Next Guardian (Hobbit ff)

Chapter 15

Lyra ging nicht mehr zum Essen, zu sehr graute es ihr vor Thorins Reaktion. Und so wanderte sie leise und schattenhaft durch die vielen Räume Bruchtals, darauf bedacht jedem auszuweichen der auch nur in Ansätzen einem Zwerg ähnelte.

Die Sonnenstrahlen wurden immer schwächer, nach und nach wurden die Kerzen entzündet und leise Lieder angestimmt, denn das Licht des Mondes war den Elben nicht weniger willkommen als das der Sonne. Sogar die Zwerge machten es sich nach ihrem ausgelassenen Bad im großen Brunnen gemütlich, nur Lyra irrte unermüdlich durch die Gänge.

Förmlich begrüßte sie jeder Elb, sahen ihr meistens interessiert hinterher und wunderten sich nur noch mehr wenn sie ihr wieder und wieder über den Weg liefen.

Was Lyra suchte, was sie antrieb, entschlüsselte keiner von ihnen, wahrscheinlich wusste es nicht einmal die Wächterin selbst genau. Ihre Beine bewegten sich einfach voran, brachten sie an bekannte Orte voller Schönheit und Erinnerung und schließlich - hielten sie inne, Lyra aus den Tiefen ihrer Gedanken reißend.

Eine Elbenstatue, wie es sie viele in Bruchtal gab, ragte vor ihr auf, genauso sinnlich und schön. Nur die Platte aus Stein, oder eher doch ein grobes Schild, machte sie zu etwas besonderem. Langsam stieg Lyra ein paar Stufen zu der Figur hinauf und erblickte Isildurs Schwert. Gebettet auf ein samtenes Tuch blitzten die Bruchstücke von Narsil im Licht.

Als Kind hatte sie oft vor diesem Schwert gestanden und es bewundert. Die Geschichte der Klinge war legendär und ihr Herz hatte sich oft gewünscht, selbst solche Heldentaten zu vollbringen. Ihr wurde beigebracht, dem Bösen Einhalt zu gebieten, wäre eine ihrer obersten Prioritäten und diese zerbrochene Klinge verkörperte ihre ganze Aufgabe.

Die Wächterin drehte sich nachdenklich um, betrachtete die Wand ihr gegenüber. Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden und von dem Bild das die Wand bedeckte war im Mondlicht nicht viel zu sehen. Das schöne Gemälde zeigte sonst den Glanzmoment Isildurs, der kraftvoll mit Narsil ausholte um dem dunklen Herrscher ein Ende zu setzen.

Auch dieser Anblick war Lyra mehr als nur gut bekannt, doch dieses mal stach ihr plötzlich ein Detail besonders ins Auge.

Schwungvoll hüpfte sie die Stufen wieder hinab und näherte sich dem Bild. "Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht", flüsterte die Wächterin und besah sich genau den Ring, an der Hand des dunklen Herrschers, Sauron, der plötzlich so viel Interesse in ihr geweckt hatte. "Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein. Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun. Einer dem dunklen Herrn auf dem dunklen Thron, Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn", murmelte sie weiter das Sprüchlein, mit dem Elrond ihr einmal versucht hatte die Geschichte zu erklären.

"Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden. Im Lande Mordor wo die Schatten drohn."

Lyra streckte die Hand aus und berührte den goldenen Strich auf dem Bild, der den Ring der Macht darstellte und im gleichen Moment schoss das Bild von Bilbo, in einer glitschigen Höhle kniend, an ihren Augen vorbei. Verstört wich sie zurück und der erstere Teil ihrer Vision kam ihr wieder in den Sinn. Ein kleiner Hobbit der einen Ring aufhob und ihn neugierig betrachtete. Ein Ring ungewöhnlicher Art.

Ihre Augen zuckten zurück zum Gemälde. Wieso hatte sie nicht schon früher daran gedacht? Aber das konnte nicht sein. Beunruhigt schob sie diese Idee beiseite. Der Ring war schon lange verschollen, der dunkle Herrscher besiegt, nichts weiter als eine Geschichte. Es hätte genauso gut einer der anderen Ringe sein können, vielleicht sogar einer, der den Zwergen gedient hatte. Obwohl Lyra nicht einmal recht an deren heutige Existenz glauben mochte, denn in ihrem eigenen Familienbesitz hatte sich keiner gefunden und zu den glücklichen sieben Zwergenherrschern mussten ihre Vorfahren gehört haben.