die Klarheit

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Mein Kopf drohte zu platzen und ich drückte auf meine Schläfen obwohl ich wusste das es nichts bringen würde. Unruhig ging ich im Zimmer auf und ab und versuchte seine Stimme aus meinem Kopf ze verbannen doch er wollte nicht verschwinden. Er spuckte seit Wochen in meinem Kopf herum und jetzt, nach dieser Sache, würde ich ihn nie mehr verdrängen können. Ich öffnete energisch meinen Koffer und holte meine Kopfschmerztabletten mit zitternden Händen heraus.

" Du nimmst eindeutig viel zu viele von diesen Dingern", erklang Aminas Stimme hinter mir wobei ich so sehr erschrak, dass mir die ganzen Pillen auf den Boden runter fielen.

" anders gehen diese Schmerzen nicht weg", antwortete ich schuldbewusst und bückte mich nach den Medikamenten. Sie nahm mir 3 von den 4 Pillen aus der Hand und steckte diese wieder in die Verpackung, dabei fuhr sie mich an: " Ja aber man nimmt nur eine Sky. Nur eine! Nicht zwei, nicht drei und ganz sicher auch nicht vier!"

Ich schluckte die Pille mit Wasser runter und beschloss nicht weiter auf ihre Bemerkung einzugehen. Mir war bewusst das sie völlig im Recht war aber ich hatte nun mal diesen Tick. Das ging schon automatisch bei mir.

" Wie geht es dir?", fragte ich sie stattdessen und bekam dafür einen skeptischen Blick, der sich danach in einen sanften verwandelte.

" Mir geht es besser aber ich kann das alles noch immer nicht glauben. Ich werde diese Bilder nicht los", seufzte sie und ließ sich auf unser Bett fallen.

" Kann ich verstehen"

" und dir? Wie geht es dir?"

" Ich bin ziemlich aufgewühlt", gab ich zu und setzte mich auf die Bettkante. Ich hatte komischerweise das Bedürfnis ihr die ganze Geschichte mit Taylor zu erzählen, ich hatte nämlich keine Ahnung von solchen Sachen und wusste nicht was man in solchen Situationen machen sollte. Am nickte bloß, sah mich aber weiterhin an als Zeichen ich sollte weiter reden.

Also fing ich an ihr alles zu erzählen. Davon das ich die ganzen Ferien lang nur an ihn denken konnte und ihn sogar vermisst hatte, davon was ich mich im Flugzeug gefühlt habe als er seinen Arm um mich gelegt hatte und sogar von unserem wilden Kuss von vorhin und wie ich ihn mit diesem einem Satz verscheucht habe. Und während ich alles erzählte kam es mir vor als würden mir als diese Gefühle erst jetzt richtig bewusst werden und Amina schaute mich die ganze Zeit über mit einem wissendem Blick an.

„ .. und dann schrie er, das er dachte ich würde das gleiche für ihn empfinden und verschwand aus der Tür", erzählte ich zu ende und richtete meinen Blick auf den Boden. Auf einmal war mir das alles unglaublich peinlich, doch einen gewisse Befreiung verspürte ich auch.

„ Das heißt du hast es dir endlich eingestanden?"

Verwirrt schaute ich zu ihr auf und ihr breites Grinsen brachte mich ein Stück mehr durcheinander.  Sie wäre natürlich nicht Amina, wenn ihr nicht sofort auffallen würde wie sehr sie mich gerade verwirrte, deshalb fuhr sie fort: „ Du kapierst es wohl noch immer nicht". Sie rückte näher an mich ran und nahm mein Gesicht in ihre Hände.

„ Du hast dich in ihn verliebt Sky!"

Automatisch schüttelte ich demonstrativ den Kopf obwohl ich tief in meinem innerem es schon seit einiger Zeit wusste. Amina ließ mit einem tiefen Seufzer ihren Kopf sinken stets mit ihren Händen an meinem Gesicht.

„ Ich wusste schon immer das du blöd bist aber so schlimm hatte ich nicht erwartet", sie sah mich belustigt an und kassierte einen Schlag auf dem Kopf von mir.

„ Ich bin nicht dumm, ich verleugne nur gerne Sachen"

„ Am liebsten Gefühle gell du", ich rollte genervt mit den Augen und sie ließ auch endlich mein Gesicht los nur um mit dem Finger auf mich zu zeigen.

„ Hör zu, das kannst du einfach nicht mehr machen. Du kannst das alles nicht mehr verleugnen. Ihr habt es fast auf diesem Bett getrieben, was übrigens nicht mehr vorkommen sollte, ich will nicht in einem Bett schlafen das ihr mit euren Schweinerei bekleckert habt"

„ Am!", schrie ich entsetzt und wurde abrupt rot.

„ Urgh du bist ja noch immer total verkrampft, naja was solls, Taylors Problem. Also ganz davon abgesehen das ihr es schon getrieben habt, muss du es dir endlich eingestehen! Du hast dich in Taylor Black verliebt. Punkt fertig aus. Nicht mal du kannst etwas dagegen tun. Es muss endlich in deinen kleinen Kopf reingehen, das Gefühle etwas tolles sein können. Ich verstehe deine Angst, du hast dein ganzes Leben lang immer nur Bekanntschaft mit negativen Gefühlen gemacht aber gerade deshalb solltest du diese positiven zulassen"

„ Ich will nicht verwundbar werden"

„ Das bist du doch schon längst, Sky! Erinnerst du dich an euren ersten Begegnungen? Dieser Junge hat dich so auf die Palme gebracht wie kein anderer! Nicht mal unser Mathematik Lehrer hat dich so genervt", an den Gedanken an Mr. Kirsch verdrehten wir gleichzeitig die Augen und mussten darüber lachen wie ähnlich wir uns waren.

„ Der Punkt ist, er hatte dich mit seiner frechen und auch merkwürdigen Art schon von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ich hatte das als beste Freudin natürlich sofort bemerkt, ich wollte nur das du von selber darauf kommst. Weißt du noch als du Angst hattest, du hättest Gefühle für Hunter und Taylor?". Ich nickte.
„ Ich hätte dir damals am liebsten ins Gesicht geschrien das du voll in Taylor verschossen bist, weißt du wie schwer es war dich anzulügen nur damit du irgendwann deine Gefühle von selbst begreifst? Denn mir war klar, wenn ich es dir sage, dann wirst du noch stärker versuchen alles zu verdrängen". Ich musste darüber lachen, wie wahr ihre Ansage doch war. Ich wusste schon immer das Amina mich in und auswendig kannte, doch wie sehr sie es wirklich tat verblüffte mich immer wieder.

„ Ich will trotzdem keine Beziehung. Ich bin nicht dazu fähig jemandem meine Liebe zu zeigen, ich würde nehmen aber selten geben. Das wäre ihm gegenüber nicht fair"

„ Dann sag ihm das auch anstatt hier vor dich hin zu vegetieren. Vielleicht findet ihr eine Lösung?", schlug sie vor und ich nickte zustimmend. Somit war das Gespräch vorerst zu ende, Amina hatte mir genug Stoff zum nachdenken gegeben.
Ob ich das wirklich tun würde wusste ich noch nicht, denn dann musste ich meine Gefühle ihm gegenüber zugeben. War ich dafür bereit? Konnte ich mich jemandem anderen öffnen als nur Amina? Mir war klar das wenn ich Taylor wollte, dann musste ich mich ihm öffnen. Natürlich nur auf gefühlsmäßige Basis, meine Geheimnisse wird er nie offenbart bekommen obwohl er mir schon fast auf die schliche gekommen war. War er das Risiko überhaupt Wert? Die teuflischen Kopfschmerzen kehrten zurück und unterdrückten damit das Chaos in meinem Kopf, doch das in meinem Herzen blieb. Ich nahm mein Handy und checkte die Uhrzeit.

23:47 Uhr

Ich sollte schlafen gehen. Dieser Tag ging schon viel zu lange und es sind zu viele Sachen geschehen um prompt Klarheit darüber zu bekommen. Ich informierte Amina das ich mich schlafen legte und sie antwortete mir, das sie auch gleich nachkommen würde. Ich wechselte meine Kleidung und kuschelte mich an die weiche Bettdecke. Es fühlte sich merkwürdig an nach so langer Zeit wieder auf einer richtigen Matratze zu schlafen und bevor mich Erinnerungen durchfluten konnten, kniff ich fest meine Augen zusammen und zwang mich an Taylor zu denken. Das Bild von mir und ihn, wie wir uns leidenschaftlich, mit all unsere Liebe uns küssten ließ mein Herz rasen.

Dieser Kuss.

oder besser gesagt diese Küsse. Noch nie hatte ich etwas derart schönes gefühlt und ich werde es vermutlich nie wieder fühlen können. Ich stand mir dauernd im Weg und schaffte es nicht mich selber vom Weg zu räumen. Ich hätte ihn von Anfang an ignorieren sollen, ich hätte unser Kontakt unterbinden sollen.

Dann hättest du nie das Gefühl von Freude und Geborgenheit kennengelernt

Ich riss die Augen auf, denn da wurde es mir klar. Alles wurde so klar und all meine Gedanken wirkten mir plötzlich so unnötig. Die Frage ob er das Risiko Wert war, klang unverhofft dumm. Diese sinnlichen, schönen Gefühle waren alles Wert. Das Gefühl lebendig zu sein war es Wert. 
Er war es Wert.

Burning HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt