Ich befand mich, anstatt in tiefster Schwärze, in einem hellen, weißen Raum, von dem aus allen Ecken Licht kam. Es war warm und ich fühlte mich wohl, legte mich auf den Boden und schloss meine Augen. Einmal atmete ich tief durch und ich nahm den Duft süßer Früchte war, frisches Gras und einem Lagerfeuer. Der Boden unter mir wurde weich und warm, etwas kaltes, nasses berührte meine Fußsolen, dabei hörte ich das Rauschen von Wasser, wie bei einem schnellen Fluss. Es war friedlich und Vögel zwitscherten in aller Ruhe ihre Lieder. Nach ein paar Minuten öffnete ich meine Augen und obwohl ich sah, dass ich mich noch im selben Raum befand, verließ der Duft nicht meine Nase, verließen die Geräusche nicht meine Ohren und verließ das Gefühl nicht meinen Körper. Ich sah auf meinen Körper herab und sah, dass ich ein mitternachts schwarzes, langes Kleid und meine normalen Lederstiefel trug. Meine Haare ruhten auf meinen Schultern und ich hatte irgendetwas auf meinem Kopf. Vorsichtig griff ich nach dem Gegenstand und sah es mir genauer an. Eine schwarze Krone mit wenigen roten Edelsteinen. >>Warum hab ich...?<<, wunderte ich mich, bis auf einmal eine tiefe Stimme hinter mir flüsterte: >>Du hättest das nicht trinken dürfen<< Danach folgte ein bedrohliches knurren und ich spürte zwei Hände an meiner Hüfte. >>Fürs erste hast du gewonnen, aber du wirst nicht ewig kämpfen können und ich werde wieder kommen, um alles wieder gerade zu biegen<<, meinte die Stimme, als die Person hinter mir gegen meinen Nacken atmete und plötzlich verschwand. Die Düfte, Geräusche und das Gefühl verließen mich und der Raum wurde grau.
>>Wach auf!<<, schrie eine bekannte Stimme und sofort riss ich meine Augen auf und starrte in das Gesicht von Hadrian, der mir etwas zu nahe gekommen war. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast, wäre nicht der übrig gebliebene 5 cm Abstand dazwischen gewesen. >>Was genau machst du da?<<, fragte ich ihn und er entfernte sich wieder etwas von mir. >>Du bist nicht mehr aufgewacht<<, erklärte er mir, >>Und wir haben uns angefangen Sorgen zu machen. Gerade weil Sorah mehrere Stunden vorher bereits aufgewacht ist<<, >>Okay... Kannst du dann jetzt bitte von mir runter gehen?<<, wollte ich von ihm wissen. >>Hä? Oh... äh, ja klar! Entschuldige<<, stotterte er, bevor er aufgestanden ist und ich auch aufstehen konnte.
Ich sah mich im Raum um und stellte fest, dass wir nicht mehr draußen beim Feuer waren, sondern in einem der bunten Zelte, die ich zu Anfang, als wir in das Hauptlager gekommen waren, gesehen hatte. >>Wo ist Tharnek?<<, fragte ich Hadrian und nahm mein Schwert, welches neben mir lag, wieder an mich. >>Draußen. Er meinte er müsse was besprechen und du wüsstest worum es ginge, weshalb du, sobald du aufgewacht bist, einfach zu ihn gehen kannst<<, antwortete er schlicht und verschränkte seine Arme vor der Brust, >>Und... Kannst du das von gerade für dich behalten?<<, >>Wieso? Was ist denn gerade passiert?<<, fragte ich neckend und legte grinsend mein Kopf schief. >>Lyna! ...Bitte<<, murmelte er und drehte sich von mir weg. Ich kicherte und verließ das Zelt.
Draußen, vor dem Zelt, stand Sorah, nur sah sie etwas anders aus. Sie trug eine weiße Robe, die bis zu etwas unter ihren Knien reichte und dazu passende Schuhe. Ein Umhang aus silbernen Federn und ihre Haare zusammen geflochten. Außerdem hatte sie einen dunklen Ast mit einer grünen Kugel an der Spitze bei sich und ich vermutete, dass das ihr neuer Zauberstab war. Ich sah sie an, gab ihr ein halbes Lächeln und ging dann weiter. Das Hauptlager hatte sich ebenfalls verändert. Viele der Zelte waren abgebaut und einige Stände verlassen, es liefen nicht mehr so viele Leute rum, alles war dunkler und allgemein wirkte es hier irgendwie verlassener wie zuvor. Als ich Tharnek endlich fand, stand er neben einem Mann, der um einen Kopf größer war wie er und eine goldene Rüstung trug. >>Entschuldigung?<<, sprach ich ihn an und lenkte somit seine Aufmerksamkeit und die des Fremden auf mich, >>Was ist hier passiert? Warum wirkt alles so... verlassen?<< Der Fremde lächelte mich an und Tharnek erklärte:>>Sie haben angegriffen, die Schatten, und einige sind geflüchtet, wenige verletzt und zum Glück ist keiner gestorben. Es ist gut und schlecht, dass du jetzt wach bist, denn einerseits hätten wir dich vorhin gebraucht, aber andererseits kommst du genau richtig<< Er deutete mit seiner Hand auf einen Platz neben ihm und ich stellte mich dort hin, so konnte ich nun auch sehen, womit sich der Fremde und Tharnek beschäftigt hatte, bevor ich zu ihnen kam. Vor uns war ein alter Holztisch worauf viele Karten, Dokumente und andere wichtige Notizen und Papiere lagen. Auf der Karte waren viele verschiedene Markierungen und der Fremde erzählte:>>Wir waren gerade dabei die Pläne für den Kampf auszuarbeiten. Nachdem uns die Schatten angegriffen und wir die wahre Macht der Verdunklung zu sehen bekommen haben, wurde uns klar, dass wir nicht mehr länger warten können. Wir werden in wenigen Stunden aufbrechen, sofern wir es schaffen, den Plan bis dahin zu verfeinern und alle Soldaten zu informieren...<< Er schaute anschließend bedrückt zu Boden und anstatt ihn aufzuheitern, so wie ich es eigentlich immer machen würde, warf ich selbst einen Blick auf die Karte. >>Das ist schlecht<<, murmelte ich, >>Das Hauptlager ist stark beschädigt und die Fronten, die ihr verteilt habt, sind zu schwach und an den komplett falschen stellen<< Ich wühlte durch die Papiere und fand eine weitere, leere Karte, die ich auf den Tisch ausbreitete, um meinen Plan vorzuschlagen und neue Markierungen zu setzten. >>Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns bleibt, aber ich würde die Mauern hier, hier... und hier zumindest etwas verstärken. Dann könnten wir auch zwei Gruppen an die Grenzen der Wildnis schicken und die dritte am Eingang des Hauptlagers, da ich bezweifle, dass die Schatten den Berg hinauf klettern können und sollte das doch der Fall sein, so stehen in der Mitte die Bogenschützen und Magie Wirkenden, aber diese müssen gut geschützt werden, da sie mit ihren Roben ja nicht so viel aushalten... Wenn wir alles richtig gemacht, dann müsste das so aussehen<<, beendete ich und zeigte den fertigen Plan. Tharnek nickte und machte sich gleich auf, die drei Gruppen zu informieren und ein paar Leute zu beauftragen, die Mauern zu reparieren, der Fremde sah mich nur überrascht und Verständnislos an. >>Ich wusste gar nicht, dass Elfen sich so gut mit Kriegen auskennen<<, meinte er. >>Ich bin eine Côdwir und wir kennen uns nur so gut aus, weil unsere Vorfahren so oft gegen die Menschen kämpfen mussten und uns das, für den Fall der Fälle, schon vor dem lesen und schreiben beigebracht wird<<, gab ich kalt von mir. Irgendwie traute ich ihm nicht. >>Oh... Nun, gute Arbeit! Ach, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt! Ich bin König Callen und du musst Lyna sein, die... Côdwir<<, stellte er sich vor. >>Ihr wolltet schon wieder Elfe sagen oder?<<, hakte ich nach und er lachte nervös. >>Tja, ich kenne halt nicht den Unterschied, aber ich würde mich freuen, wenn du es mir nach der Schlacht in Ruhe beibringen könntest<<, den letzten Teil flüsterte er verführerisch und er zwinkerte mir anschließend zu, bevor er sich auf machte, um die Bogenschützen und Magie Wirkenden zu verteilen. >>Was sollte das denn? Warum hat er mit mir geflirtet? ...Irgendwas ist mit ihm Faul. König hin oder her!<<, dachte ich und ging zurück zu Sorah.
>>Hey Lyna! Hast du keine neue Rüstung?<<, begrüßte sie mich. >>Hey, äh... ich glaub ni-<<, wollte ich ihr antworten, aber Hadrian sprach mir dazwischen:>>Ach Mist! Ich wusste doch, dass ich irgendetwas vergessen habe! Warte kurz hier!<< Er eilte schnell in das Zelt und wenige Sekunden später, kam er mit einer silbernen, verzierten Rüstung zurück. >>Bitte schön! Ein neues Schwert kriegst du auch!<<, präsentierte er stolz und hielt mir, neben der edlen Rüstung, ein dünnes Langschwert entgegen, dessen Griff mit den selben Verzierungen geprägt war, wie die Rüstung. Ich brachte kein Wort über meine Lippen, so sehr war ich von der Schönheit und Qualität der neuen Ausrüstungsgegenstände beeindruckt. >>Sprachlos? Ha, dann bin ich zufrieden! Diese Rüstungen und Waffen, wir ihr sie habt, dürfen nur Ziegel Krieger tragen und benutzen<<, meinte er stolz, dabei klang er wie ein kleines Kind, das etwas, was es sich schon über Jahre hinweg gewünscht hatte, endlich bekommen hatte und mit großen Augen übergab er mir meine Sachen. >>Ich... Ich werde die Rüstung sofort anlegen, danke!<<, bedankte ich mich, >>Und die Waffe werde ich natürlich auch gleich ausrüsten, nur... also... es klingt vielleicht komisch, aber macht es was, wenn ich meine alten Stiefel behalte?<<, >>Hey, deine Taschen! Mir egal was du mit dir rum trägst und was nicht, solange du nicht dein Krempel in meine Taschen steckst, ist alles in Ordnung<<, meinte Hadrian und Sorah schnaufte verächtlich. Natürlich, sie kann ja nicht so viel bei sich tragen. >>Mach schnell!<<, rief Hadrian ganz aufgeregt und wartete zusammen mit Sorah, während ich im Zelt verschwand und schnell alles anlegte. Als ich etwas später wieder aus dem Zelt trat, sah mich Hadrian mit großen Augen an und wurde leicht rot im Gesicht, während Sorah etwas nachdenklich aussah. >>Hm... Du bist ein richtiger Nahkämpfer und dein Zopf löst sich bestimmt leicht... Wenn du willst, kann ich dir die Haare schneiden<<, bot sie mir an und sofort musste ich ablehnen:>>Lieber nicht, du willst echt nicht wissen, was passiert, wenn man mir die Haare schneidet!<< Sie schaute noch etwas misstrauisch und wollte etwas sagen, aber plötzlich hallte eine laute Stimme durch das Lager und verlangte nach Aufmerksamkeit. König Callen. Er stand in der Mitte des Lagers und zu seiner Rechten standen Tharnek und zwei neue unbekannte Gesichter. >>Ich bitte um Aufmerksamkeit! Danke.<<, fing er an, >>Die Mauern wurden repariert und verstärkt, die drei Gruppen stehen an ihren Posten und ich würde auch darum bitten, auch eure aufzunehmen<<, er verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken, >>Nun, ich weiß, die meisten von euch haben Angst und die anderen wiederum nicht, aber vergisst nicht, dass wir einen guten Plan haben und wir Siegreich sein werden! Der letzte Angriff hat uns überrascht, aber es ist keine große Bedrohung, keine richtige Verdunklung, also werden wir sie nun hier und jetzt bekämpfen, um zu verhindern, was noch nicht geschehen ist<<, beendete er und die Soldaten jubeltem ihm zu. >>Aber...<<, began ich und plötzliche Stille brach umgehend ein, >>Wir sollten es trotzdem nicht unterschätzen! Als wir da draußen waren, haben wir Dinge gesehen, die noch keiner gesehen haben kann, weil es das davor noch gar nicht gab! Genauso wie wir uns im Kampf weiter entwickelt haben, haben sie sich ebenfalls verbessert und neue Dinge dazu gelernt! Wir müssen vorsichtig sein...<< Als ich zu Ende gesprochen hatte, lächelte mir König Callen zu, aber in seinen Augen konnte ich puren Hass sehen. >>Er führt doch etwas im Schilde!<<, dachte ich und erwiderte stur seinen dunklen Blick mit meinem kalten.
Nach einiger Zeit befanden wir uns nun alle auf unseren Positionen und warteten auf das Signal, welches den Start unserer Angriff verkündete. Hadrian, Sorah und ich befanden uns in einem alten Turm, der sich in den Ruinen unseres Hauptlagers befand und, obwohl wir kämpfen wollten, besonders Hadrian, hielt es Tharnek für richtig, uns die Aufgabe des Startsignales zu geben. Wir müssten sieben Stockwerke aufsteigen und an der Spitze ein großes Lagerfeuer entbrennen. Eigentlich eine leichte Aufgabe, aber ich hatte so ein komisches Gefühl, wie als würde der Plan komplett nach hinten durchgehen, weil jemand nicht mitspielen will. Aber ich hatte keine Zeit mehr, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, die letzten Vorbereitungen sind beendet und alles war Startklar.
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Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginnt
Fantasía>>Das Schicksal kann Grausam sein und ist undurchschaubar<< Weiße Haare, weiße Augen und die junge Unschuld in Person. Das Schicksal hatte schon seit Lynas Geburt große Pläne mit ihr, aber niemand wusste wie groß diese sind. Nicht mal das Schicksal...