18. Kapitel - lagern

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Stille herrschte zwischen uns vier, als wir mit dem Wagen, den uns die Soldaten des grauen Turms zu Verfügung gestellt hatten, zu unserem nächsten, mir diesmal unbekannten, Ziel fuhren. Tharnek hatte die ganze Zeit schon ein breites Grinsen, während er den Wagen führte und die Pferde antrieb. Gleich nachdem wir Sorah und Cael überredet hatten, mit uns mitzugehen, was gar nicht so einfach war, da ich beide davon überzeugen musste, dass wir ihnen wirklich nichts böses wollen, wir keine Soldaten sind und sie nicht verurteilt wurden, meinte Tharnek, er sei stolz auf mich und ist von meiner "anderen Seite" mehr als beeindruckt. Ob er deshalb so am grinsen war? Er war jedenfalls der einzige, der so grinste. Cael sah mit großen, trüben Augen alles an, an dem wir vorbei kamen. Seien es Bäume, Häuser oder normale Menschen, doch lächelnd tat er nicht. Es sah sogar so aus, als würde er gleich weinen. Und Sorah musterte mich schon die ganze Zeit, weshalb ich meine Kapuze mir wieder tief ins Gesicht gezogen hatte. Es war mir unangenehm so angeschaut zu werden, aber ich nahm es ihr nicht böse. Auch wenn sie sehr gebildet wirkte, so konnte es gut möglich sein, dass sie noch nie eine Côdwir gesehen hat. Schließlich habe ich keine im Turm gesehen, auch wenn laut Tharnek welche da sein sollten. Sorah wirkte aber nicht nur gebildet, sie war eine junge Frau, die nur etwas größer war wie ich. Ihre dunklen braunen Haare hatte sie zu einem kunstvollen Zopf zusammengebunden, ihre violetten Augen waren sehr aufwändig in blau geschminkt und ihre grüne Robe hatte viele schöne Stickmuster. Cael sah nun auch zu Sorah und sie sah ihn an, als würde sie ihm eine Frage stellen. Er nickte, dann war Sorah die, wo alles was an uns vorbei kam begutachtet und Cael musterte mich. Haben sie wirklich über ihre Gedanken miteinander gesprochen? Können die das überhaupt? >>Kannst du deine Kapuze wieder runter ziehen?<<, fragte Cael mich vorsichtig. Ich lächelte ihn an und strich mit einer Hand die Kapuze runter. >>Danke<<, flüsterte er und erforschte nun jeden Millimeter in meinem Gesicht. Na toll, dass war eigentlich genau das, was ich zu vermeiden versuchte. Doch ich bin überrascht wie schüchtern und zurückhaltend Cael doch ist, obwohl er ein paar Jahre älter war wie ich. Zumindest glaubte ich, dass er das war, da er mit seinem leichten Bart und dem markanten Gesicht erwachsender wirkte. Doch... was er kann, konnte ich schon lange! Ich musterte ihn zurück und betrachtete genau seine blonden und ordentlich nach hinten gekämmten Haare. Kein einzige Strähne löste sich und gaben den Blick auf seine unschuldig wirkenden blauen Augen frei. Genau wie Sorah trug er eine grüne Robe, nur hatte seine weniger Stickmuster und wirkte allgemein eher... eckig. >>Du bist hübsch<<, hörte ich Cael auf einmal sagen, >>Aber haben Côdwir nicht eigentlich dunkle Haaren und Augen und eine gebräunte oder dunklere Haut?<< Ich sah ihn nun überrascht an und ignorierte was er zuerst sagte, da mich seine Feststellung mehr als nur beeindruckte. Besonders weil ich ja bis gerade eben noch dachte, das sie nicht wüssten was ich bin. >>Äh... doch, aber ich bin... anders<<, ich überlegte wie und vor allem ob ich es ihm erklären kann, doch irgendwann, als ich merkte, dass ich auch Sorah ihre Aufmerksamkeit wieder für mich gewonnen hatte, antwortete ich einfach schlicht mit einem Atemzug:>>Ich bin eine Gwynos Elfe, um genau zu sein<< Beide sahen mich mit großen Augen an. Gerade wollte Sorah etwas sagen, da hielt die Kutsch an und Tharnek rief:>>Wir lagern<< 

Ich sprang aus dem Wagen und packte schnell meine Tasche. Cael, Sorah und Tharnek machten es mir nach und suchten sich eine Stelle um ihr Zelt aufzuschlagen. >>Kommst du neben mir Lyna?<<, fragte Cael und sah mich mit seinen Augen geduldig an. >>Klar!<<, rief ich und kam ihm freudig entgegen. Also hatte ich doch nicht das Falsche gesagt! Schließlich scheint er mich zu mögen. Wir schlugen unsere Zelte auf, machten ein Feuer und setzten uns in ein Kreis drum herum, während wir darauf warteten, dass das Essen fertig wurde. >>Also... was genau passiert jetzt mit uns?<<, fragte Sorah nach einem Moment der Stille Tharnek. >>Ja, das wäre gut zu wissen! Werden wir ausgebildet oder...?<<, fügte Cael etwas zu leise hinzu. Tharnek seufzte und blickte ins Feuer. >>Ich kann euch noch nicht genaueres erklären, aber was ich euch sagen kann, ist das sobald wir angekommen sind ihr sofort euren... "Schwur" ablegen müsst. Mit anderen Worten, es bleibt keine Zeit fürs Training und ihr werdet erst einmal richtige Mitglieder. Was danach passiert... kann ich jetzt noch nicht sagen. Nicht nur, weil ich es nicht darf, sondern weil ich es auch nicht weiß<<, antwortete Tharnek. >>Wir werden also sofort, ohne davor geübt zu haben, in einen richtigen Kampf geschickt!?<<, schrie Sorah außer sich. >>Ihr besitzt eure natürlichen Fähigkeiten, die euch die Möglichkeit geben zu überleben und im Training lernt ihr eigentlich nur, als Team zu fungieren<<, erläuterte Tharnek. >>Ihr könnt uns trotzdem nicht sofort, ohne jegliche Erfahrung, in eine Schlacht werfen, die tausende von Leben ausmacht! Es könnten hunderte draufgehen, nur weil Cael zum Beispiel nicht weiß, wie man andere Krieger heilt!<<, diskutiert Sorah weiter und erntete mit der letzten Aussage ein leises, beleidigtes >>Hey!<<, von Cael. >>Ich weiß, wie man andere heilt! Ich habe in den letzten Jahren nichts anderes gemacht, außer eben dies zu studieren!<<, verteidigte sich der schüchterne blonde Magie wirkende. >>Ja, sehr schön. Theorie bringt uns ja so viel in der Praxis!<<, lacht Sorah. >>Tut es und jetzt komm runter!<<, unterbrach ich die beiden, >>Ich stimme die vielleicht zu, dass es nicht so gut ist uns einfach so irgendwo im nirgendwo in den sicheren Tod zu schicken, weil wir keine wirkliche Erfahrung im Kampf haben, aber du musst auch mal etwas Vertrauen in dich selbst und deine Kollegen haben. So wie du das sagst, klingt es, als würdest du nicht glauben, dass du stark bist, das du auf dich aufpassen kannst und du schon jetzt aufgibst. Aber du kannst doch nicht eine Sache aufgeben, die noch gar nicht angefangen hat! ...Das heißt übrigens nicht, dass du aufgeben kannst, wenn wir mitten drin sind...<< Ich dachte kurz nach, wie ich ihr sagen kann, das wir es bestimmt schaffen und beobachtete dabei die tanzenden Flammen des Feuers. Gleich nachdem mir eine Antwort eingefallen war lächelte ich und sah Sorah mit viel Hoffnung in die Augen. >>Ich bin mir sicher, dass wir es schaffen! Das alles gut ausgehen wird und schon... irgendwie klappt<<, flüsterte ich und sah wieder in das verspielte Feuer. >>Dein naiver Optimismus ist ansteckend, weißt du das?<<, wollte Sorah von mir wissen, ehe sie sich lachend neben mich setzte. Denn Rest des Abends verbrachten wir lachend. Wir aßen, redeten, ja sogar sangen und tanzten zusammen, bis alle müde waren und in ihre Zelte gingen. 

>>Okay... Gute Nacht<<, murmelte ich, bevor ich mir die Decke über meine Schultern zog und darauf wartete, das mich der Schlaf holte. Aber bevor es soweit kam, spürte ich eine Warme Hand durch die Decke und auf meiner Schulter ruhen. >>Huh?<<, wunderte ich mich, als ich meine Augen öffnete und einem sanft lächelnden Tharnek ins Gesicht blickte. >>Danke Lyna<<, flüsterte er, >>Für alles und besonders das am Lager Feuer<< Ich lächelte ihm zurück und erwiderte:>>Kein Problem<< Er nickte und wünschte mir eine gute Nacht, ehe er wieder verschwand. Vorsichtig schloss ich meine Augen und erwiderte murmelnd mit einem:>>Gute Nacht... Vater<<


(Wollte ich schon im letzten Kapitel machen) Vielen, vielen Dank an alle, die die Geschichte bis jetzt so fleißig mitverfolgen! Besonders Sabrinaa00 (und Lezaku) möchte ich danken, dafür das sie für die Kapitel immer abstimmt/abstimmen und stehts mit dabei ist/sind. Ganz große leckere Kekse für euch und alle anderen lieben Leser *gibt Kekse* und nochmals: Danke! :D 

Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt