Kapitel 6

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someday when you leave me, I'll bet these memories follow you around


Der Fußboden des Intercontinental Hotels in New York war deutlich bequemer, als er wirkte. Die tolle Sicht über New York war nur ein weiterer Pluspunkt. Das Hotel, hätte definitiv das Hotel werden können, in das Harry regelmäßig eincheckte, wäre da nicht diese eine Sache gewesen. Die Sache mit Taylor.

Das Video hier zu drehen, war ein großes Vorhaben, vielleicht hatte er sich wirklich überschätzt, aber andererseits, was sollte schon schiefgehen? Sie hatten ihn alle ungläubig angeschaut, als er verkündet hatte, er wolle das Perfect Musikvideo in diesem Hotel drehen. Aber für ihn fühlte es sich richtig an und das musste als Begründung reichen. Das Lied war für sie, eine Antwort auf all die Lieder, die 1989 zu bieten hatte, also warum nicht in einer Location drehen, die die Beiden verband?


Perfect war natürlich absichtlich mit bestimmten Lyrics ausgestattet worden, nicht weil es dem Lied mehr Publicity einbrachte, sondern einfach, damit sie es bemerkte. Aber die Medien hatten es auch bemerkt, und so war die Hölle losgebrochen. ,,And if you're looking for someone to write your break-up songs about" war dann doch zu auffällig gewesen und manchmal wünschte er sich, er hätte den ganzen Trubel nicht losgetreten.

Niall betrat das Hotelzimmer. »Möchtest du noch kurz in Zimmer 313 gehen? Wir fangen da gleich an, meine Szene zu filmen, also wenn du willst, dann warte ich noch 10 Minuten?« Harry erhob sich vom Boden und klopfte sich den imaginären Staub von der Hose. Er winkte ab. »Nein, nein, fang an, vielleicht komme ich und schau zu, wie du mitten im Hotelzimmer Golf spielst, sowas sollte man sich nicht entgehen lassen«, Harry grinste breit und Niall lachte kurz auf, aber sah ihn dann zweifelnd an. Beide wussten, dass er es nicht tuen würde. »Okay, wie du meinst«, sie behandelten ihn alle mit Samthandschuhen und je länger der Tag voranschritt, desto schlimmer wurde es. Sie wollten nur das Beste für ihn, aber ihm stank dieses Getue langsam. Als er schließlich in eine geheime Zusammenkunft von Liam Louis und Niall hereinplatzte, die berieten ob man ihn lieber vom Zimmer 313 fernhalten sollte oder nicht, platzte ihm der Kragen.

»Könnt ihr bitte aufhören diesen Eiertanz hier zu veranstalten?! Das zwischen ihr und mir ist vorbei, endgültig, sie hat einen neuen Freund, der sie glücklich macht und ich bin drüber hinweg, Ok?! Es geht mir gut und das hier war eine bewusste Entscheidung.« Er wünschte er könnte sich selber glauben. Kurz starrten die drei ihn an, niemand schien ihm wirklich abzunehmen was er her von sich gab. Aber sie sagten nichts und darüber war Harry mehr als froh. »Wie du meinst, Kumpel«, Louis klopfte ihm auf die Schultern »ich brauche jetzt endlich einen Kaffe, vorhin war er alle und ich habe heute Nacht zwei Stunden geschlafen.« Niall folgte ihm und so waren es nur noch Liam und Harry. Harry wollte sich schon auf den Weg machen, aber Liam packte seinen Arm und hielt ihn zurück. »Wenn du jemanden zum Reden brauchst, Harry ich bin hier. Okay? Ich weiß, wie schwer es ist.«, sprach er eindringlich. »Das ist zwar nett von dir, aber ich brauche wirklich niemand, du dagegen siehst wirklich schlimm aus. Wir wissen, dass Sophia alles für dich war, also wenn du etwas brauchst, oder wenn du jemanden schlagen willst und sogar wenn du über Soph reden willst dann bin ich da, das weißt du doch oder?« Liam nickte und zog ihn dann plötzlich in eine feste Umarmung. »Sie war weg, einfach weg«, murmelte er so leise, dass Harry es fast nicht verstanden hätte. Als sie sich lösten konnte Harry noch deutlicher die Augenringe erkennen die sogar unter Lous Schminke bläulich hervorschienen. »Ich glaube dir nicht Harry, du bist nicht über sie hinweg« »Ich glaube mir selbst auch nicht«, er lächelte traurig »aber wenn ich zu viel darüber nachdenke, dann zerfrisst es mich. So ist es besser.«, meinte er tapfer »Wie du meinst« Liam nickte. Sie standen noch eine Weile so da und schwiege und fast hätte Harry seinen Mund aufgemacht und hätte angefangen zu erzählen, aber dann kam Joe, der Kameraassistent. »Sophie meint, du bist jetzt dran.«

Harry betrat das erste Mal an diesem Tag das Zimmer 313, dass erste Mal seit ein paar Jahren. Durch die ganzen Kameras, die aufgebaut waren wirkte das Zimmer anders als in seiner Erinnerung und doch war es dasselbe. Für einen kurzen Augenblick befand er sich wieder im Jahr 2012 und fast konnte er das unbeschwerte Lachen von ihr hören. Aber nur fast. Die Stimme von Sophie, der Regisseurin, erklang durch den ganze Raum und riss Harryaus der Erinnerung an den Tag, als die helle Dezembersonne durch die Scheiben dieses Hotelzimmers geschienen hatte. »Also, alle bereitmachen, Harry deine erste Szene, du liegt auf dem Bett und singst, wir probieren einfach mal ein bisschen was aus, wenn du eigene Ideen hast, dann immer her damit.« Harrys Parts zu drehen dauerte etwas drei Stunden. Seine letzte Szene war seine eigene Idee  gewesen, die ihm schon tagelang im Kopf herum gespukt war. Er wollte das. Er wollte sie verletzten. Es war nicht rational oder in irgendeiner Weise gerechtfertigt . Und trotzdem tat er es. Vielleicht, weil er es nicht aushalten konnte, dass er ihr egal war, dass sie ihn ignorierte. Denn auch wenn sie ihn hassen würde, er hätte immerhin ein Gefühl in ihr ausgelöst.Er besaß ein Notizbuch, das so aussah, wie das, in dass sie alle ihre Songideen schrieb. Sie hatte ihm mit 1989 ein Geschenk zu Füßen gelegt. Wenn er das Notizbuch durchblätterte und wegwarf, dann würde er ihr zeigen wie egal ihm ihre wunderbaren, perfekten Leider waren. Sie waren es nicht, aber das würde sie glauben und das war genau das, was er wollte.

Das Video bestand nicht nur aus Erinnerungen an die Tage, die er hier mit Taylor verbracht hatte, auf der Suche nach einem sicheren Platz vor dem Hate und den Paparazzi. Es zeigte auch das Leben One Directions auf Tour. Es war nicht ungewöhnlich, dass der Konferenzraum als Fußballfeld missbraucht wurde oder das Hotelzimmer als Golfplatz, wenn es Nialls Golfschläger durch den Securitycheck an den Flughäfen schafften. Nach Harrys letzter Szene war Sophie sofort in den Konferenzraum geeilt, Louis und Liam spielten dort Fußball. Nicht für das Musikvideo, dieser Dreh stand für später auf dem Plan. Einfach aus Langeweile. Louis hatte den Fußball, der bei den Requisiten aufbewahrt worden war, ,,ausgeliehen" und jetzt veranstalteten die Beiden das reinste Chaos. Harry folgte der gestressten Sophie schnell um das Spektakel mitzuerleben, wenn sie im Konferenzraum eintraf. Es war das erste Mal, dass sie mit One Direction arbeitete, aber Harry konnte sie einigermaßen einschätzen. Sophie war an den Umgang mit verwöhnten und arroganten Musikern gewohnt. Sie hatte im Laufe ihrer Karriere mit den ganz Großen gearbeitet. Aber Harry war sich auch sicher, dass sie ihre professionelle Haltung verlieren würde, wenn sie den demolierten Konferenzraum betreten würde.

Sophie kam zu spät, Lou war bereits alles berichtet worden und nun zog sie ihnen die Ohren lang. Sophie konnte nur den Mund auf und zu klappen. Lou wütete, sie war eine feuerspuckende Furie und Louis und Liam wurden immer kleiner. Sie waren keine Erwachsenen mehr, sie waren wieder kleine Jungs, die etwas Dummes angestellt hatten und nun ausgeschimpft wurden. Als Harry seinen Blick durch das Konferenzzimmer schweifen ließ konnte er Niall auf der andere Seite sehen. Er starb vor lachen. Als er Harrys Blick begegnete dachten sie genau dasselbe. Das hier, war der beste Wutausbruch Lous seit langer Zeit. In Kombination damit, dass Liam und Louis gerade dazu gezwungen wurden, sich bei dem Hotelleiter mit den Worten »Wir sind noch nicht so erwachsen, wie wir wirken«, zu entschuldigen. Für Popstars, die es gewohnt haben mit allem durchzukommen, war das eine wahre Demütigung und für Niall und Harry, die zuschauten, das reinste Spektakel. Schließlich verließ Lou wie ein Wirbelwind den Raum und die Szene konnte gedreht werden, Louis und Liam gaben sich gewohnt lässig, aber sie konnten Sophie nicht mehr in die Augen schauen. Es war schon schwierig gewesen hier eine Dreherlaubnis zu bekommen. Der Hotelbesitzter hatte es erst getan, als man ihm versichert hatte, dieses Video würde gute PR für sein Hotel machen. Außerdem war angeboten worden, dass seine zwei Töchter für ein Bild mit den Jungs posieren könnten und dann hatten Emily und Stacey, seine Töchter, die restliche Überzeugungsarbeit geleistet.

Sobald Harry wieder alleine war, kamen die Gedanken zurück und, obwohl eres versuchte, schlichen sich einzelne Erinnerungsfetzen an seine letzten Besuch im Intercontinental in seine Gedanken: ihr Lachen, wie sie ein Wettrennen im Flur um 3 Uhr Nachts veranstalteten, wie sie ihm gezeigt hatte, auf welche Art sie Songs schrieb. Dann ihr Duft. Und dann schweiften seine Gedanken wieder zur letzten Szene ab. Denn eigentlich wollte er nicht, dass sie das sah. Er wollte ihr um keinen Preis Schmerzen zufügen, er konnte es nicht ertragen, wenn jemand sie verletzte. Aber andererseits war es der einzige Weg, ihr zu zeigen, wie weh es tat.







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