27. Kapitel - Du weißt es nicht?

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Ich befand mich auf einmal an einem seltsamen Ort. Unter mir war weißer Sand und der Himmel war in einem dunklem Violet gefärbt. Hier und dort flogen tiefschwarze Krähen und Neben mir war eine dunkle, maskierte Gestalt. Die selbe Gestalt wie sonst auch immer. Es beachtete mich nicht. Vermutlich weil es noch nicht bemerkt hatte, dass ich aufgewacht war. Sofern ich überhaupt aufgewacht bin. Es schien aber auch zu schlafen, denn leichtes, gleichmäßiges Atmen kam von ihr aus und es lag regungslos auf seinem Rücken. Ich versuchte mich zu entspannen und lag mich ebenfalls auf meinen Rücken, blickte in den Violetten Himmel und überlegte, was ich zu ihr sagen sollte, da sich mir jetzt die perfekte Gelegenheit bot, es endlich so vieles zu fragen, dass mir schon durch den Kopf ging, seitdem ich ihr das erste Mal begegnet war. >>Du bist >wach<?<<, wollte plötzlich die, mir mittlerweile sehr vertraute, Stimme wissen. >>Ja... Sagst du mir endlich, wer du bist?<<, fragte ich zurück und die Gestalt seufzte laut. >>Das kann ich dir noch nicht sagen<<, antwortete es. >>Warum? Hat es dir jemand verboten oder...?<<, >>Nein. Du wirst mich bald treffen. In der 1. Dimension oder wie du es nennst >Realität<. Dann können wir reden, dann kann ich dir deine Fragen beantworten<<, unterbrach es mich. >>Okay... Halt. 1. Dimension?<<, wunderte ich mich. Dieses Wort kam mir so bekannt vor, als hätte ich es schon einmal irgendwo gehört. >>Richtig. Côdwir. Von da kommst du<<, stellte es fest. >>Was hatte meine Herkunft nun damit zu tun!?<<, wollte ich wissen. Meine Geduld kam langsam an ihr Ende der weiße Sand färbte sich grau. >>Ganz einfach. Die Côdwir können dir nicht lehren, was du als Gwynos zu wissen brauchst. Selbst die Hüter nicht.<<, er sah mich mit seinen maskierten Augen an und lachte leicht, >>Du hast noch keine Ahnung, was es bedeutet, eine Gwynos zu sein und du weißt nicht mal ansatzweise, wie stark du und deine Fähigkeiten sind!<< Sein Lachen wurde lauter und ein fiepen hallte auf einmal in meinen Ohren. Der Violette Himmel färbte sich Blutrot und der graue Sand Pechschwarz. >>Du bist das Leben und irgendjemand ist der Tot. Ach, ich freu mich schon auf euer erstes Treffen. Werdet ihr euch hassen, so wie es das Schicksal bestimmt hat oder werdet ihr euch, im Gegensatz zu all euren Vorfahren, lieben?<< Angewidert verzog ich das Gesicht, seine Lache und seine Art widerten mich einfach an. Es warf seinen Kopf ins Genick und blickte in den Himmel, von dem mittlerweile Geräusche kamen, wie bei einem schlagendem Herzen, seine Maske knackte, als würde sie zerbrechen und erst als er mich wieder ansah, stellte ich fest, dass seine Maske von Anfang an keine Maske war, sondern sein Gesicht! Es, sein Gesicht, hat sich komplett verzogen, Risse führten von oben nach unten, von der Stirn zum Kinn und ein grobes Lächeln, mit trockenen, kratzigen Lippen, als würden diese aus Holz bestehen, befand sich nun dort, wo zuvor nicht mal ein Mund war. >>Was zur...!?<<, schrie ich und wollte gerade vor der Gestalt wegrennen, da packte mich plötzlich etwas an der Schulter und eine unangenehme Hitze breitete sich auf meiner Stirn aus. Ich wusste nicht was ich tun sollte, schließlich war ich vollkommen unbewaffnet, also schlug ich einfach wie ein wildes Tier um mich. Dies machte ich jedoch nicht lange, da der Griff sich verstärkte, sodass meine Schulter stark schmerzte, und die Hitze wurde nun durch einer eisigen Kälte ersetzt.

>>W-was!?<<, schrie ich verwirrt und setzte mich schnell auf. >>Huh, JETZT bist du wach?<<, wunderte sich eine Stimme links von mir. >>Vielleicht hast du ihr weh getan und sie ist deshalb aufgewacht?<<, meinte eine andere Stimme rechts. >>Sie ist wach?<<, mischte sich eine weitere Stimme weiter weg von mir ein. Bis jetzt sah ich nur Schwärze, aber so langsam bekam ich meine Sicht wieder und wer waren diese mysteriösen Stimmen? Links war Anra, rechts war Sorah und weiter hinten Hadrian. Warum bin ich nicht überrascht? Auch Anras Vater war hier, aber er schien in seinen Gedanken versunken und schenkte mir deshalb keinerlei Beachtung. >>Also... ihr habt gegen die Schatten verloren?<<, wollte Anra plötzlich wissen, da keiner von uns etwas sagte. >>Nein, haben wir nicht. Der König hat uns verraten!<<, schrie Hadrian aufgebracht und eilte währenddessen zu mir. Zu meiner Rechten, neben Sorah, kniete er sich hin, nahm meine Hand in die seine und sah mich mit einem besorgtem Blick an. >>Du hast dich im Schlaf andauernd gedreht und auch manchmal leise geschrien... Ist alles in Ordnung? Hattest du einen schlechten Traum?<<, fragte er mich und strich behutsam mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Sorah verdrehte die Augen und lächelte, Anra verzog nur angewidert das Gesicht. >>Oh... wie süß! Ihr Menschen kotzt mich echt an<<, schnaufte sie kurz darauf und ging zu ihren Vater. >>Hexe<<, murmelte Sorah und Hadrian und ich lachten. >>Was ist passiert?<<, wollte ich von meinen Freunden wissen, gleichzeitig nahm ich meine Hand von Hadrian wieder weg, was ihn irgendwie aus irgendeinem Grund nicht so sehr gefiel. Schräg. >>Nun... Vielleicht kann ER es dir besser erklären wie wir<<, brummte Sorah und deutete dabei auf Anras Vater, >>Also... was ist passiert?<< Er seufzte laut und kam zu uns herüber. Mit langsamen Schritten und dem Blick auf den Boden gerichtet, näherte er uns vorsichtig, aber immer noch in seinen Gedanken versunken. Was beschäftigte ihn nur so sehr? Plötzlich nickte er, als würde er sich selbst zu irgendwas zustimmen und sah mich dann an. Seine Augen, bei denen ich fest überzeugt war, dass sie eigentlich grau wären, leuchteten in einem giftigen grün. >>Ich, und auch Anra, sind, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, keine Menschen. Und auch keine Elfen<<, ich unterbrach ihn kurz mit einem lauten Räuspern, >>Verzeihung, ich meinte natürlich Côdwir. Wir sind aber was ähnliches wie Magie Wirkende. Wir sind... nun, wir haben keinen Namen. Bis jetzt haben wir einfach existiert. Schon über mehrere Jahrhunderte hinweg! Unsere Fähigkeiten sind, für euch zumindest, ziemlich sonderbar. Wir können uns... verwandeln. Verschiedene Formen annehmen<<, >>Und habt ihr auch eine >echte Form<, also so, wie ihr jetzt eigentlich letztenendes wirklich ausseht?<<, unterbrach ich ihn neugierig. >>Ja und Nein. Wir haben eigentlich keine >echte Form<, wie du es nennst. Wir haben keinen Körper, deswegen halten uns viele Menschen für Geister, aber wir stammen aus einer anderen Dimension und in dieser haben wir einen Körper<<, er machte eine kurze Pause und schien wohl auf eine Reaktion von mir zu warten, aber als keine kam, fuhr er fort, >>Wir sind Drachen, so wie es die Menschen nennen<< Dann schmerzte mein Kopf und ein Bild erschien vor meinen Augen.

Ein majestätischer, schwarzer Drache, mit glänzenden roten Schuppen am Rücken und, aus der Schwärze sehr herausstechenden, grüne Augen, welche unheilvoll und giftig leuchteten. Sein Blick war direkt auf mich gerichtet und ließ mich vor Angst zittern. 

Der Drache gab ein Geräusch von sich, was sich seltsamerweise wie ein bedrohliches kichern anhörte und sofort wurde ich wieder von der Schwärze umhüllt.

Ein schwarzer Drache mit grünen Augen und leicht roten Schuppen am Rücken, flog über das Schlachtfeld und verbrannte mit weißen Flammen die Schatten. 

>>Was... Was ist gerade passiert!?<<, schrie ich verwundert und sah zu Hadrian und dann zu Sorah. Sie hatten es nicht gesehen, dass konnte ich in ihren Augen sehen. >>Habt ihr was gesehen, Krieger?<<, fragte der Herr neckend. >>Sie waren in meinem Traum! Mit den ganzen Schatten und dem Feuer und, und...!<<, ich holte tief Luft und fixierte meinen Blick wieder auf den Herren, >>Sie haben uns auch gerettet<< Der Mann lachte und schüttelte seinen Kopf, >>Du weißt es nicht? Und wenn, warum weißt du nur so wenig?<<, kicherte er, >>Jedenfalls... Ich habe euch gerettet, ja, aber nicht mehr. Alle anderen die mit euch gekämpft hatten sind tot. Ich lebe nun schon sehr viele Jahre und trotzdem habe ich noch nie so viele Leichen auf einmal gesehen... Ihr müsst euch trotzdem rächen, den König stürzen, fangen, köpfen! Die Verdunklung hat begonnen und nur ihr könnt da gegen kämpfen, damit meine ich vor allem dich Lyna. Ich habe euch gerettet, damit ihr nun uns rettet<< Ich wollte etwas erwidern, aber dann sah er mich an, seine Augen wieder grau und voll mit Hoffnung, als er in die meinen blickte. Ich versteh es nicht, ich versteh gar nichts mehr!   


Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt