Kapitel 13

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I've never heard silence quiet this loud


Immer wieder grübelte er über den Abend der Benefizgala nach. Solche Gefühle sollten nicht auftreten, wenn sie in der Nähe war. Nicht nach all den Jahren. Nicht nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten. Ja, er war lange nicht von ihr los gekommen, aber das war vorbei. Erinnerungen schlichen sich in seine Gedanken.


Ihre Brust hob und senkte sich gleichmäßig, einzelne Locken hatten sich aus der Hochsteckfrisur gelöst, die sie am vorherigen Abend getragen hatte, und fielen ihr nun über ihr Gesicht.

Und kurz spielte er mit dem Gedanken einfach hier neben ihr, in diesem Hotelzimmer, für alle Ewigkeit liegen zu bleiben. Nur für einen winzigen Moment schien diese Möglichkeit so greifbar und damit die Chance jeden Morgen neben ihr aufzuwachen. Und verdammt. Er wünschte es sich so sehr. So sehr, dass es schmerzte

Aber die Angst war immer da. Immer allgegenwärtig. Was passierte, wenn er blieb und sie aufwachte? Er müsste Klartext reden, über das, was er für sie empfand. Und diese Worte konnte er nicht noch einmal aussprechen, nicht nach Neujahr auf dem Times Square. Ein zweites Mal, konnte er sich nicht von einem solchen Desaster erholen. Er verlöre sie, wenn er zu viel von ihr verlangte. Und diese Angst, sie auf immer zu verlieren, brachte ihn dazu mit einem letzten Blick auf sie, den Raum zu verlassen und die Tür hinter sich leise zuzuziehen. Entweder so, oder gar nicht. Egal wie sehr er darunter litt, egal wie sehr es ihn langsam zerfraß. Es war besser, als sie nie wieder berühren und mit ihr sprechen zu können. Ja, er hasste sich dafür, dass er immer wieder nachgab. Und er hasse sie dafür, dass sie ihn so unter Kontrolle hatte und gleichzeitig auf Abstand hielt. Aber er brauchte sie so sehr, dass alles andere unwichtig war.


Es war immer gleich abgelaufen. Sie trafen sich auf einer Aftershowparty, einem Geburtstag eines gemeinsamen Freundes, oder einer Preisverleihung, betranken sich, und in einem schwachen Moment landeten sie in Harrys oder Taylors Hotelzimmer. Nach dem ersten Mal war es wieder passiert und irgendwann hatten sich daraus regelmäßige Treffen ergeben, stumme Versprechen, die sie Beide einhielten. Es wurde kaum gesprochen. Gespräche brachten nur Probleme. Aber vielleicht hätte eine lange Unterhaltung genau das Gegenteil bewirkt. Wenn er hier saß, dann war er sich sicher, dass Reden weniger geschadet hätte, als Schweigen. Dieses Schweigen zog sich durch das Jahr 2013 und 2014, und es wurde immer lauter.

Die alles entscheidende Erkenntnis traf ihn viel zu spät. Und wieder, wenn sie geredet hätten, wäre alles anders verlaufen. Vielleicht wäre aber auch alles noch viel früher in die Brüche gegangen. Das war das Einzige, an das er sich Klammern konnte, wenn er nachts wach lag und sich in eine andere Welt wünschte, in der Taylor neben ihm lag und ruhig atmete.


Was wenn Taylor genau das von ihm hören musste, was er ihr nicht sagen konnte, aus Angst verletzt zu werde? Woher konnte er wissen, dass sie nicht genauso viel Angst hatte wie er? Als ihm das bewusst wurde,  war es schon zu spät. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt, und war nie dazu gekommen sie auszuspielen.


(28.2.15)


Es passierte an einem kalten aber klaren und wunderschönen Februarmorgen, ungefähr drei Tage nach den BRIT Awards 2015. DieBRITs waren für Harry nicht so ausgefallen wie er es sich erhofft hatte. Es lag nicht an der Anzahl an Preisen die One Direction abgeräumt hatte, nein in dieser Hinsicht war alles wie erwartet ausgegangen. Taylor war nicht wie geplant auf der gleichen Aftershowparty wie er aufgetaucht. Als sie sich Mitte Januar 2015 auf der Geburtstagsparty eines gemeinsamen Freundes getroffen hatten, beziehungsweise in der Lobby des Hotels, in dem gefeiert wurde (falls er sich daran erinnern wollte, TMZ hatte alles auf Video), hatte er mit Taylor besprochen, dass sie auf derselben Aftershowparty auftauchen würde. Nachdem sie ihm in der Lobby die kalte Schulter gezeigt hatte, was ihn mehr als nur verwirrte, erreichte ihn, kaum dass er Taylor und ihren Freunden den Rücken zugekehrt hatte, eine Sms von ihr, die ihn aufforderte in 20 Minuten in ihr Zimmer ( Zimmer 1113 im 13. Stock) zu kommen, die Paparazzi seien draußen gewesen und es hätte nur für mehr Gerüchte gesorgt, als ohnehin schon im Umlauf waren. Harry hatte Taylor das Versprechen abgenommen, nach den BRITs mit ihm zu feiern. Für sie war ganz klar, dass sie getrennt kommen und auch genau so wieder gehen würden. Sie wusste nicht, dass Harry andere Pläne hatte. Er wollte die Aftershowparty gemeinsam mit ihr verlassen. Hand in Hand. Durch die Vordertür.

Aber all das war nicht passiert, denn sie war nicht aufgetaucht. So lag er die nächsten Tage nachts wach und grübelte, warum sie nicht gekommen war. Als er an jenem Februarmorgen aufwachte, traf er eine Entscheidung. Er würde sie anrufen, sie fragen warum sie nicht dort gewesen war und endlich den Weg für sein »Ich liebe dich« ebnen.

Seine Hände zitterten als er zu seinem Handy griff und ihre Nummer wählte, er war unglaublich nervös und zugleich neugierig für den Grund ihrer Abwesenheit. Er musste sehr lange warten bis sie abnahm. »Hallo hier ist Taylor.« Anscheinend hatte sie seine Nummer nicht eingespeichert. Er schluckte. » Hier ist Harry« »Hi.. « sie klang überrascht, aber er hatte gedacht sie würde sich freuen von ihm zu hören »Was gibt's?« »Wir müssen uns treffen«, meinte er entschlossen. Harry hatte gar nicht so direkt anfangen wollen, es war ihm einfach herausgerutscht. »Harry...«, ihre Stimme klang gequält, auf keinen Fall so, als wollte sie gleich einen Termin mit ihm ausmachen. »Wir müssen reden. Dringend« sagte er eindringlich.

»Hör mal Harry...« Er wartete darauf, dass sie ihren Satz fortführte, aber es passierte nichts. Das Einzige, das er noch von ihr hörte war ihr Atem. Bis schließlich eine Männerstimme im Hintergrund erklang, die definitiv weder Austin noch Ed gehörte. Der Mann fragte Taylor wo sich ihre Müslischalen befänden. Wenn er Harry gefragt hätte,hätte dieser mit Sicherheit antworten können. Sie standen im Schrank rechts von der Spüle. Ein bitteres Gefühl breitete sich in Harry aus. Also war der Mann bei ihr zu Hause. Es war kurz nach acht Uhr morgens, da war es naheliegend warum er sich in ihrer Wohnung befand.

Sie räusperte sich »... Ich glaub das ist keine so gute Idee.« Wieder war es ganz still. »Du hast deine Chancen verpasst.« und dann hörte er nur noch ein immer wiederkehrendes Piepen. Sie hatte aufgelegt. Lange rührte er sich nicht. Dann wurde es ihm schlagartig bewusst. Sie war weg, wahrscheinlich für immer. Denn er hatte seine Chance verpasst.















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