Kapitel 2

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There I were again tonight, faking laughters forced smiles


Als Promi sollte man sich von Menschenmassen nicht bedrängt fühlen und eigentlich tat sie das auch nie, aber in diesem Moment fühlte sie sich schlicht und ergreifend bedrängt. Vielleicht lag es daran, dass ihre Gratulanten alle A-Lister waren und in ihr manchmal doch auch noch das Fangirl durchkam. Zum Beispiel hatte sie, als sich Beyoncevor ein paar Jahren, als sie sich für Kanye kurz nach dem VMA Drama 2009 entschuldigt hatte, als erstes nach einem Foto und einem Autogram gefragt, anstatt ihre Entschuldigung anzunehmen. So aufgeregt war sie gewesen. Aber jetzt war sie professioneller und so lächelte sie ein perfektes Lächeln, während sie die Glückwünsche entgegennahm. Es war kein echtes Lächeln, aber wer sollte das schon erkennen.

Ohne es zu wollen, glitten ihre Augen suchend über die Menge. Sie wusste genau nach wem sie suchte. Groß, braune lange Locken und die verfluchten grünen Augen. Sie wusste, dass er hier irgendwo sein musste. Irgendwo in diesem riesigen Saal. Obwohl sie nach ihm suchte, ja sich sogar umdrehte um einen Blick auf die Leute hinter sich zuwerfen, war sie sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt finden wollte. Sie wollte nicht, dass die Schmetterlinge in ihrem Bauch bei seinem Anblick aufstoben, nicht jetzt, wo Adam neben ihr stand. Vielleicht passierte nichts, aber darauf konnte sie es nicht ankommen lassen. Wenn ihr Herz verräterisch klopfte, konnte sie sich nicht mehr vormachen, sie sein vollständig über ihn hinweg. Mit Adam hatte sie endlich jemanden gefunden, und jetzt wo es so gut lief, durfte sie das Risiko nicht eingehen. Plötzlich legte Adam seinen Arm um sie und brachte sie damit zurück in die Realität. »Alles okay? Du siehst blass aus «, er wirkte wirklich besorgt um sie, ihr wurde warm ums Herz. »Es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen«, winkte sie ab. »Ich hab heute bisher nichts gegessen, daran liegt es wahrscheinlich«, fügte sie hinzu, als sie sah, dass er nicht wirklich überzeugt wirkte.


Sie tat alles, was die Leute sehen wollten. Sie lachte, freute sich über ihre Siege, hielt Smalltalk. Sie lachte mit Adam und flirtete mit ihm, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab, ihre Blicke auch. Und dann, ganz plötzlich und wie aus dem Nichts, tauchte er in ihrem Blickfeld auf. Es überrollte sie komplett und für einen zu langen Augenblick, konnte sie ihre Augen nicht von ihm abwenden. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, nein eigentlich gleich mehrere. Das Bild von Harry, wie er sich mit jemanden unterhielt, den Taylor wegen einem breiten Rücken, der ihr das Sichtfeld versperrte nicht erkennen konnte, brannte sich in ihre Netzhaut ein. Und gesellte sich in ihrem Kopf zu dem Fotoarchiv, das voll mit solchen Bildern war. Bilder, die vor ihrem geistigen Auge erschienen, egal wie unpassend der Moment war. Er war einfach... Harry Die Hände in die Hüften gestemmt, die langen braunen Locken und das schwarze Seidenhemd. Seiner Haltung nach, hatte er seine Stirn zusammengezogen, wie immer, wenn er über ernste Dinge redete. Zum Glück konnte sie seine Augen nicht sehen und Taylor dankte dafür jedem, der etwas mit dem Schicksal oder dem Zufall zu tun hatte. Seine Augen hätten ihr den Rest gegeben. »Wo ist eigentlich Selena, die wollte doch mit dir fahren oder? « Es war Ed, und er wirkte so, als stellte er diese Frage nicht zum ersten Mal. Sie fing sich und schluckte. »Ja, vorhin war sie noch da, aber ich hab keine Ahnung wo sie ist«, sie schaute sich wieder suchend im Saal um, dieses Mal aber nach Selena. Vor ihr bewegten sich die Menschen und plötzlich konnte sie Sel sehen. Sie war nicht alleine: Sie redete mit Harry.


Sie tauschten keine Anekdoten aus, soviel war klar. Selena wirkte aufgebracht, sie stritten nicht, aber sie diskutierten und Taylorwurde unvermittelt warm ums Herz, denn Selena tat das für sie. Sie hatte keine Probleme mit irgendeinem der Jungs von One Direction. Ihr Verhältnis war sogar sehr gut, wenn man die Umstände betrachtete. Speziell mit Niall verstand sie sich ausgezeichnet, und dass Sel sich nun fast mit Harry anlegte, nur für Taylor, machte ihr klar, wie sehr sie Selena liebte. Auch nach all den Jahren im Rampenlicht waren sie immer noch füreinander da, obwohl ihre Beziehung in den letztenJahren deutlich gelitten hatte. Sel und sie hatten sie entfremdet und daran hatte Justin Schuld. Nicht ausschließlich, auf keinen Fall, Taylor gab sich selbst mehr Schuld als sie Justin zugestand, aber Fakt war, dass Sels und ihre Freundschaft nicht mehr das war, was sie einmal gewesen war und ohne Justin wäre das nie passiert. Doch wenn sie sah, wie Selena sie wie ein Bluthund verteidigte, hoffte sie darauf, dass es sicher wieder besserte.


Ein Mann in ihrer Nähe, den sie nicht kannte verwickelte sie in ein Gespräch über Tontechnik. Vermutlich war er ein aufstrebender Produzent. Dann stand Selena plötzlich wieder neben ihr, sie verlor kein Wort über das, was sie gerade getan hatte, aber wahrscheinlich war es besser so. Taylor wollte sich nicht weiter mit dieser Situation auseinandersetzten.

Sie begaben sich Richtung Ausgang, immer wieder wurden sie von Leuten angehalten, die sie grüßten und so kam das kleine Grüppchen bestehend aus Taylor, Adam, Ed, Selena und Gigi, nur langsam voran.

Irgendwann saßen sie in der Limo, die sie zur Hotelsuite gebracht hatte, die Taylor für ihre Aftershowparty gemietet hatte. Die Party war schon in vollem Gange, als sie das Zimmer betrat. Viele der Besucher kannte sie, andere waren ihr völlig fremd, aber im Endeffekt, war es ihr egal, solange alle Spaß hatten und niemand etwas kaputt machte. Der Bass wummerte und übertönte das Klopfen ihres Herzens. Immer wieder bestellte sie sich alkoholische Getränke. Die schiere Gleichgültigkeit, mit der sie die hochprozentigen Getränke hinunterkippte, erschreckte sie selber, aber je länger der Abend dauerte, desto mehr der unangenehmen Stimmen in ihrem Kopf verstummten. Die Zweifel an ihrem Konsum und die Gedanken an bestimmte grüne Augen verschwammen im Dunst des Alkohols und der Musik. Sie verbrachte ihre Zeit auf der Tanzfläche, mal mit Adam oder Selena, mal alleine, aber sie hatte Spaß, und das war für sie in diesem Moment das Wichtigste.

Die Welt drehte sich, deshalb tanzte sie mit geschlossenen Augen zu irgendeinem Popsong ohne Wiedererkennungswert, als sie über ihre eigenen Füße stolperte und in starken Armen landete. Sie machte sich nicht die Mühe die Augen zu öffnen, ihre Lider gehorchten ihr nicht einmal. Die Person roch vertraut, und das reichte Taylor um einfach so zu bleiben. Eine Hand strich ihr über das Haar

»Oh Taylor, was machst du nur«, die tiefe Stimme kam ihr so vertraut vor, aber sie konnte sie einfach nicht zuordnen. Sie antwortete mit einem genuschelten »so bedrunggen binn isch doch garnich«. Die Stimme lachte, und griff in ihre Kniekehlen um sie hochzuheben. Er ächzte unter ihrem Gewicht, aber setzte sich in Bewegung und hielt ewig nicht an. Die Musik verstummte und irgendwann, war es ganz leise um sie herum, nur das Stöhnen des Mannes, der sie trug, war zu hören. Es schaukelte sehr und Taylor war sich sicher sich in jedem Moment übergeben zu müssen, als er endlich stoppte. Andere Arme griffen nach ihr und dieses Mal erkannte sie ihn sofort, es war Adam. Die andere Stimme sprach noch einmal »Da muss jemand seinen Rausch ausschlafen«, erst jetzt fiel ihr ein starker Akzent auf. Es klang fast nach...Irisch.





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