14. Mai 1917

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Liebster Luis,
Verzeih, zwei Wochen habe ich mich nicht gemeldet.
Falls Du bereits eine Post mit den Briefmarken versehen hast, so muss ich Dir leider sagen, dass ich nach wie vor kein Lebenszeichen von Dir erhalten habe.

Allerdings bin ich nach wie vor überzeugt davon, dass Du gesund und munter zurückkehrst. Du hast schon immer jede Herausforderung, die Dir das Leben gestellt hat, gemeistert. Ich kann nur hoffen, Du hast das unserem Sohn vererbt!

Mark wurde eingezogen. Nun schreibe ich nicht nur Dir, sondern euch beiden Briefe. Er hatte Glück, wird erst einmal in der Nähe ausgebildet. Man kann es eigentlich nicht Ausbildung nennen, was da passiert. Es ist, als würde er im Schnelldurchgang alle wichtigen Informationen eingeschleust bekommen. Ich bin ehrlich Luis, ich glaube, unser Sohn ist für sie nichts außer Kanonenfutter.

Anna ist seit letzter Woche mit hohem Fieber im Bett. Und stell Dir vor, ich wurde gefeuert, weil ich um Urlaub gebeten habe, um mein krankes Kind zu betreuen. Eine Frechheit!
Nun ist Tom der Einzige, der zur Zeit Geld mit nach Hause bringt. Und wir sind bereits einen Monat mit der Miete im Rückstand. Ich befürchte, wir werden nicht mehr im selben Haus leben, wenn Du zurückkehrst.

Ich vermisse Dich.
Ich möchte bei Dir sein. Dich sehen, unversehrt. In Deinen Armen einschlafen, wie früher.

Wird es jemals wieder so sein?

Unsere Kinder fürchten sich vor nichts mehr als Deinem Heldentod! Deinem und Marks.

Wir wollen Dich nicht verlieren.
Wir können es nicht.

Und schon gar nicht Euch beide.

In Liebe,

Deine Charlotte


Briefe an die FrontWo Geschichten leben. Entdecke jetzt