Das neue Paar

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„ Leute, ihr hättet dabei sein müssen! Es war so ge-nial", schwärmte ich bei meinen besten Freunden, die nur unbeeindruckt vor sich hin starrten.

„ Alte, verstaubte Gebäude anzustarren soll genial sein? Da würde ich ja lieber einen ganzen Tag Schach mit meiner Omi spielen", entgegnete Amina mit nach unten gezogenen Augenbrauen.

„ Ich dachte deine Oma ist nervig?"

„ Das ist der springende Punkt", sagte sie als wäre es das offensichtlichste der Welt stets mir verschränkten Armen.

„ Was auch immer", wank ich mit einer Handbewegung ab. „ Wir waren in einem so coolen Museum! Ihr hättet es sehen so-", Hunter's Hand vor meinem Gesicht ließ mich verstummen.

„ Du willst uns nicht allen ernstes diese lausigen Sachen erzählen, oder?"

„ Es war nicht lausig!"

„ Ja klar", sagten beide gleichzeitig, sahen sich grinsend an und klatschten sich dann ab.

„ Wir waren auch im botanischen Garten", versuchte ich weiter zu erzählen doch Am schnitt mir das Wort ab indem sie laut 'langweilig' dazwischen rief.

„ botano was?", fragte Hunter verwirrt und ich konnte nicht anders als mir die Hand gegen Stirn zu klatschen.

„ Du meine Güte, ich bin umgeben von Idioten!"

„ Ach was", wank Amina lachend ab und Hunter stimmte mit ein. „ Du bist schlichtweg ein Schnösel"

„ Bin ich nicht!"

„ Oh doch mademoiselle"

Augenrollend ließ ich mich auf einen Puff Sitzsack fallen und machte es mir bequem. Wir hatten die Lobby ganz für uns alleine, da sich jeder in seinen Zimmern oder im Spielraum befand. Dementsprechend konnten wir uns ungestört unterhalten ohne das jemand etwas mit bekam, was er nicht sollte.

„ Wir sollten so einen Sitzsack klauen. Er würde sich viel besser in unserem Zimmer machen", sprach Am und zeigte auf den Puff unter meinem Hintern.

„ Das würde auffallen, Babe", antwortete Hunter dabei legte er seinen Arm um ihre Schultern. Mir fiel die Kinnlade herunter. Am sah ihn entsetzt an und da wurde ihm auch bewusst, was er von sich gegeben hatte.

„ Babe?", wiederholte ich ihn mit gerunzelter Stirn. Die beiden warfen sich einen vielsagenden Blick zu und Hunter zog sie näher an sich ran.

„ Ja ehm, wie soll ich es am besten sagen..Wir sind zusammen?", erwiderte Amina ängstlich und mit zusammen gepressten Augen, als hätte sie Angst, dass ich jeden Moment auf sie los gehen könnte.

„ Ist das eine Frage oder eine Ankündigung?"

„ Eine Ankündigung?"

Sie schaute so verunsichert aus, dass ich mir mein Lachen nur noch schwer verkneifen konnte. Dachte sie etwa, ich würde ihre Beziehung nicht unterstützen? Um sie länger auf die Folter zu spannen, seufzte ich laut auf, setzte mich dabei gerade hin, meine Ellbogen auf meinen Knien gestützt. Die beiden sahen mich nach wie vor verunsichert an, nur das sie jetzt ihre Finger ineinander verschränkt hatten.

„ Seit wann?"

„ Heute", sagten beide gleichzeitig weswegen Amina kicherte. Ich verdrehte entgeistert die Augen. Ich hoffte bloß, das sie nicht einer dieser nervigen Pärchen wurden.

„ Heute?", wiederholte ich sie um mehr Informationen zu bekommen.

„ Naja, du warst nicht da und wir waren dann die ganze Zeit alleine..und dann ist es einfach passiert", erklärte sie und lächelte ihn an.

„ Du erzählst es so, als hättet ihr einen One-Night-Stand gehabt", verspottete ich sie doch ihre Reaktion war alles anderes als erwartet. Im ersten Moment, schauten mich die beiden so an als hätte ich sie bei etwas ertappt, dann blickte Amina fuchsrot auf den Boden und Hun-.. Ich riss entsetzt meine Augen auf als es bei mir dämmerte.

Nein?", kreischte ich ungläubig und konnte mein fettes Grinsen einfach nicht mehr verbergen. Ich stand schwungvoll auf und stürzte mich auf die beiden. „ Wann? und wie? und oh mein Gott wirklich? Ich kann es nicht fassen!" Amina wollte etwas sagen aber ich schnitt ihr das Wort ab. „Warum habt ihr mir nichts erzählt? Du grüne Neune, ich freue mich so für euch!"
Ich schmiegte mich an ihnen und verteilte zahlreiche Wangenküsse.

„ Beruhige dich", sagte Am lachend und drückte mich zwischen ihnen auf die Couch. „ Es war in den Ferien. Besser gesagt an Silvester"

„ Und? War es gut?", platzte es aus mir heraus eher an Amina gewandt als an unseren Loverboy neben mir.

„ Also bitte, natürlich war es gut. Schließlich war ich dabei", kam es selbstsicher von Hunter.
Ich gab ihm einen Klaps auf den Bauch und sagte: „ Halt die Klappe, dich hat niemand gefragt".
In diesem Moment bemerkten wir wie Taylor auf uns zu kam, also flüsterte ich Amina ' Wir reden später' zu. Er fragte uns ob wir mit ihm und Cole in die Kantine essen gehen wollten, worauf wir bejahten. Es war zu süß, wie eng Taylor's und Cole's Freundschaft war. Sie waren fast immer zusammen und Taylor schien ihm zu vertrauen. Ich fand es gut, wenn Jungs einen besten Kumpel hatten, dem sie alles erzählen konnten, anstatt alles immer nur ihrer festen Freundin zu erzählen. Falls sie eine hatten. Jedenfalls, war das in vielen Büchern immer so, dass die Jungen sich oft nur ihrer Freundin anvertrauten. Mit einem voll beladenen Tablett setzte ich mich zur Gruppe und fing sofort an alles herunter zu schlingen. Die anderen unterhielten sich angeregt über die Flüchtlingskrise, derweil ich stumm neben Taylor saß und meinen Hamburger aß.
Ich hatte keine Lust darüber nachzudenken.
Ich nahm schon allein wegen dem Thema nicht an ihrem Gespräch teil, da sowieso jeder verschiedene Ansichten über diese problematische Situation hatte. Größtenteils sprachen sie über die Inkompetenz der Politiker und diese Meinung teilte ich erst recht nicht mit ihnen. Politikern wird so viel Verantwortung in die Hände gelegt und so lange sie ihr bestes geben, können wir sie doch nicht verurteilen, oder? Sie müssen auf so vieles gleichzeitig achten und es jedem Recht zu machen ist quasi unmöglich.
Jetzt dachte ich ja doch darüber nach. Ich verband diese Gedanken in die hinterste Ecke meine Kopfes.
Taylor legte unauffällig seine Hand auf meinen Oberschenkel und ich musste wahllos Grinsen. Wer hätte gedacht, dass mich eine so kleine Geste jemals so froh machen könnte. Vielleicht sollte ich doch über eine Beziehung nachdenken?
Ich schüttelte den Kopf um diesen Gedanken zu verwerfen. Ich war nicht für eine Beziehung fähig. Ich war zu kaputt. Ich würde ihm nie meine Probleme erzählen und er würde denken, ich könnte ihm nicht vertrauen. Ich würde ihm nie meine Liebe beweisen können und er würde denken, ich würde ihn nicht mögen oder gar lieben. Ich würde ihn nie mit nach hause nehmen können und er würde mich ständig fragen warum. Der schwerwiegendste Grund war aber dass er mich so oder so irgendwann verlassen würde. Ich wollte ihm nicht die Macht geben mich zu verletzen.
Ich stand wortlos auf und räumte mein Tablett. Mein Hunger war mir vergangen und auf einmal fühlte ich mich so müde. Ich spürte die Blicke der anderen auf mir aber es war mir egal. Ich wollte einfach nur noch schlafen obwohl ich wusste, das nichts daraus werden würde.
Ich öffnete die Zimmertür und schlenderte ins Badezimmer um mich ab zu schminken. Danach wickelte ich mich in die Bettdecke, doch von meinem sehnsüchtig erwarteten Schlaf war keine Spur in Sicht.

Burning HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt