>>Pass auf!<<, warnte mich Cael. Die Hand holte aus und wollte gerade nach mir greifen, als ich mich rechtzeitig zur Seite rollte und auswich. Aber die Hand folgte mir und flog knapp an meinem Kopf vorbei, blieb kurz stehen und ging nach ein paar Minuten in die Richtung, von der sie gekommen war. Das ging eine Zeit lang und immer wieder musste ich ausweichen. Cael und Sorah versuchten verschiedene Zauber, aber sie alle gingen einfach durch die geformte Rauchwolke hindurch und trafen die wenigen, toten Bäume, um uns herum. Hadrian holte mit seinem Schwert aus und schlug wie ein Wilder um sich, traf aber nichts außer Äste und Stämme, doch das war nicht, weil es durch die Hand ging, sondern weil er gute drei Meter vom eigentlichen Geschehen entfernt stand und es selbst wohl nicht mitbekam. Ich kicherte über sein Verhalten und überlegte, wie ich ihn auf seinen Fehler aufmerksam machen könnte, da traf mich die Hand, packte mich und wollte mich wahrscheinlich Meter weiter weg durch die Wildnis schleudern. >>Denk nach, Lyna. Denk nach!<<, dachte ich, aber mein Kopf arbeitete nicht mehr, weswegen ich nicht mitbekam, wie ich mit meinem Schwert ausholte und auf das "Handgelenk" ein stach. Ein schrilles Pfeifen hallte in meinen Ohren und vor Schmerz ließ ich meine Waffe los, schnitt mich selbst am Finger, dank der hastigen Bewegung, und beobachtete, wie ein tropfen meines türkisen Blutes in das offene Handgelenk des etwas tropfte. >>Uh Oh...<<, flüsterte ich, ehe ein helles Licht mich blendete und eine kleine Explosion gegen einen Baumstamm in der Nähe schleuderte. Das Schrille Pfeifen war nun ein hohes, ununterbrochenes Fiepen. >>Lyna!? Wach auf!<<, hörte ich eine Stimme in der Ferne rufen, aber ich konnte nicht antworten. Das helle Licht wurde immer dunkler und langsam verlor ich das Bewusstsein.
Feuer. Überall war Feuer. Alles stand in Flammen. Riesige rote Bergen und tiefe dunkle Schluchten, gefüllt mit einer Armee aus Untoter. Kampfschreie füllten die Leere und der dunkle Nachthimmel färbte sich ebenfalls rot. Unter den Untoten lagen Leute, auf die schlimmsten Art und Weisen verstümmelt, und wurden einfach von ihnen zertrampelt, als seien sie Gegenstände ohne Gefühle und mit niedrigerem Wert. Als seien sie nie lebendig gewesen und hätten nie ein Leben gelebt, eine Existenz gehabt. Als hätten sie nie einen Namen getragen und nie Gefühle, wie Freude, Hass und Schmerz, gehabt. Die Hitze der Flammen machte mir sehr zu schaffen. Ich spürte wie das Feuer nach mir griff und langsam immer mehr verschlang. Was passierte hier gerade? Ich wusste weder wo ich war, noch was ich hier sah und die unzähligen Fragen füllten mein Gedächtnis, ließen mich vergessen, dass ich gerade am verbrennen war. Ein knurren, einem monströsen Schrei ähnlich, holte mich aus meinen Gedanken und ließ mich realisieren, dass ich nicht ich war. Ich sah aus wie ein... Schatten. Groß und grauenhaft. Mit langen Armen, die bis zum Boden herab hangen, Finger, die die Erde streiften, Beine und Füße, bei denen es nicht anders war, wie mit den Armen und allgemein eine sehr dürre Gestalt. Ich war dem Erschaffer dieses Alptraumes mehr als dankbar, dass ich nicht "mein" Gesicht sehen konnte. Wieder dieses knurren, diesmal ein viel lauteres grollten, und ich sah von mir, meiner Gestalt, weg, durch die Täler, an den Toten und Untoten vorbei, hinauf an einem Berg, nur um meine Augen in Erfurcht zu weiten. Ein majestätischer, schwarzer Drache, mit glänzenden roten Schuppen am Rücken und, aus der Schwärze sehr herausstechenden, grüne Augen, welche unheilvoll und giftig leuchteten. Sein Blick war direkt auf mich gerichtet und ließ mich vor Angst zittern. >>Alles ist gut. Das ist nicht echt, dass kann zumindest nicht echt sein... Es ist gleich vorbei. Mir wird hier nichts passieren. Mir kann hier nichts passieren!<<, redete ich mir ein, um mir etwas Mut zu machen und ein paar Schritte nach vorne zu gehen, >>Ich habe keine Angst!<< Der Drache gab ein Geräusch von sich, was sich seltsamerweise wie ein bedrohliches kichern anhörte und sofort wurde ich wieder von der Schwärze umhüllt. Eine Maske ist vor mir zusehen. Ich kannte diese Maske und ich kannte den Träger. >>Ein Fluch?<<, fragte ich und ließ ihn mich beäugen, >>Nicht wenn man es kontrollieren kann<<. Und mit diesen Worten verschwand der Maskenträger. Endgültige Schwärze und ein einziger Satz, der, wie in einer Hölle, in meinem Kopf umherschallte. >>Wie lange willst du noch kämpfen?<<. >>Ich weiß es noch nicht<<, antwortete ich.
>>Was weißt du noch nicht?<<, fragte mich eine unbekannte Frauen stimme. Meine Augen schossen auf und ich stellte mich aufrecht hin, versuchte nach meinem Schwert zu greifen, erinnerte mich aber dann daran, dass ich es nicht mehr hatte und stand nun mit geballten, erhobenen Fäusten irgendwie krumm da. >>Was? Wie?... Wer bist du!?<<, schrie ich die, mit den Augen genervt rollende, Frau an. >>Anra... und gern geschehen<<, antwortete sie trotzig. >>Was...?<<, ich kam nicht dazu meine Frage vollständig auszusprechen, da sie schon wusste, was ich wissen wollte und antwortete: >>Ich habe dich und deine Freunde im Wald gefunden, mir gedacht, was ihr hier sucht und euch hier her gebracht. Eure Wunden mit Hilfe meines Vaters gepflegt und jetzt könnt ihr ja wieder gehen<<, >>Warte, warte, warte... Was ist "hier her"? Wo sind meine Freunde? Und wie hast du uns gefunden?<< Die Frau stöhnte genervt von meinen Fragen laut auf und entgegnete mit kurzen Sätzen: >>Erstens: Mein zu Hause, zweitens: sie warten draußen, drittens: das war ganz einfach, ich musste nur den Kampfgeräuschen, dem Rauch und der Explosion folgen<<, sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, >>War es das jetzt? Wenn ja, dann lass mich jetzt in Ruhe<< Verwirrt sah ich mich nun im Raum um, um die Tür nach draußen, zu meinen Freunden zu finden. Ein nettes Hölzernes Zimmer mit einem Feuer, Bücherregalen und Pelze als Teppich und Wanddekoration. Eine Wendeltreppe in der hinteren rechten Ecke und Gegenüber eine Holztür. Ich nahm an, dass das die Haustür war und wollte gerade herausgehen, als ich mich nochmal zu Anra umdrehte, sie sanft anlächelte und ein leises: >>Danke<<, mir über die Lippen kam. Wieder mit dem Blick auf die Tür, wollte ich nun gehen, mit der Hoffnung, sie irgendwann, durch Zufall, wieder zu sehen, doch im selben Moment, wo ich die Tür leicht öffnete, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. >>Hier, die gehören euch<<, murmelte sie und übergab mir drei gläserne Phiolen, mit jeweils einer rot-schwarzen Flüssigkeit innen drin, etwas Holz und Papiere. Ich wollte mich wieder bedanken, aber als ich von den Sachen aufblickte war sie verschwunden. >>Sind wir jetzt Freunde?<<, fragte ich mich und trat endlich aus der Hütte.
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Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginnt
Fantasy>>Das Schicksal kann Grausam sein und ist undurchschaubar<< Weiße Haare, weiße Augen und die junge Unschuld in Person. Das Schicksal hatte schon seit Lynas Geburt große Pläne mit ihr, aber niemand wusste wie groß diese sind. Nicht mal das Schicksal...