Chapter 13

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Vor 171 Jahren hätte keiner in den Hallen Erebors sagen können wer Lyra ist, mal abgesehen vom König vielleicht.

Doch man kannte sie sehr wohl unter einem anderen Namen; Silberzunge.

Jedes Mal wenn jemand es aussprach triefte es nur so vor Abschätzigkeit, keiner wollte etwas mit dem Unglück bringenden Kind zu tun haben.

Das Mädchen hatte einen schlechten Ruf in dieser Gegend und wurde schlichtweg geduldet, wobei alle hofften, dass sie endlich dorthin zurückging woher sie gekommen war. Das alles hatte sie vor allem Thror, dem König unter dem Berge zu verdanken.

Dieser war über ihre Lage mehr als nur zufrieden, schließlich hatte er die Gerüchte selbst gesät, den Hass sorgfältig geschürt und versteckte seine Abneigung nicht im Geringsten.

Das Mädchen war schon vor seinen Gerüchten, dafür bekannt mit ihrer glockenhellen Stimme, jeden um den Finger zu wickeln und sie tanzen zu lassen wie es ihr beliebte. Als wären sie ihre Marionetten. Genau davor hatte der König am meisten Angst, unter ihren Bann zu fallen. Wobei er den Fakt, dass sie Wächterin war, völlig außen vor ließ. Was hätte er auch anderes tun sollen?

Das Kind kam zu ihm mit der Erzählung, sein Gold, sein geliebtes Gold, sei sein Verhängnis. Eine Gefahr würde auf sie kommen und alles zerstören, wenn er sich nicht besann.

Und sowas Ungeheuerliches sollte er glauben?

Sein Stolz war von den Anschuldigungen des Kindes, die zum Teil sogar der Wahrheit entsprachen, bis aufs tiefste gekränkt.

Ihr Vater war zwar ein Handelspartner, aber entbehrlich. Er war nur ein kleiner Fürst irgendwo im Nirgendwo und hatte sich schon einige Fehltritte erlaubt, angefangen mit seiner Frau, einem Bastard von Halbzwergin.

Der Zwergenkönig steigerte sich in diese Sache hinein wie in keine andere. Er wollte das Mädchen vernichten, das ihm so offensichtlich den Thron streitig machte. Dabei war er doch der auserwählte König. Das bewies der Atkenstein zu genüge.

Zu dieser Zeit war Thorin nur ein begnadeter Kämpfer, nicht mehr und nicht weniger. Weder betitelt, noch als Herrscher ohne Königreich bekannt.

Die Frauen lagen ihm zu Füßen, die Männer neigten stets respektvoll den Kopf. Mehr wollte er auch gar nicht.

Als Sohn des Kronprinzen hatte er, abgesehen von seiner gründlichen Ausbildung, keine Sorgen und war zu einem überaus neugierigen und tatkräftigen jungen Mann herangewachsen.

Die paar Wochen, die er bei seinem Vetter in den Eisenbergen verbrachte, ersparten ihm die große Aufregung seines Großvaters. Dadurch erfuhr er aber nur sehr spät von Silberzunge. Man verbot ihm sogleich weder mit ihr zu sprechen, noch sonst wie Kontakt mit ihr aufzunehmen, was das Mädchen unglaublich interessant für ihn machte, da ihn keines seiner Familienmitglieder wirklich über sie aufklären wollte.

Sie war älter als er. Das war eines der Dinge, die er schon kurz darauf herausfand. Leider wollte ihm das nicht in den Kopf gehen, sie sah nämlich nicht im Geringsten so aus.

Sie hatte keinen Bartwuchs, reichte ihm vielleicht mal bis zum Kinn und war dürr wie ein Stock. Schulterlange Korkenzieherlocken verbargen dazu ein kugelrundes Gesicht. Man hätte die Arme wirklich stundenlang auslachen können.

Trotzdem wies sie eine komische Ähnlichkeit mit den zerbrechlichen Puppen auf, die Thranduil, der Waldelbenkönig, Dis bei seinem letzten Besuch geschenkt hatte.

Den einzigen Unterschied hätten vielleicht die Augen gemacht, hätte er sie nur ein einziges Mal gesehen. Aber das Verbot seines Großvaters hinderte ihn daran sich in ihrer Nähe blicken zu lassen und so beobachtete er sie von Weitem.

Next Guardian (Hobbit ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt