15. Kapitel - Etwas lauert. Etwas wartet

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Gleich am nächsten Morgen sind wir sofort aufgebrochen. Tharnek und ich haben seit gestern Nacht kein Wort mehr miteinander gewechselt und irgendwie... hatte ich ein ungutes Gefühl. Es was fremd und doch auf seine eigene Art und Weise mir bekannt, als hätte ich es schon einmal gefühlt, aber ich konnte mich nicht erinnern. Doch es ähnelte dem Gefühl, das ich immer dann bekam, wenn ich verfolgt oder beobachtet wurde. Wir laufen schon eine Weile, und größtenteils auch auf breiten Handelswegen, an denen zusätzlich viele Menschen anzutreffen waren, aber trotzdem verließ mich das Gefühl, verfolgt und beobachtet zu werden, nicht. Wenn es das war. >>Tharnek?<<, fragte ich ihn vorsichtig, aber er reagierte nicht. Na gut... dann eben noch mal: >>Tharnek!<< Er hielt inne, drehte sich um und sah mich an. Jetzt konnte ich gut sehen, wie müde er war. Natürlich war er das. Ich hatte ihn ja mitten in der Nacht geweckt. >>Was ist denn?<<, fragte er mich genervt. >>Ich... also...<<, stotterte ich etwas zu unsicher, >>Was... ist los mit dir?<< Nach dieser Frage passierte erst mal viele Minuten lang nicht, bis er laut seufzte und eine Antwort stammelte, die in etwa:>>Es... es ist doch gar nicht... komm jetzt!<<, bedeuten sollte. >>Nein<<, entgegnete ich und stampfte mit einem Fuß auf den Boden. Ziemlich kindisch, ich weiß, aber auch ziemlich überzeugend! >>Lyna...<<, stöhnte er deutlich verärgert. >>Erst wenn du mir sagst, was los ist. Es fing schon gestern Abend bei Jobias an! Erst wart ihr die besten Freunde und dann, ein paar Stunden später, die größten Feinde<<, meinte ich. Er verzog sein Gesicht, als hätte er starke schmerzen und zischte:>>Das braucht dich nicht zu interessieren! Oder glaubst du, dass du mir helfen könntest?<< Ich nickte, fest davon überzeugt, dass ich das sehr wohl kann! Doch dann... lachte er. Ein dunkles, Angst einflößendes Lachen, welches mich kurz darüber nachdenken ließ, wer er gerade war. Sicher, ich kannte ihn noch nicht so lange, aber der Tharnek, denn ich kennen gelernt habe, war väterlich, fürsorglich und nett, nicht... so. >>Du bist jung, aber sei trotzdem nicht immer so naiv, dass ist gefährlich und ich will nicht, dass du dich in zu großer Gefahr begibst<<, murmelte er mit seiner väterlichen, tiefen Stimme und lief wieder voraus. Meine Gedanken protestierten:>>Was meinte meinte er damit? Ich bin doch gar nicht naiv! Jung? Ja, aber naiv? Nein!<<

Meine Gedanken spielten für weitere Minuten, die sich wie unendlich lange Stunden anfühlten, verrückt, bis Tharnek sein Schwert zog und:>>Pass auf!<<, schrie. Wölfe griffen uns an und gerade wollte mich einer von ihnen anspringen, zu Boden werfen und vermutlich mithilfe seiner scharfen Zähne zerfleischen, aber ich wich noch rechtzeitig aus, stolperte über irgendetwas und viel mit meinem Bauch, und allen Gliedmaßen ausgestreckt, auf den Boden. >>Okay... Das Ausweichen müssen wir also noch üben!<<, lachte Tharnek und streckte mir seine Hand entgegen. Schnell stand ich dadurch wieder auf den Beinen und zog nun auch endlich mein Schwert. Es war nicht so groß, wie Beispielsweise das von Tharnek und auch ein bisschen verrostet, aber mit genug Kraft, Schwung, dem Richtigen Winkel und viel Ausdauer, konnte man damit gut kämpfen. Sofern einem die Blassen an den Händen, die man vom vielen Zuschlagen mit dem rostigen Griff bekam, egal waren... Der selbe Wolf von vorhin knurrte und startete einen zweiten Versuch, doch im selben Moment, wo er sprang, schlug ich zu, streifte ihn und fügte ihm eine, leider nicht so tiefe, Wunde am Bauch zu. Der Wolf winselte und jaulte vor Schmerz, kämpfte aber weiter, biss mir in die Rüstungsteile meiner Beine und schaffte es auch, etwas Leder zu lösen. >>Na toll, jetzt war meine Rüstung auch noch beschädigt!<<, ärgerte ich mich leise. Irgendwann, als  all die anderen Wölfe ihre volle Aufmerksamkeit Tharnek schenkten, trat ich den Wolf weg und stach schnell in die offene Wunde an seinem Bauch. Sofort floss das Blut in strömen aus ihn und bildete einen roten Teppich auf dem Boden. >>Lyna!<<, schrie Tharnek. Kurz blickte ich zu ihm rüber, erinnerte mich daran, dass er ja von den Wölfen komplett umringt worden war und sprang schnell zu ihm rüber. Rücken an Rücken und von Wölfen umsingelt standen wir nun da. Erkämpften uns einen Weg und ich muss sagen, unser kämpfen sah aus wie ein Tanz. Duckte ich mich, schlug Tharnek zu. Duckte er sich, schlug ich zu. Ein ganz einfacher Tanz mit Drehungen und den Geräuschen von Stahl, dass auf Fleisch traf. Wie... schön? 

Erst als wir mit Blut überdeckt waren, als ein Wolf nach dem anderen starb und am Ende alle Tod waren, erst dann hörten wir auf. Erst dann waren wir fertig. Beruhigten uns. >>Geschafft<<, flüsterte ich erschöpft und ließ mich an einem Baum nieder, >>Sie müssen entweder hungrig oder sich durch uns bedroht gefühlt haben... einfach so hätten sie uns nie angegriffen...<<.>>Hm... Keine Ahnung, aber du kannst gut kämpfen<<, lachte Tharnek und saß sich neben mich. >>Danke, aber ich dachte wir müssen weiter?<<, neckte ich ihn und kicherte. Er rollte die Augen, hörte aber nicht auf zu lachen und für einen kurzen Moment konnte ich das hier und jetzt, diesen Moment, nach langer Zeit, wieder genießen. >>Da hast du recht<<, bestätigte Tharnek, >>Komm!<< Er stand auf und holte ein kleines Jagdmesser hervor. Als ich ihn verwundert ansah, meinte er nur:>>Um das Fell mit zu nehmen. Das ist ein Wertvoller Rohstoff, den du mitnehmen solltest und für deine eigenen Zwecke wiederverwenden kannst... oder du kannst es auch verkaufen, aber das Fell könnten wir gerade wirklich gut gebrauchen. Schließlich trägst du eine Lederrüstung und beim grauen Turm ist es... immer kalt<< Ich nickte und kramte aus meiner Tasche ein normales Messer, zum essen, und sah fragend zu Tharnek. >>Ja... das tut es auch, aber das erste was passiert, sobald wir wieder zurück im Hauptlager sind, ist das du eine neue Ausrüstung bekommst, so viel steht fest<<, kicherte er. 

Mit den Fellen in unseren Gepäck, wobei eines mir über die Schultern hing, liefen wir weiter und aus dem Augenwinkel sah ich etwas im Schatten der Bäume lauern. Zu erst dachte ich, es sei ein Wolf, aber das konnte es spätestens jetzt nicht mehr sein. >>Tharnek?<<, flüsterte ich, aber er war bereits etwas weiter gegangen. Also stand ich allein diesem etwas gegenüber, ohne zu wissen, was es überhaupt war, doch anders als erwartet, griff es mich nicht an. Es wartete geduldig auf irgendetwas und in der Dunkelheit konnte ich zwei leuchtende Augen ausmachen, die meine weißen Augen fixierten. >>Hey, Lyna!?<<, schrie Tharnek. Das etwas bewegte sich nach wie vor nicht, auch als ich mich zum gehen wendete. Ich könnte sogar schwören, ein erleichtertes aufatmen davon gehört zu haben, als ich mich fast komplett umgedreht hatte! >>Wo bleibst du denn so lange!?<<, fuhr Tharnek mich an und ich konnte, trotz der großen Entfernung zwischen uns, sehen, wie er seine Arme ungeduldig in die Hüften stemmte. Ich ging, besser gesagt, rannte zu ihn und ließ dabei das irgendwas nicht aus meinen Augen. Behielt es später sogar noch im Augenwinkel beobachtet. Bis ich mein Talent, gegen Bäume zu laufen, mal wieder unter Beweis stellte. >>War ja klar...<<, murmelte ich beleidigt, als mein Hintern schon wieder den Boden begrüßte und ich mir die Stirn rieb. >>Wir müssen WIRKLICH das Ausweichen bei dir trainieren!<<, brachte Tharnek unter einem breiten Grinsen hervor, welches sein Lachen zurückhielt. Ich rollte mit den Augen, musste aber auch grinsen. Bin ja ein bisschen tollpatschig, das gebe ich zu.

>>Wir sind da!<<, halte Tharnek seine Stimme in meinen Kopf. Gleich danach versuchte ich über seine Schulter zu spähen, was sich als äußerst schwierig herausstellte, aber er war ja auch gleich zwei Köpfe größter wie ich! Als es mir gelang, konnte ich sehen, das vor uns sich ein riesiger grauer Turm mit hohen, ebenfalls grauen, Mauern, die den Vorhoff in drei Teile trennten, erstreckte. >>Warum... Warum werden sie eigentlich so...<<, ich traute mich gar nicht diese Wort auszusprechen, >>eingesperrt?<<.>>Wer? Die Magie wirkenden?<<, stellte Tharnek als ironische Gegenfrage, >>Oder die Menschen, von denen man vermutet, dass sie Magie wirkende sind?<< Geschockt und mit großen Augen sah ich ihn an. >>Sie... sperren auch... normale Menschen ein?<<, stammelte ich.


Ich bin irgendwie... unzufrieden mit diesem Kapitel, aber na ja... Kann ich ja irgendwann noch mal etwas überarbeiten, also... Bis zum nächsten Mal!                








Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt