1. Kapitel

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 Lyna beobachtete die Wächter, wie sie sich hinter hier stellten und mit einer großen, goldenen Schere, die aufwendig verziert und mit vielen Edelsteinen bestückt war, anfingen ihr schneeweißes Haar zu schneiden.

Sie war gerade zehn Jahre alt und Verstand zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie gefährlich sie war und wie gefährlich es gewesen ist ihre Haare zu schneiden. Sicher, man hatte ihr mehrmals gesagt, dass sie verflucht oder ein Geschenk der gestorbenen Halbgötter sei, aber niemand, nicht einmal die Wächter, welche schon Zeit der Stammtrennung ihrer Vorfahren ihres gleichen beschützte, machten sich die Mühe ihr genauer zu erklären, was genau ihr Fluch oder Geschenk ist.

Beim Schneiden wurde ihr Haar immer dunkler und als die Wächter fertig waren, war ihr Haar nicht mehr schneeweiß, aber tiefschwarz, wie die dunkelste Nacht. Sie strichen ihr ein letztes Mal über die Stirn und öffneten gerade ihren Mund, um ihr etwas zu sagen, als die Wächter einfach verschwanden.

>>Verschwindet auf der Stelle, Menschen!<<, verlangte eine raue, Lyna sehr bekannte, Stimme und holte sie aus ihren Gedanken und Erinnerungen, >>Ihr befindet euch im für Menschen verbotenem Gebiet, das solltet ihr wissen!<<

Arathan. Der beste Freund von Lyna und ihr Bruder, da sein Vater sie in die Familie aufgenommen hatte, nachdem ihre Eltern starben. Er war ein klassischer Côdwir, also mochte er halbrohes Rehfleisch und „Pilzbier", was ein typisches Bier nur mit, im Salzwasser gekochten, Pilzen ist, und er verabscheute Menschen und Elfen. Lyna selbst hasste Pilzbier und hatte eigentlich nicht wirklich etwas gegen die Menschen, aber wenn man es genau nahm, so war sie auch keine richtige Côdwir.

Sie sprang schnell vom Boden auf, als sie den genervten Blick von Arathan in ihre Richtung bemerkte, nahm ihren Bogen, obwohl sie mit einem Schwert viel geschickter war, spannte diesen und kam langsam auf Arathan und die verschleierten Gestalten, mit denen er sprach, zu. Er machte zwei Schritte nach hinten und sah über seine Schulter zu Lyna, während er mit seinem Bogen weiter auf die Menschen zielte. Seine Miene war angespannt, als er flüsterte: >>Schön das du dich entschieden hast mir mal zu helfen und nicht den ganzen Tag zu träumen. Darüber reden wir übrigens später noch einmal! Aber jetzt... was machen wir mit denen? Sie sehen nicht wie eine Bedrohung aus, ganz im Gegenteil, die fahlen gleich alle um, aber laut Befehl sollen wir alle Menschen, die wir in unserem Gebiet sehen, töten.<<

Ich dachte kurz nach und richtete meinem Blick auf die Menschen. Drei Männer mit verfärbter und löchriger Kleidung, verfilzten Haaren und kaum Muskeln, zusätzlich sahen sie ziemlich ausgehungert aus.

Krankheit? Hungersnot? Krieg? Bei den Menschen weiß man das nie und Lyna hat schon lange die Übersicht verloren, nicht das sie die jemals hatte. Aber Arathan hatte recht, sie sahen überhaupt nicht wie eine Bedrohung aus. Höchstwahrscheinlich waren sie auf der Flucht vor Ihresgleichen, warum auch immer Menschen sich untereinander bekämpften, und betraten ausversehen ihr Gebiet. Die drei Männer dafür zu töten wäre falsch, aber Lyna musste auch sicherstellen, dass das der Fahl ist und sie nicht so tun als ob.

>>Was macht ihr hier?<<, fragte sie schließlich und lockerte dabei etwas ihren Bogen. Es war nicht wirklich bemerkbar, gerade wenn man nicht aufpasste, aber einer der Menschen, der in der Mitte, schien es gesehen zu haben und entspannte sich etwas. >>W-wir wurden verfolgt u-und... w-wir wollten n-nicht, also... w-wir wussten nicht...!<<, fing er an zu erzählen, wurde aber dann von Arathan unterbrochen: >>Hör auf zu stottern, Dyan!<<. Er schluckte und sah nervös zwischen Lyna und Arathan hin und her, bis sein Blick bei Lyna stoppte. >>J-ja... natürlich. Entschuldige... Unser Dorf, am anderen Ende von diesem Wald, wurde von denselben Leuten, die uns schon seit Monaten bedrohten und ausbeuteten, angegriffen und anstatt wie die anderen Männer im Dorf unsere Frauen und Kinder zu beschützen, sind wir... abgehauen. Einer der Leute sah uns und hat uns verfolgt, aber als wir an eine Höhle kamen, war er auf einmal weg<<, erzählte er. >>Wir dachten wir wären sicher und wollten uns in der Höhle für ein paar Stunden verstecken, aber als wir sie betraten hörten wir schon nach wenigen Schritten ein Geräusch. Wir haben sofort die Beine in die Hand genommen und rannten so lange, bis wir hier aufgehalten wurden<<, fuhr der Mann links, von dem in der Mitte aus, fort. >>Wir könnten euch hinführen!<<, schlug der Rechte vor, aber Arathan lehnte ab: >>Nicht nötig. Wir glauben euch nämlich nicht. Schließlich kennen wir diesen Wald in und auswendig und die einzige Höhle, die es hier gibt, liegt nördlich von unserem Lager und ihr kamt aus dem Süden.<< Die Augen der Männer weiteten, als Arathan dies sagte, und sie sahen sich ungläubig untereinander an. >>A-aber...<<, sprach der in der Mitte auf, >>Wir haben es mit unseren eigenen Augen gesehen! Hier...<<. Er drückte den beiden einen seltsamen Stein in die Hand, Lyna ihrer pechschwarz und Arathan seiner grau mit weißen, welligen Streifen, und es kam Lyna auf einmal so vor, als würde eine Stimme von ihnen auskommen. Zumindest hörte sie etwas flüstern, sobald sie den Stein angefasst hatte und dieses unverständliche murmeln schien von ihrer Hand zu kommen. >>Aha... Steine. Davon soll es, ob ihr es nun glaubt oder nicht, viele im Wald geben<<, stellte Arathan mit einem sarkastischem Unterton fest, was den Rechten leicht zu kichern brachte, aber er hörte sofort auf, nachdem der in der Mitte ihn mit seinem Ellbogen stupste und sich räusperte.

Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt