Kapitel 19

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I walked out, I said I'm setting you free


Mit der Vorweihnachtszeit in New York konnte es keine andere aufnehmen. Die Stadt verzauberte noch mehr als an jedem anderen Tag. Überall glitzerte es. Die Schaufenster waren prachtvoll und festlich geschmückt und die Waren waren ansprechend präsentiert worden, um die Aufmerksamkeit der Menschen, die vorbeieilten auf sich zu ziehen. Es gab wie jedes Jahr die Möglichkeit auf der Wollman Rink Schlittschuh zu laufen. Der riesige Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center strahlte. Leider verpasste sie die Tree Lightning Ceremony meistens, denn am 29. November befand sie sich nicht selten noch auf Tour oder aber sie hatte Termine über die ganze Welt verstreut.

Heute hatte sie einen freien Tag, denn die 1989 Tour war nun zu Ende. Es lag Schnee und die beißende Kälte färbte Taylors Wangen rot, deshalb hatte sie ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Sie war dick eingepackt in ihren warmen Mantel mit Schal und Mütze. Der grüne Schal, den ihre Mutter selbst gestrickt hatte sah mit der senfgelben Mütze nicht besonders schick aus, aber solange sie ihren Zweck erfüllten, sie zu wärmen, war ihr das vollkommen egal. Außerdem erkannte sie niemand, sie spazierte ohne Aufpasser und Fangemeinde durch eine Metropole und das ließ sie sich so unglaublich frei fühlen, da war es egal, dass ihre Finger eiskalt waren. Wann war sie das letzte Mal unerkannt durch New York spaziert? Mit 14, als sie mit ihren Eltern und Austin für ein paar Tage Urlaub in New York gemacht hatte? Nein, das war es nicht, mit 22 war sie wieder ungesehen in New York herumspaziert. Aber sie wollte sich nicht an die Nächte in Coffeshops und auf den, für New York, sehr leeren nächtlichen Straßen denken, in denen sie die Freiheit hatte schmecken können.


Sie schlenderte durch die Läden, schaute und manchmal kaufte sie auch etwas. Sie sammelte Ideen oder Geschenke für ihre Freunde oder ihre Familie und die ganzen anderen Leute die keines von beidem waren, aber trotzdem ein Geschenk zu Weihnachten von ihr erhielten. Weitere Geschenke, die in ihrer Einkaufstasche landeten, waren Geschenke, die sie auf Vorrat kaufte um für das nächste Swiftmas vorbereitet zu sein. Sie wollte ihren Fans etwas zurückgeben, und wenn sie das überglückliche Strahlen in ihren Augen sahen, wusste sie, dass sie alles richtig gemacht hatte.

Nachdem sie ihre Einkäufe in ihrem Auto verstauen lassen hatte, es gab eben doch Vorteile, wenn man einen eigenen Bodyguard hatte, spazierte sie durch den Central Parc. Da es in der Nacht heftig geschneit hatte, waren noch mehr Langläufer unterwegs als sonst. Sie setzte sich auf eine Bank und beobachtete das Geschehen. Auf der Wiese neben ihr hatten ein paar Kinder zwischen 4 und 9 Jahren einen Berg gebaut und fuhren nun mit ihren Schlitten herunter. Kurz nachdem es angefangen hatte, dicke Flocken zu schneien, fand der Spaß ein abruptes Ende, ein kleines Mädchen mit zwei langen brauen Zöpfen und einer neongrünen Mütze fiel und als Taylor aufsprang um zu helfen, sah sie, dass das eine Bein des Mädchens in einem unnatürlichen Winkel verdreht war, aber die Mutter der Kleinen war schneller. Irgendwo im Hintergrund heulte Krankenwagensirene auf. Die Eindrücke, die auf sie einprasselten, vermischten sich zu einem Kaleidoskop aus Bildern, einer Erinnerung an den schlimmsten Tag ihres Lebens.


(22.12.17)


»Du hast gesagt, alles würde gut gehen, du wüsstest, wie man das Ding fahre. Wenn du Recht gehabt hättest, wären wir jetzt nicht hier!«, ihre Stimme war laut und vorwurfsvoll, man konnte sie noch auf dem Gang hören. Sie wusste dass es nicht fair von ihr war, so etwas zu behaupten, ihm alle Schuld zuzuschieben, denn es war auch ihre. Aber der Schock saß zu tief um rational denken zu können. »Uns ist nichts passiert ok? Du hast gar nichts abbekommen und ich nur eine kleine Schürfwun-«, »Du hast eine Gehirnerschütterung, du musst mindestens bis morgen hierbleiben, das ist nicht Nichts!«, sie sah ihn empört an. »Ich habe Verdacht auf Gehirnerschütterung, das ist etwas komplett Anderes.« Harry nahm sanft ihre Hand. »ich könnte niemals zulassen, dass dir ernsthaft etwas passiert...«, er setzte erneut an, um etwas zu sagen, sie sah ihn erwartungsvoll an. War es das? Die drei Wörter? Sie richtete sich ein bisschen auf, machte sich schon bereit ihm zu sagen,wie sehr sie ihn mochte, nein ihn liebte,denn wenn ihr etwas in den letzten zwei Wochen wirklich klar geworden war, dann, dass das hier, das was sie mit Harry hatte, weit über mögen oder verknallt sein herausging. »Ich..., I..«, er brach ab »Ich hab Hunger, du auch?« Harry drückte auf den Knopf neben dem Kopfteil seines Krankenhausbettes. Dabei vermied er jeglichen Blickkontakt mit ihr. Eine kalte Hand schloss sich um ihr Herz und drückte zu. Der Zweifel nagte wieder an ihr. Es waren immer wieder die gleichen Gedanken, die kamen. Wenn sie lange Zeit hatte zum Nachdenken, dann kehrte die Angst zurück.

Just A Little Bit Of Your HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt