Liebster Luis,
Wie geht es Dir?
Es fällt mir sehr schwer diesen Brief zu schreiben. Ich weiss nicht recht, wie ich beginnen soll.
Sicherlich hast Du viele Probleme, da wo Du gerade bist, wo auch immer Du bist. Natürlich. Im Krieg hast Du mehr als genug Probleme. Und das letzte was ich möchte ist Dir noch mehr Sorgen zu bereiten, aber ich habe es lange genug geheim gehalten. Bitte sei mir nicht böse.
Ich hoffe Du hast den Brief über Robert erhalten. Wenn nicht, dann solltest Du auf jeden Fall wissen, dass er verstorben ist. Es tut mir leid. Ich bin mir sicher, dass sein Tod Dich sehr erschüttert hat. Aber es ist etwas noch viel Grausameres geschehen. Für mich zumindest ist es viel schlimmer. Es fällt mir schwer Dir das mitzuteilen. Ganz besonders so. Am liebsten würde ich jetzt in Deinen Armen liegen, Deinen Geruch einatmen und in Deine beruhigende tiefe Stimme eingehüllt sein. Ich vermisse Dich. Anfangs dachte ich, ich gewöhne mich an die leere Bettseite. Was soll ich sagen? Es war ein großer Irrtum. Mit jeder Nacht, die ich ohne Dich verbringe, fühle ich mich einsamer, verlassener.
Aber ich schweife ab.Es geht um unsere Tochter. Ich hatte doch über ihr hohes Fieber berichtet? Es ging ihr noch nie so elend, wie in den letzten Tagen. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, sie so zu sehen. Du hast ja garkeine Ahnung, wie schwer es ist in diesen Zeiten einen ordentlichen Doktor zu finden. Es hat ein halbes Vermögen gekostet, aber jetzt wurde sie von einem hoch angesehenen Arzt untersucht. Frag nicht, woher ich das Geld genommen hab, Du willst es nicht wissen. Glaub mir. Er hat sie gestern in ein Krankenhaus eingeliefert. Sie liegt in einem kleinen Zimmer, während einen Raum weiter viele verletzte Soldaten auskurriert werden. Soldaten. Ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefallen soll!
Er sagte, dass er sich Sorgen um ihr Herz macht. Das Herz unserer kleinen Tochter!
Dieser Krieg betrifft uns alle. Selbst unsere Kinder. Selbst Anna. Unsere kleine Anna.
In Liebe und Sehnsucht,
Deine Charlotte
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Briefe an die Front
Historical Fiction"Dieser Krieg hat schon lange aufgehört nur das Leben der Männer in den Schützengräben zu zerstören!" Charlotte führte ein glückliches Leben. Ein bescheidenes, aber ein glückliches. Sie, ihr Mann Luis und ihre drei Kinder schafften es gerade so über...