19. Kapitel - Hauptlager der Krieger

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Schwärze umgab mich und eine seltsam starke Kraft zog mich immer mehr nach unten. Meine Augen waren schwer, viel zu schwer um sie zu öffnen und meine Lunge brannte, als würde sie sich mit... Wasser fühlen. Ganz langsam wurde ich immer schwerer. Von meinem ganzen Körper bewegte ich keinen einzigen Muskel, aus Angst, ich würde gegen etwas stoßen oder irgendetwas berühren, was ich vielleicht gar nicht berühren wollte. 

>>Wo bin ich?<<, war die einzige Frage die ich mir stellte, bevor mich zwei Hände an den Schultern packten und von der Kraft, die auch langsam mein inneres einnahm, wegzogen. Diese plötzliche Bewegung schmerzte und ich bekam das Gefühl, als hätte man mir etwas raus gerissen. Ich öffnete meine Augen, nur um sie gleich wieder zu schließen. Sie brannten und schmerzten, als wären sie mit Salz in Kontakt gekommen und auch wenn ich es vermeiden wollte, weiterhin diese Schmerzen zu spüren, so startete ich dennoch einen zweiten Versuch, öffnete langsam meine Augen, hielt sie als kleine Schlitze und kämpfte gegen diesen Schmerz an. Das erste was ich daraufhin wahrnahm, war, dass ich mich im Wasser befand. Es war eisig kalt und ich konnte spüren, wie die Kälte an meiner Haut nagte. Weiße, feine Linien durchzogen die dunkle Nässe und ich streckte meine Hand nach ihnen aus. Sie waren weich und schienen trocken, obwohl ich mich gerade im Wasser befand. Beim genaueren hinsehen, sah ich, dass das meine Haare waren. Der hochgesteckte, geflochtene Zopf hatte sich gelöst, weshalb diese jetzt wie seidene dünne Fäden im Wasser schimmerten und die Dunkelheit in die enge trieben. >>Haare weiß, Augen weiß, Haut... weiß. Das ist ein Fluch, weißt du?<<, hörte ich eine tiefe, schrille und irgendwie auch teilweise raue Stimme, als hätte diese Person sie nie benutzt, sagen. Und erst jetzt erinnerte ich mich wieder daran, dass ich ja an den Schultern gepackt werde. Mit einer leichten Bewegung drehte sich auch schon mein Kopf in die Richtung, aus der die Arme kamen und ich sah in... eine Maske. Eine dunkle Maske, deren Aussehen ich unmöglich beschreiben konnte und die mir einen Schauer über den Rücken jagte, der noch kälter wie dieses Eiswasser war. >>Du bist ziemlich hübsch... für eine Côdwir<<, flüsterte die Stimme, während der maskierte mir bedrohlich nah kam. 

>>LYNA!<<, schrie eine weibliche Stimme. >>Was? Ich bin wach! ich bin... wo sind wir?<<, wunderte ich mich und sah mich genauer um, während ich Sorah ignorierte und Cael sich ein Lachen unterdrückte. Wir waren im Wagen, auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte in diesem eingestiegen zu sein, und befanden uns in einer Ruine. Große graue Steine, die wie die Wände eines großen Saales in die höhe gestapelt wurden, umgaben uns und mit einem verwirrten Blick sah ich durch die Gegend und suchte nach Tharnek. Doch stattdessen fand ich nur Zelte, Stände und viele andere Leute, die mit schweren oder leichten Rüstungen und Waffen verschiedenster Art stolz durch die Ruine stapften. >>Tharnek ist mit so einem Typen in goldener Rüstung gegangen, gleich nachdem wir angekommen waren... Falls du ihn gerade suchst<<, murmelte Cael unsicher und sprang aus dem Wagen. Sorah und ich machten es im nach und schon bald berührten meine kaputten Lederstiefel den matschigen Boden. >>Ach ja... da war ja was<<, dachte ich, während der Schlamm sich durch die Löcher meiner Stiefel und zu meinen nackten Füßen hindurch quetschte. Sorah quietschte leise, als sie den Boden berührte und Cael machte noch ein paar Sprünge, was die Folge hatte, dass seine elegante Robe mit Schlamm überdeckte, aber es war ihm egal und das konnte man ihm ansehen. Er war einfach... glücklich. Was man von Sorah nicht behaupten konnte, den sie hielt ihre Robe hoch, sodass man ihre Knöchel und ihre feinen Stoffschuhe sehen konnte, und machte große Schritte bis zum nächsten festen Untergrund. Cael und ich lachten und folgten Sorah, die nur genervt schnaubte und uns keines Blickes würdigte. >>Wir sollten uns etwas umsehen und... dir vielleicht neue Stiefel besorgen?<<, meinte Cael stirnrunzelnd, als er auf meine Füße deutete. >>Aber ich mag diese Stiefel<<, protestierte ich, >>Das ist feinste Handwerksarbeit von meinem Clan. Außerdem habe ich die von meinem... Bruder<< Cael sah mich mitleidig an bevor er sich räusperte. >>Also... wir könnten sie auch einfach reparieren lassen, wenn sie dir so wichtig sind...<<, meinte er und ich nickte zustimmend. >>Und was ist mit mir?<<, schnaufte Sorah. Hat sie schlecht geschlafen oder was? >>Wäre mir neu das du neue Schuhe brauchst. Außerdem können wir nur diese Schuhe tragen und das weißt du...<<, antwortete Cael. Sorah verdrehte die Augen und ging, womit sie Cael und mich alleine zurück ließ. >>Warum ist sie heute so...?<<, >>zickig?<<, >>...Ja...<<, sagte ich kleinlaut und wartete auf eine Antwort. >>Hm... Keine Ahnung. Schlecht geschlafen, einfach schlechte Laune, eifersüchtig... Da gibt es viele Gründe<<, meinte er und sah sich die ersten Zelte genauer an, >>Wir sollten sie auf jeden Fall später suchen, da Tharnek noch mit uns reden wollte<< Ich nickte als Bestätigung, dass ich ihn verstanden hatte. >>Jetzt will ich aber noch eines wissen! Na gut... es sind zwei Dinge...<<, setzte ich an. >>Frag<<, forderte Cael mich auf. >>Also ersten, wieso bin ich im Wagen aufgewacht und zweitens, wo sind wir eigentlich genau?<< Nach meiner Frage kratzte sich Cael am Hinterkopf und sah sich in allen Seiten um, während er mir antwortete:>>Tharnek wollte dich aus irgendeinem Grund nicht wecken und dann hat er dich in den Wagen getragen und wo wir sind... weiß ich selbst nicht so genau... Er meinte etwas von... Lager?<< Ich lächelte ihn an und murmelte:>>Hauptlager?<< Er nickte und räusperte sich wieder, gleichzeitig versuchte er sein rot angelaufenes Gesicht zu verstecken. >>Warum war er denn jetzt auf einmal so rot?<<, wunderte ich mich in Gedanken. >>Jedenfalls... sollten wir uns langsam mal umsehen und... Deine Stiefel... Ja<<, stammelte er und lief voraus. Ich folgte ihm stumm und betrachtete meine Umgebung genau. 

Viele bunte Zelte und viele verschiedene Stände zogen an uns zusammen mit der Zeit vorbei. Wir waren wieder einigermaßen ausgestattet und hatten Sorah irgendwann auch wieder gefunden. Diese Ruinen waren riesig und das Hauptlager größer als erwartet. Zumindest aus meiner Sicht. Doch langsam verschwand die Sonne hinter dem Horizont und wir machten uns auf, Tharnek zu suchen und fanden ihn auch neben einem großen Feuer. >>Ah, da seid ihr ja! Ich habe schon auf euch gewartet<<, begrüßte er uns, >>Ich wollte euch auch noch Hadrian vorstellen. Er ist unser jüngstes Mitglied, weshalb er euch gut helfen kann, die nötigen Grundlagen zu sammeln, bevor wir... euch aufnehmen<< Ein junger, kleiner Mann, etwa in meinem Alter, mit kurzen braunen Haaren und blauen Augen trat vor mich und streckte mir seine Hand entgegen. >>Freut mich dich kennen zu lernen!<<, sagte er mit einer warmen und überraschend tiefen Stimme. >>Gleichfalls<<, antwortete ich und nahm seine Hand lächelnd entgegen. Nachdem Hadrian auch Cael und Sorah die Hand gegeben hatte, fragte Sorah:>>Wie... wie läuft das jetzt eigentlich ab?<<, >>Och, es ist ganz einfach! Blut trinken, Geister beschwören und im Kreis tanzen. Halt das Übliche bei einem Ritual<<, antwortete Hadrian entspannt und erntete fragwürdige Blicke von uns allen, sogar auch Tharnek. >>Was? ich mach doch nur Spaß! Also... mehr oder weniger<<, erklärte er, >>Es ist ein Ritual und ihr werdet... Blut... trinken müssen. Kein Menschliches! Aber... Ja... Es werden auf jeden Fall keine Geister beschworen und niemand wird im Kreis tanzen... Es wird überhaupt nicht getanzt und wenn ich es mir jetzt so recht überlege, dann sollten wir doch einen Tanz-Moment einbauen! Was meinst du Tharnek?<< Tharnek sah ihn mit großen Augen und einem weit geöffneten Mund an. >>Geh... Geh einfach mit ihnen in den Wald und holt das Blut, die Verträge und<<, >>Verträge?<<, unterbrach ich Tharnek und sah ihn fragend an. >>Das erkläre ich später<<, antwortete er und wendete sich wieder Hadrian zu, >>Und pass bitte auf. Der Wald ist verseucht und Schatten, sowie auch andere ähnliche Gestallten, lauern überall<< Hadrian, Cael, Sorah und ich nickten fasst alle gleichzeitig, als Hadrian sich umdrehte, voraus lief und mit dem Kopf uns deutete ihm zu folgen.   

Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt