ganzen Rechnungen bezahlen? Besonders die Miete macht mir zur Zeit Sorgen.

Ich sehe schon. Ich werde verzweifeln. Vielleicht ende ich wie die Witwe des Schuhsters.
Du weißt es noch garnicht. Sie ist auf seiner Beerdigung zusammengebrochen.
Seine Leiche konnte nicht geborgen werden, also wurde nur ein Stein mit seinem Namen aufgesetzt.
Sie hat sich gestern das Leben genommen.

Unsere Kinder wissen es noch nicht. Sie werden es niemals erfahren. Es würde sie nur verstören, so wie mich.

Louis. Bitte,

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Deine Dich liebende Charlotte


Briefe an die FrontWo Geschichten leben. Entdecke jetzt