Chapter 6

938 75 12
                                    

Eine Vision. Dieser ermüdende Gedanke kam Lyra als sie sich in tiefster Dunkelheit wiederfand. Erdrückende Stille herrschte hier, nicht der kleinste Funken Licht war zu sehen und eisige kälte kroch langsam am Körper der Wächterin hoch.

Etwas bewegte sich in der Finsternis, schlich um sie herum und schien sie zu beobachten wie ein hungriges Raubtier. Eine Gänsehaut breitete sich auf Lyras Armen aus.

Da, immer lauter werdend, ertönten sie: Die Stimmen. Zu Dutzenden  hallten in ihrem Kopf wieder, jedoch unverständlich, zu verworren war das was sie sagten.
Diese Stimmen waren der Wächterin nur allzu vertraut. Sie waren ein Teil von ihr, ein Teil ihrer Kraft, die ihr Rat gaben und ihre Klinge führten, wenn sie selbst zu schwach dazu war.
Lyra hatte schon immer vermutet, dass das ihre Vorgänger waren. Die Geister der vorigen Wächter, oder jedenfalls, ein Schatten von ihnen, die in ihr weiter lebten.
Sie hatte Respekt vor diesen uralten Stimmen und war angewidert zugleich, denn diese hatten sie schon zu so mancherlei Gräueltaten gebracht.

Oft genug hatte sich Lyra gewünscht, sie nicht mehr im Kopf zu haben, doch das war unmöglich. Es käme sich einen Arm abzuhacken gleich.

Wie ein Summen waren sie in ihren Ohren, das mit einem Mal verstummte.
"Sieh genau hin", verbanden sie sich zu einem kalten Ganzen, emotionslos und hart doch voller Kraft.

Und von einer Sekunde auf die nächste stand Lyra in einer Höhle, oder eher einem Steingewölbe aus glitschigem Fels , von großen braunen Pilzen bewachsen und allerhand Geröll auf dem Boden liegend.

Etwas regte sich neben ihr.
Bei genauerem hinsehen erkannte sie Bilbo, verwahrlost und verdreckt sah er aus, als hätte er schon seit ein paar Wochen kein anständiges Bad mehr gehabt geschweige denn sowas wie Seife zu Gesicht bekommen.

Vom Boden aufstehend, nahm er sich ein kleines Schwert in die Hand, das blau schimmerte und beleuchtete den Boden. Langsam beugte er sich hinunter und hob etwas auf. Es war rund und blitzte im schwachen Licht matt golden. Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete er das hübsche Ding und auch Lyra trat ein paar Schritte auf die Ilusion zu.

Ein Ring. Verwundert drehte Bilbo ihn in seiner Hand.
Wie hypnotisiert starrten beide darauf. Es schien Lyra als würde der Ring leise mit ihr sprechen, ihr Dinge zuflüstern.
Ein plötzliches Kreischen und das Geflüster einer hohen Stimme, rissen Bilbo aus seiner Starre und schnell steckte er den Ring in seine Jackentasche. Alles in Lyra sträubte sich dagegen, dass der kleine wertlose Hobbit, diese Kostbarkeit mit sich forttrug. Sie sah ihm finster hinterher, als er in einen dunklen Gang hinein ging und aus ihrem Blickfeld verschwand.
Wie von alleine streckten sich ihre Arme gierig nach ihm aus. Verlangen nach dem Ring pochte in ihrem Kopf. Sie würde alles für ihn geben. Für ihren Schatz.

Plötzlich löste sich das Bild auf und sie stand wieder in der Dunkelheit. Es traf sie wie ein kalter Wasserstrahl, Entsetzen über ihre eigenen Gedanken breitete sich in ihr aus.
"Was war das?", fragte Lyra zögerlich, sie sprach selten mit den Stimmen, die meiste Zeit befolgte sie nur Anweisungen.
"Dieser Ring ist ein sehr mächtiges Relikt. Du bist nicht die einzige die ihm verfallen ist, wenn auch nur für kurze Zeit, vielen raubte er vollkommen den Verstand. Er ist voller schwarzer Magie und sollte nicht dem Falschen in die Hände fallen."
"Was genau bedeutet die Vision?"
"Der Hobbit muss mit auf die Reise gehen. Denn wenn dieser Moment nicht eintritt. Wenn er den Ring nicht findet, wird die Zukunft, die wir gesehen haben vollkommen aus dem Ruder laufen."
"Was soll ich tun?"
"Sorge dafür, dass der Hobbit mit auf die Reise kommt und in diesen Orkstollen gelangt."
"Und was wenn er es nicht tut?" Ängstlich sah sie in die Dunkelheit.
"Wir würden dir raten nicht zu versagen. Nicht jetzt und auch nicht auf der ganzen Reise."
Zitternd fasste sie sich an den Kopf, mit Grauen erinnerte sie sich daran wie es war, aus ihrem eigenen Körper verdrängt zu werden. Wie sie Besitz von ihr ergriffen hatten, um das was sie nicht geschafft hatte selbst zu Ende zu bringen.
"Was wenn wir erfolgreich sind? Wenn wir die Reise und Smaug unbeschadet überstehen?"
Die Dunkelheit entschwand und machte einem grausigen Szenario Platz.

Lyra stand auf einer Anhöhung aus Eis unter ihr im Tal tobte ein Kampf. Die Schreie klangen bis zu ihr hinauf und die Luft war von Blutgeruch durchtränkt. Bilder schossen an ihren Augen vorbei. Zwerge, Menschen und Elben kämpften Seite an Seite gegen den mächtigen Feind. Der Boden war dunkel und durchweicht von Blut. Leichen lagen darauf, wie Marionetten, deren Fäden plötzlich einfach durchtrennt wurden. Verrenkte Glieder und zerstückelte Körper ließen Lyra unkontrolliert zittern. Leblose Augen blickten ihr entgegen.

Und über alle dem ein bleicher Ork auf einem weißen Warg.

Die Bilder versiegten und sie fand sich nochmalst auf dem Eis wieder, neben ihr lag jemand der ihr nur allzu bekannt war.
Es war Thorin Eichenschild, blutverschmiert, die blauen Augen starr gen Himmel gerichtet, die dunkle beeindruckende Aura war verloschen. Auch er war tot.
Am liebsten hätte Lyra geschrien, die Augen geschloßen und vor dem weggelaufen, was sie hier sah. Doch diese Blöße würde sie sich nicht geben.
Stattdessen krallte sie die zitternden Hände in ihre Haare. "Das kann nicht so kommen. Es muss sich doch irgendwie verhindern lassen!" Verzweiflung sprach aus ihrer Stimme.
"Falls ihr Erfolg habt ist dieses Ereignis unausweichlich. Das einzige was du dann verhindern kannst, ist der Sieg der Feinde. Sie würden zu übermächtig werden, wenn sie auch den Erebor in ihrer Gewalt hätten."
"Ich soll die anderen also einfach ins offene Messer laufen lassen?!"
Entsetzt sah Lyra in alle Richtungen, darauf bedacht ja nicht nochmal in diese leblosen blauen Augen zu schauen.
"Darauf läuft es wohl hinaus." Hätten diese reservierten Stimmen einen Körper gehabt, sie hätte alle Hemmungen über Bord geworfen und sie erwürgt, so sehr brachte sie das in Rage. Wie konnte man solch einem Gemetzel nur so gefühlskalt zusehen?
Nie hatte sie einen Krieg gewollt. Nie gewollt, dass so viele Leute starben.
Mit fester Stimme, wiedersprach sie:" Ich bin Wächterin. Und man sagte uns, wir sollten Mittelerde vor solchen Infernos schützen. Ich werde nicht zulassen, dass so etwas.... Schreckliches passiert."
Es blieb still, nur der pfeifende Wind, der an ihren Kleidern riss, war zu hören.
"Wir werden sehen", antworteten sie schließlich. "Doch denke an eins kleine Wächterin: Wo wir den Tod gesehen haben, wird er auch bleiben..."
--------------------------------

Schande über mein Haupt, Leute. Schande über mein Haupt.
Da erzähle ich etwas davon, noch am gleichen Tag zu updaten und mach es erst
zwei Tage danach. Ich glaube jedenfalls, es sind zwei Tage, ich habe meinen Zeitlichen Sinn verloren. Denke schon den ganzen Tag es wäre Montag.
Aber das ist jetzt egal, meine Entschuldigung: ich hab es nicht mehr geschafft und bin dann krank geworden. Ziemlich lahm, ich weiß ^^

Hoffentlich hats euch gefallen
Eure Ice

Next Guardian (Hobbit ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt