11. Kapitel - Du kommst mit mir

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>>Lyna? Woran denkst du gerade?<<, hörte ich Denaryan mich von der Seite fragen. Ich seufzte laut auf und verdrehte meine Augen. Wir waren einfach gegangen, so wie es Tharnek gesagt hatte, aber das war vor einer Stunde und jetzt warte ich schon die ganze Zeit über auf ihn, weil ich sofort mit ihm reden will, wenn er zurück kommt. >>Lyna!<<, schrie Denaryan plötzlich energisch ihn mein Ohr und ich fiel vor Schreck auf den Boden. Er lachte: >>Tut mir Leid... Das habe ich nur ein bisschen gewollt<<, >>Sehr witzig!<<, entgegnete ich und streckte ihm dann meine Zunge entgegen. >>Wirklich sehr erwachsen... Im Ernst, ich bin von deiner Reife zutiefst beeindruckt<<, rief jemand hinter mir mit einem sarkastischen Unterton. Melissande. Als wir zurückgekehrt waren, war sie wortlos in ihrem Zelt verschwunden und kam auch bis jetzt nicht mehr raus. >>Das du dich auch mal wieder blicken lässt grenzt an einem Wunder<<, grinste Denaryan und Melissande hob verwundert eine Braue: >>Soll das etwa heißen, das du dich freust mich zu sehen?<< Sein Grinsen verschwand und er lief leicht Rot an, dabei sah er beschämt auf seine zusammengefalteten Hände. >>Erwischt!<<, murmelte ich lächelnd und stoß ihn leicht mit meinen Ellbogen in die Seite. Er räusperte sich stark und bemühte sich, mir ins Gesicht zu schauen, aber ich konnte gut sehen, wie seine Augen sich immer wieder zu Melissande, hinter mir, richteten und er schnell wieder zurück zu mir schaute. >>Jedenfalls... Hast du mir noch nicht die Frage beantwortet. Woran dachtest du bis gerade eben?<<, wiederholte er sich. Ich zuckte mit den Schultern und sah Nachdenklich wieder in die selbe Richtung wie auch schon zuvor. Der Aus- und Eingang unseren Lagers. Eine kleine Brücke über den Fluss, der ja drumherum floss. >>An Tharnek<<, antwortete ich knapp. >>Den Dyan?<<, gab Melissande überrascht von sich und setzte sich neben mich auf den bemoosten Baumstamm, >>Warum?<< Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? Hatte sie es nicht schon selbst mitbekommen, als Tharnek mir sagte, er müsse mit mir reden? >>Ich weiß nicht...<<, log ich schließlich doch. Ich stütze mein Kopf an meinen Händen ab und beobachtete unseren ältesten, der mit Eleyana redete. Sie war immer für die Beerdigungen unserer Verstorbenen zuständig und jetzt auch für Arathan, aber... er kann noch nicht Tod sein und ohne seine Leiche kann sie sowieso die Beerdigung nicht durchführen. Solange er nicht durch das Begräbnis für endgültig Tod erklärt wurde, ist er noch am Leben. Aber wo war er jetzt? Ist er noch immer in der Höhle? Wenn ja, dann... >>Hey, da ist er doch!<<, unterbrach Denaryan plötzlich meine Gedankengänge und ich blickte erschrocken zur Brücke. Der Dyan sah schon von weitem sehr erschöpft aus und als er mir Näher kam wurde es nicht besser. Er hatte eine neue Wunde im Gesicht, die noch leicht blutete, seine Rüstung war verbeult und ein paar Strähnen seiner Haare hangen ihm übers Gesicht. >>Können wir jetzt reden?<<, fragte er schwach und sehr leise. Langsam und etwas unsicher nickte ich und stand auf, nur um ein paar Schritte mit ihm zu gehen und mich dann erneut hinzusetzen. Melissande und Denaryan waren jetzt allein auf dem alten Baumstamm mitten im Lager, während Tharnek und ich am Flussrand saßen.

>>Das du besondere Fähigkeiten hast weißt du ja bereits, also muss ich dir das schon einmal nicht erklären<<, murmelte Tharnek mehr für sich selbst, als für mich, >>Und das du immer stärker wirst hast du wahrscheinlich auch schon selbst gemerkt?<< Ich nickte. >>Aber ich weiß nicht worauf du hinaus willst oder warum du mit unseren ältesten Reden wolltest. Eigentlich habe ich überhaupt keine Ahnung was heute oder besser gesagt in den letzten Tagen passiert ist!<<, fügte ich danach hinzu. Er nickte dreimal und sah mich dann Ernst an. >>Ich werde es dir erklären, wenn du mir versprichst, mir gut zuzuhören<<, kam es über seine Lippen und bevor ich ihm antworten konnte, stand er auf und redete weiter, >>Ich bin ein Krieger, ein Ziegel Krieger, um genau zu sein und ich bin zu euch gekommen, weil ich auf der Suche nach neuen Rekruten bin. Du musst wissen, wir sind nur noch sehr wenige in diesem Land und ich habe das ungute Gefühl, das eine schlechte Zeit uns bevor steht. Die Verdunklung<< Er machte eine kurze Pause, kniete sich kurz hin und strich mit seinen Fingerspitzen das Wasser des Flusses. Vermutlich wollte er erstmal abwarten, um zu schauen, ob ich überhaupt mitkam und weiß, was eine Verdunklung ist. Doch als ich nach ein paar Minuten noch immer nichts sagte, erklärte er mir: >>Unsere Welt hat schon drei Verdunklungen erlebt, bei der ersten hat mein den Orden der Ziegel Krieger gegründet. Ihre Aufgabe ist es, die Verdunklung aufzuhalten und falls diese schon eingetreten ist, sie zu vertreiben<< Er machte erneut eine kurze Pause, diesmal aber nickte ich ihm, als Zeichen dafür, das ich alles bis jetzt verstand, zu und er machte weiter: >>Jedenfalls war ich schon bei den Eorks, den Zwergen, aber sie haben selbst genug Probleme und können niemand bereit stellen, da sie jetzt jeden Mann und jede Frau brauchen. Dann besuchte ich das westliche Schloss, um nochmal mit dem Graf Crauwin zu reden, ursprünglich wollte er uns mit seinen Armeen unterstützen, aber ich habe noch ihre letzte Nacht, bevor wir aufbrechen wollten, bei ihnen verbracht und im Schutze der Dunkelheit wurden sie hintergangen und angegriffen. Keiner hat überlebt.<<, >>Das ist ja furchtbar! Von wem wurden sie hintergangen?<<, fragte ich ihn und er antwortete knapp: >>Das weiß niemand, außer sie selbst, aber sie sind ja... Tod<< Bestürzt von der Antwort nickte ich unzufrieden. >>Und bist du dann zu uns?<<, fragte ich weiter. >>Zuerst ja, aber niemand wollte mich rein lassen. Sie trauten mir nicht<<, murmelte er und wir mussten beide leicht schmunzeln, >>Also wollte ich wieder zurück, da ich sonst keine weiteren Ziele hatte, außer vielleicht der graue Turm, das getarnte Gefängnis der Magie wirkenden, aber dann spürte, hörte und sah ich etwas<<, er setzte sich mir gegenüber auf das Graß, >>Ein Beben, für dich die Explosion, und im weiten, der Ursprung des Bebens, eine Illusion<< Nun sah ich ihn verwundert an. Explosion? Beben und Illusion? Ich verstand nichts. Er seufzte und musste mir erneut etwas anderes erklären:>>Kannst du dich noch an einen Spiegel erinnern?<<, Ich nickte, >>Der Spiegel, war kein Spiegel, sondern ein ursprünglich zerstörtes Portal, welches irgendwie seine Kraft wieder erlangte und es daher schaffte eine Illusion von dem Ort zu erschaffen, wo es einst hinführte oder stand<< Deswegen wussten Arathan, ich und eigentlich niemand von dieser Höhle bescheid, weil sie eigentlich gar nicht existierte und vorher nicht da war! Jetzt machte das alles viel mehr Sinn.

Gespannt sah ich auf Tharnek und wartete darauf, das er weiter sprach. Er lachte:>>Dich scheint das alles ja ziemlich zu interessieren. Gut, vielleicht kann ich die später mehr erzählen, doch jetzt erst einmal zurück zum eigentlichen Thema! Also... Ich wollte die Illusion genauer untersuchen, das Portal finden und es zerstören, da dies ein Teil meiner Aufgaben, als Ziegel Krieger ist und dieses Portal in eine andere Welt führte, die Heimat der Schatten, aber dies ist eine andere Geschichte. Jedenfalls folgte ich einem Geräusch, den Stimmen, die auch du gehört hast<<, >>Warum konntest du auch die Stimmen hören?<<, wollte ich wissen, da mich dies nun wirklich überrascht hatte. >>Auch das ist eine andere Geschichte<<, antwortete er mir. Ich verschränkte beleidigt die Arme, hörte ihm aber noch weiter zu, als er weiter erzählte:>>Ich rannte zu diesem Ort und fand dich. Du lagst nicht mal mehr in der Nähe des Portales, sondern draußen vor der Illusion und hast deutlich gegen den Tod gekämpft. Du hast dich mal gedreht, mal lagst du nur da und dabei konnte ich gut in deine Augen sehen, da du sie hin und wieder weit aufgerissen hast. Weshalb ich wusste, das du nicht Tod warst, sonders... ein Schatten von dir besitzt ergriffen hat<< Da war schon wieder dieses Wort. Schatten. Was meinte er,wenn er dies sagte? Ganz bestimmt nicht den normalen Schatten, soviel konnte sogar ich mit Sicherheit sagen. Als ich fragen wollte, was er nun mit Schatten meinte, fuhr er schon fort un dich musste, da ich ihn nicht unterbrechen wollte, mit meiner Frage warten:>>Du warst ganz schwach und ich war der Meinung, das du es nicht schaffen wirst und ich dich, bevor du eine andere Gestalt annehmen würdest, erschlagen muss. Doch ich hätte dich nicht Unterschätzen sollen, du bist dank deiner Fähigkeiten stärker wie man zuerst denken mag und hast den Schatten besiegt. Na ja... nicht ganz besiegt. Er ist noch immer in deinem Körper<<, >>Und was kann man dagegen tun?<<, >>Ich kenne nur eine Methode, die da wirklich hilft<<, er stand wieder auf und stellte sich dicht vor mich, >>Unser Ritual. Das heißt, du musst unseren Orden beitreten<<, >>Gibt es keine andere Möglichkeit? Kann ich nicht einfach hier bleiben? Ich habe doch den Schatten besiegt!<<, >>Aber nicht ganz! Er wird sich von deiner Kraft ernähren, stärker werden und dich schließlich überwältigen. Schließlich kannst du ihn nicht ewig im Zaun halten, denn er ist jetzt ein Teil von dir und wenn du lernst, wächst und an Kraft gewinnst, tut er das auch!<<, mit diesen Worten kehrte eine kühle Stille zwischen uns ein und keiner von uns wollte es wagen, diese zu unterbrechen, bis Tharnek laut aufseufzte und mich besorgt ansah. >>Ich habe mit deinem ältesten geredet und er hat selbst gesagt, das du die letzte bist die er opfern kann und du das Lager, euren Clan, eigentlich nichts davon jemals verlassen darfst, aber wenn dies die einzige Chance für dich ist, zu überleben... Ist er damit einverstanden<<, sprach er und ich fragte:>>Aber was ist mit den Wächtern? Unserem Ritual und der Essenz? Nächstes Jahr...<<, >>Wirst du deinem Clan ein besuch abstatten, das Ritual durchführen und weiter ziehen können<<, unterbrach er mich und legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter, >>Das Verspreche ich dir<<

Ich ließ meine Schultern hängen und gab mich geschlagen. >>Aber ich will mich wenigstens von allein verabschieden und...<<, >>Das kannst du ruhig alles machen, aber wir müssen dann gleich los. Wir haben nicht mehr viel Zeit, du musst so schnell wie möglich ausgebildet werden<<, bestätigte er mir. >>Ja... also ich werde...<<, flüsterte ich schwach und er beendete meinen Satz:>>Du kommst mit mir<<, >>Ja, das werde ich<<, gab ich zwar leise, aber entschlossen von mir.







Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt