Chapter 9

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Der Tag hatte sich anscheinend das Ziel gesetzt, Thorin Eichenschilds Gemeinschaft zu ertränken, denn seit Morgengrauen ergoss sich der Regen in Strömen vom Himmel und schien seinen ganzen Jahresvorrat an Wasser über ihnen zu entleeren.

Schon in den frühen Morgenstunden hatten Lyra und Thorin beisammen gesessen und unter den interessierten Blicken der anderen miteinander diskutiert, aufgebracht die Hände gewrungen oder sich besserwisserisch unterbrochen.

Jedoch hatte keiner ihrer Begleiter mitbekommen um was genau es gegangen war, geheimniskrämerisch waren die beiden nämlich sofort verstummten wenn jemand in ihre Nähe gekommen war und hatten diesen mit tödlichen Blicken gestraft.

Beim Aufbruch erhoben sie sich schlußendlich schweigend und nach einem knappen Nicken von Seiten des Zwergenprinzen schwang Lyra sich in Rabengestallt in die Lüfte.

Keiner der Zwerge brachte den Mut auf, den mürrisch aussehenden Thorin zu fragen wohin Lyra verschwunden war. Selbst Gandalf nicht, was ihn aber nicht davon abbrachte Eichenschild mit Blicken zu durchbohren, die dieser tunlichst vermied zu erwiedern, und im Stillen seine eigenen Theorien aufzustellen.

Zwar war der Zauberer ohne Wiederrede ein schlauer Mann, doch selbst diese irren mal. So blieben ihre Verfolger ein stilles Geheimnis zwischen Thorin und Lyra, die befürchteten dessen Lüftung würde die Reise unnötig verzögern wenn nicht gar ganz beenden.

Trotzdem plagten beide die Sorgen, was Lyra schließlich dazu veranlasste ihrem Anführer zu versprechen mit besonders aufmerksamen Augen Ausschau zu halten, voraus zu fliegen und die Umgebung der Gemeinschaft zu sichern.

Im Grunde machte Lyra das nichts aus, sie liebte das Gefühl von Schwerelosigkeit wenn sie mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Wind schwebte und die frische Luft ihre Lebensgeister zum Leben erweckte. Wohl und belanglos fühlte sie sich dort oben, als stünden ihr alle Wege offen.

Leider war der heutige Tag keiner an dem diese Beschreibungen auch nur ansatzweise zutrafen. Das Wetter war noch miserabler geworden als zuvor, auf  dem grauen Himmel zeichneten sich schwarze Sturmwolken ab, wie mächtige Berge ragten sie dort auf und grollten unaufhörlich.

Der Regen stach wie tausende Nadeln, trommelte hart auf Lyras Rücken und raubte ihr die Sicht, auch der Wind ließ sie nicht unverschont, riss ihre Federn umher und schleuderte sie, seinem Willen beugend, immer wieder aus der Bahn.

Stunden kämpfte die Wächterin gegen diese Naturgewalten und gab schließlich, da sie weder jemanden im Umkreis von zwei Meilen erblickt hatte noch die Kraft aufbrachte weiter gegen diese böigen Regengüsse anzufliegen, geschlagen auf.

Reichlich ungeschickt wechselte Lyra ihren Kurs und flog zielstrebig auf ein Wäldchen in der Nähe zu, wo sie ihre Kumpanen erst vor kurzem gesichtet hatte. Und als hätte sich der Wind ihrer erbarmt, wehte er ihr den Rücken, was ihren Weg erheblich erleichterte, wenn man mal von Lyras erleichterten Gedanken an einen warmen Mantel und ihrem mittlerweile wütend vor sich hin knurrendem Magen absah.

Die freien Felder verlassend und dicht unter den Baumkronen des Wäldchens fliegend, entspannte sie sich sichtlich. Hier war der Wind längst nicht so stark und der Regen um längen angenehmer, eine einfache kalte Dusche im Vergleich zu den harten Tropfen Außerhalb.

Langsam dem teilweise überschwemmten Pfad unter sich folgend, erreichte auch schon bald das platschende Hufgetrappel der Ponys ihr Ohr und Gandalfs feste Stimme erklang durch die Bäume: "Es regnet Meister Zwerg! Und es wird weiterregnen bis es aufgehört hat zu regnen. Wollt ihr das Wetter auf der Welt ändern müsst ihr Euch einen anderen Zauberer suchen!"

Da kam die Truppe auch schon in Sicht, mürrisch hin und her schaukelnd saßen sie auf ihren Ponys, die Bärte so durchweicht, dass das Wasser in Strömen daran herabfloss und die Kleidung durchnässt an ihnen dranklebend wie eine unangenehme zweite Haut.

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