Kapitel 10

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 the story of us looks a lot like a tragedy now



Auf dem Weg nach Hause nickte sie in ihrem Auto auf dem Rücksitz ein. Auch all der Kaffe half nach einer so schlechten Nacht nicht. Die leise monotone Stimme des Radiosprechers förderte ihr Vorhaben, wach zu bleiben, nicht besonders. Außerdem waren die Sitze einfach so verflucht bequem. So glitt sie in einen tiefen Schlaf. Sie träumte und ihr Unterbewusstsein führte sie zurück zu den Tagen, nachdem sie das erste Mal in dem Cafe gewesen war, das sie gerade eben verlassen hatte.

Sie träumte von dem Tag, als sie mitten auf dem Highway in seinem Cabrio aufgestanden war, nachdem Harry sie dazu überredet hatte. Und von dem Gefühl von Freiheit, dass sie sogar auf der Zunge hatte schmecken können. Das Gefühl, dass sie nach so vielen Jahren im goldenen Käfig, wieder verspürt hatte. Als sie dort stand, mit ausgebreiteten Armen hatte sich ein Gewicht von ihrem Brustkorb gelöst, das sie zuvor nicht einmal wahrgenommen hatte. Es hatte sich so gut angefühlt, dass ihr vor Freude die Tränen gekommen waren, so viele dass Harry sie gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei, ihre Antwort war ein strahlendes, echtes und lautes Lachen gewesen, gefolgt von einem »Ja«,dass sie, so laut sie konnte, in den Wind hinausschrie. Sie träumte, aber es fühlte sich so an, als würde sie all diese wundervollen Dinge noch einmal erleben.


Ihr Traum sprang zur nächsten Szene


(9.4.2012)

»Wehe du vergisst mich, während du in Australien bist « ermahnte sie ihn gespielt ernst. Er konnte ja nicht wissen, wie ernst sie es wirklich meinte. »Natürlich nicht, wie könnte ich es jemals wagen, du bekommst jeden Tag mindestens eine Sms von mir«,erwiderte er im selben Tonfall. »Nur eine? So wichtig bin ich dir also?« Er schwieg einen kurzen Moment und sie fragte sich schon, ob sie zu weit gegangen war, immerhin kannten sie sich erst wenige Tage. Für sie fühlte es sich vertraut an, aber dass musste ja nicht bedeuten, dass er dasselbe empfand. Aber dann zog er sie in eine Umarmung und verpasste ihr einen federleichten Kuss auf den Haaransatz. Es war nur ein leises Flüstern, so leise, dass sie fast glaubte es sich eingebildet zu haben. »Nein, so wichtig bist du mir«, er drehte sich um und verschwand in dem abgedunkelten SUV, der ihn zuvor hergebracht hatte. Bevor er mit quietschenden Reifen die Straße vor Taylors Haus verließ, wurde das Fenster heruntergekurbelt und fünf Köpfe schauten heraus und wünschten ihr auf Wiedersehen, während Louis Harry durchs Haar wuschelte.


Wieder fand sie sich an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit wieder.



(20.4.12)


»Wusstest du, dass die Uhren am Empfangsgebäude des Bahnhofs Melbourne Flinder Street computergesteuert sind? Ursprünglich sollten sie durch digitale Anzeigen ersetzt werden, es gab aber enormen Gegenwind durch die Öffentlichkeit, dass dieses Projekt sofort wieder abgeblasen wurde.« Sie verdrehte die Augen, aber eigentlich freute sie sich sehr über seine Sms. Ihr Herz hatte bis zum Hals geklopft, als Harrys Name auf ihrem Handybildschirm erschienen war. Harry schickte ihr jeden Tag Random Facts, Wissen, dass er sich während der Tour durch Australien ansammelte. Täglich empfing sie mehrere dieser Nachrichten und jedes Mal war es wie Weihnachten. Connors Nachrichten konnten dagegen nicht mithalten, egal wie süß sie waren und diese Einsicht beunruhigte sie zutiefst. Kurz spielte sie mit dem Gedanken den geplanten Urlaub mit ihm abzubrechen. Aber für was? Für einenJungen den sie kaum kannte und von dem sie nicht sicher war ob er überhaupt mehr als Freundschaft wollte. Und sie? Da war das Bauchkribbeln, das Herzklopfen, aber das konnte auch nur eine alberneSchwärmerei sein und nichts Ernstes. Bei Connor wusste sie, woran sie war, deshalb beließ sie es dabei. Da war es in den Hintergrund gerückt, dass Harrys Nachrichten die Höhepunkte ihrer Tage waren.

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