13. Kapitel - Unbekanntes Dorf, unbekannter Freund

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Mit großen Augen rannte ich in das Dorf und betrachtete die vielen Stände, Leute und Tiere, die sich auf den Straßen rum trieben. So etwas hatte ich noch nie gesehen, also... so in... echt. Und ich muss schon sagen, dass mich das es beeindruckt, aber auch verängstigt. Hier waren nur Dyan und sie alle sahen mich angeekelt an, wie als hätte ich mich in Mist gewälzt und bis zum Himmel hinauf stinken. >>Wir werden im Gasthaus eine Nacht verbringen müssen, da es schon ziemlich spät ist...<<, hörte ich Tharnek hinter mir laut nachdenken, aber ich beachtete ihn gar nicht, sondern rannte zum ersten Stand. 

Es war ein Waffenstand und der Händler war ein freundlich aussehender, kleiner, rundlicher Mann mit einer Brille und spitzen Bart. >>Hallo junge Dame, kann ich etwas für Sie tun? Sehen Sie etwas von Interesse? Und wenn nicht, kann ich Sie für irgendetwas begeistern? Mein Angebot ist groß und so gute Qualität kriegst du nirgendswo sonst!<<, lachte mir der Mann entgegen. Er war nett! Aber... etwas stimmte nicht mit ihm... ein dunkler, violetter Schatten umgab ihn und wedelte wie Flammen eines Feuers in der Luft. >>Äh... Nein Danke, Dyan... Ich meine Mensch! Ich... schaue mich nur um<<, gab ich etwas zu unsicher von mir. >>Verdammt! Warum machten mir Menschen nur so große Angst? Obwohl... vor Tharnek habe ich keine Angst...<<, dachte ich und warf einen Blick über meine Schulter. Er stand lächelnd mit verschränkten Armen hinter mir und beobachtete mich. >>Worüber er sich wohl gerade so freute?<<, waren meine letzten Gedanken, bevor ich von einer großen Menschenmenge an viele anderen Stände vorbei geschubst wurde und mitten auf dem Platz, völlig orientierungslos, stehen blieb. >>Deine Kapuze ist verrutscht<<, warnte mich eine Stimme und schnell zog ich sie mir wieder zurecht.

Bevor wir das Dorf betraten, befahl mir Tharnek, eine Kapuze über zu ziehen und meine Ohren versteckt zu halten, da, so sagt er, viele Dyan empfindlich auf mich reagieren würden oder vielleicht sogar aggressiv werden könnten und mich angreifen! 

Dennoch konnte ich nicht aufhören an diesen Händler zu denken, da er auch der einzige von allen hier war, der so einen Schatten hatte. Moment, Schatten?! Ich strich mir hastig eine Strähne aus meinem Gesicht und suchte nach Tharnek. Doch alles sah hier gleich aus. Die Häuser, die Stände, Menschen und Tiere, alles verschwamm zu einer Masse und überfordert ließ ich mich auf den Boden fallen. >>Was war nur los? Sonst hatte ich doch so gute Sinne und den besten Orientierungssinn!<<, wunderte ich mich ehe mir eine Hand entgegen gestreckt wurde und ich überrascht aufsah. >>Guten Tag meine Liebe!<<, begrüßte mich ein... Zwerg? Und wenige Meter von ihm entfernt stand Tharnek! Ich konnte nicht anders und, anstatt die Hand von dem Fremden weiter zu beachten, rannte ich oder vielmehr krabbelte ich zu Tharnek. >>Da bist du ja!<<, schrie er erleichter und half mir auf, >>Und wie ich sehe, hast du Jobias schon kennen gelernt?<< Der Zwerg tauchte wieder neben mir auf und verschränkte lachend seine Arme. >>Kannten sie sich?<<, tuschelte es in meinem Kopf immer und immer wieder, bis Jobias die Stille mit einem Räuspern unterbrach. >>Also... Gehen wir was trinken Kumpel? Auf die guten alten Zeiten?<<, fragte er. Tharnek legte die Stirn in Falten und antwortete:>>Ich würde gern und das weißt du, aber ich muss noch was wichtiges erledigen und wollte eigentlich fragen, ob du auf sie aufpassen könntest<< Er zeigte auf mich und Jobias betrachtete mich von oben bis unten. >>Natürlich kann ich mich um die kleine kümmern<<, sagte er, >>Aber versprich mir, dass wir das dann irgendwann nachholen!<< Tharnek nickte und ging. >>So... Dann gehen wir mal was trinken oder Elf?<<, fragte mich Jobias kurz darauf. >>Okay, aber ich bin eine Côdwir...<<, korrigierte ich ihn. >>Beides Spitzohren<<, meinte er und lief Richtung Taverne. Zumindest glaubte ich, dass das die Taverne war.

Innen drin herrschte noch viel mehr leben wie draußen. Musik spielte, Leute tanzten und ein paar sangen auch. Beeindruckt folgte ich Jobias und ließ mich auf einem Hocker vor der Bar nieder. >>Du benimmst dich gerade so, als hättest du noch nie eine richtige Taverne gesehen!<<, lachte Jobias und bestellte etwas zu trinken. >>...Habe ich auch nicht...<<, gab ich kleinlaut zu und beobachtete, wie sich Jobias Augen weiteten und sein Mund immer mehr öffnete. Solange bis er ein komisches krächzen von sich gab und los lachte. Natürlich nicht, du bist ja ein Elf!<<, konnte ich aus seinem Lachen heraushören und sofort fiel mir wieder ein, was Tharnek gesagt hatte, weswegen ich mich ängstlich umsah. Jobias schien meine plötzliche Panik bemerkt zu haben, denn er unterbrach sein Lachen und schob mir ein Krug vor die Nase. >>Brauchst nicht so ängstlich zu sein Spitzohr. Hier sind wir alle gleich...<<, murmelte er und wand sich seinem Getränk zu. >>Hör auf mich so zu nennen<<, flüsterte ich und sah in den Krug. Was auch immer da drinnen war, es roch komisch und hatte eine seltsame Farbe, noch dazu, war da irgendwie Schaum drauf. >>Na gut, Elf<<, antwortete er mir und trank die ersten Schlücke. >>Côdwir<<, verbesserte ich ihn erneut und fing so ein Gespräch an. >>Was ist denn schon der Unterschied?<<, >>Elfen gibt es nicht mehr, sie haben schon vor langer Zeit ihrer Kultur den Rücken zu gewandt und sind zu den Dyan in die Stadt gezogen. Leben in Armut und sind trotzdem stolz darauf, ihre komplette Existenz, Geschichte und Familie aufgegeben zu haben<<, >>Th... klingt komisch... Warum machen die das?<<, >>Keine Ahnung, aber... Es war ihre Entscheidung<<, >>Und... helft ihr ihnen trotzdem, wenn sie mal nicht weiter wissen?<<, >>Nein<<, >>Hm... Okay...<<, damit endete unser Gespräch und es würde kurz Still. Das blieb aber nicht lange so, da Jobias mein Getränk anstarrte und dann mich. >>Du kannst das ruhig trinken, kleine. Da ist nichts drinnen, dass du nicht kennst<<, meinte er. >>Also Beeren, Kräuter und...<<, >>Und Alkohol!<<, unterbrach mich Jobias stolz, hob sein Krug in die höhe und nahm einen kräftigen schluck. >>Äh... ich trinke eigentlich nicht...<<, antwortete ich und schon wieder begann ein Gespräch. >>WAS? Wieso das denn?<<, >>Ich hatte bisher nicht die Gelegenheit dazu<<, >>Hmpf... Hat das was damit zu tun, das du ein Elf bist?<<, >>CÔDWIR!<<, >>Jetzt reicht es! Erklär mir denn Unterschied<<, forderte er mich auf und Schlug seinen Krug auf die Theke. Ich seufzte:>>Na gut...<< Mit einer leichten Handbewegung schob ich Jobias meinen Krug zu und deutete ihm mit einem nicken, dass er es ruhig haben konnte, was er auch offensichtlich verstand, da er sich leise bedankte und meinen Krug schnell in die andere Faust nahm. >>Also...<<

Ich erklärte ihm alles. Der Anfang mit unseren Vorfahren, die tatsächlich noch nur Elfen waren, dann die Versklavung, die Kriege und Auseinandersetzungen und der Schluss bildete die Definition von den drei Stämmen. Côdwir, wo ich dazu gehörte. Elfen, die so wie sie einst waren, nicht mehr existierten. Und die Naredar, die sich mehr der barbarischen Vergangenheit hingaben, als sich, so wie wir, weiter zu entwickeln. Vom Anfang bis zum Ende hörte er mir überraschenderweise aufmerksam zu und trank seinen, meinen und fünf weitere Krüge leer. >>Klingt... ja, wie klingt es denn? Spannend? Schrecklich? Oder vielleicht doch beeindruckend? Vielleicht auch beides...<<, murmelte er den leeren Krügen zu und sah mich dann mit einem zufriedenen Blick an, >>Danke das du mir das erzählt hast kleine<< Ich lächelte ihn an und erwiderte:>>Danke das du zugehört hast. Aber nen mich nicht kleine, schließlich bist du, als Zwerg, kleiner wie ich!<<, >>Dann gib mir einen Namen, mit denn ich dich ansprechen kann<<, kicherte er. Okay... Er war ziemlich voll. >>Lyna<<, antwortete ich knapp und einem belustigten Grinsen im Gesicht. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und sobald ich mich umdrehte, sah ich Tharnek. >>Da seid ihr gewesen! Na gut, das hätte ich mir auch denken können...<<, er sah zu Jobias rüber, der mit seinen Schultern zuckte und aus einem leeren Krug trank, >>Jedenfalls... habe ich alles erledigt und es ist spät, besser wenn wir jetzt gehen, da wir morgen früh aufbrechen müssen<<, >>Spaß bremse!<<, brummte Jobias. Tharnek verdrehte die Augen und meinte:>>Weil man mit einem Schurken so viel Spaß haben kann<<, >>Ich bin kein Schurke, sondern ein... ehrlicher Geschäftsmann!<<, konterte Jobias und warf den Krug hinter seinen Rücken. >>Ja... du bist ehrlich. So sehr, dass du dir hin und wieder etwas >ausleihst< und wenn man danach fragte, du nichts sagst<< Bei dieser scharfen Bemerkung von Tharnek wurde Jobias rot. >>Ich dachte sie sind Freunde?<<, wunderte ich mich in meinen Gedanken und beobachtete weiterhin dieses hin und her, bis Tharnek laut hörbar seufzte und uns denn Rücken zeigte. >>Ich warte draußen und bitte, sieh dir deine Kapuze wieder über, um diese Zeit sind die schlimmsten draußen<<, sagte er scharf und verschwand in einer tanzenden Menschenmenge. 

Tatsächlich hatte ich während dem angenehmen Gespräch, zwischen Jobias und mir, meine Kapuze runter geschoben, da sie mich doch schon störte. Nicht nur beim reden, sondern auch beim zuhören. 

>>Schätze das war es dann für heute...<<, flüstert Jobias und sprang von seinem Hocker, >>Hey, wenn du wieder Lust hast was zu trinken... Dann würde ich mich freuen, wenn ich dabei sein darf. Das nächste mal gibt es auch kein Alkohol... zumindest werde ich das nächste mal auch was für dich bestellen und so wie ich es heute herausgefunden habe, wird das nichts mit Alkohol sein, also... vielleicht Wasser..?<<, >>Ja... das wäre schön, wenn wir wieder was trinken könnten<<, antwortete ich ihm und wollte eigentlich schon gehen, als ich Jobias hinter meinen Rücken noch rufen hörte:>>Du bist echt schwer in Ordnung, Lyna und ich hoffe ich kann dich ab jetzt als einer meiner Freunde sehen<<, >>Klar kannst du das<<, rief ich zurück und winkte ihm lächelnd zu. >>Gut, wenn du was brauchst, weißt du, wo du mich findest!<<, schrie er, während er ebenfalls zum Abschied winkte. In diesen paar Stunden habe ich in Jobias tatsächlich einen guten Freund gefunden, aber ich verstehe nicht, was das gerade mit Tharnek war... 

Puh... das war ein langes Kapitel. Kein Wunder, das es so lange gedauert hat... Aber jetzt ist es hier und ich hoffe, es gefällt euch (auch wenn es nicht ganz so ist, wie ich es mir vorgestellt habe, aber das kann man ja noch ändern!) Trotzdem bin ich irgendwie nicht mit diesem Kapitel zufrieden, aber na ja... Wenn es euch gefällt, was es auch hoffentlich tut, dann wird es mir auch irgendwann gefallen... 





Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt