Als wir eine Weile dem Geräusch folgten, durch viele alte Flure und Zimmer gingen und weitere lebendigen Leichen trafen und bekämpften, erreichten wir eine Treppe, die prächtig verziert und zu einem riesigen, aus dunklem Holz bestehenden, Tor führte, das ebenfalls mit vielen Mustern und Schnitzereien beschmückt worden war. Durch einen schmalen Spalt in dem Tor leuchtete ein unheilvolles Licht, das nur ich zu sehen schien, da Arathan mit einem Funkeln in den Augen auf das Tor zu rannte und vergeblichst versuchte es zu öffnen. >>Kannst du mir mal helfen?<<, fragte er ungeduldig, während er wie ein kleines Kind von einem Bein auf das andere hüpfte.
Sollte ich etwa meine Entscheidung schon bald noch bereuen?
Mit zittrigen Knien stieg ich die Stufen nach oben und stellte mich gegenüber von Arathan. Er hatte schon seine Hände auf der Tür liegen und verlagerte sein ganzes Gewicht auf seine Arme. >>Kuck nicht so!<<, lachte er, als er bemerkte wie ich ihn ansah, >>Hilf mir lieber<< Mein Blick wechselte immer wieder zwischen dem Tor und Arathan bis ich irgendwann ebenfalls meine Hände auf das Tor legte und mit meiner ganzen Kraft dagegen drückte. Unter unserem Gewicht ließ das Tor leicht nach und vergrößerte den Spalt etwas. >>Noch ein bisschen<<, zischte Arathan und das Tor öffnete sich wieder ein klein wenig mehr und anstatt weiter zu drücken sah ich mir den Spalt an. Wenn wir uns etwas quetschen, könnten wir durchkommen. >>Lyna! Warum lässt mich jetzt alleine drücken? Das Tor wird nicht leichter!<<, schreit Arathan, aber ich ignorierte ihn und drückte mich durch den Spalt. >>Oh, das könnte auch gehen...<<, murmelte er überrascht, als ich ihn mit dem Grinsen eines Wettlauf-Siegers ansah.
Da er etwas größer und breiter war wie ich, streckte ich meine Hand durch den Spalt, packte seine und zog an ihm, während er versuchte sich durchzudrücken. Mit einem lauten Knallen fielen wir beide auf den Boden und Staub wirbelte auf und um uns herum. >>Au<<, war das einzige was ich sagen konnte, als ich mit dem Gesicht auf dem Steinboden lag und Arathan auf mich drauf. >>Au und Entschuldigung<<, sagte er, dann und ging von mir runter, hielt mir seine Hand entgegen und wartete darauf, das ich sie entgegen nahm. Doch erst sah ich mir um oder ersuchte es, aber ich sah nur Dreck, also nahm ich seine Hand stellte mich wieder hin und schlug den Schmutz von meiner Rüstung.
>>Schau mal<<, flüsterte Arathan plötzlich und als ich aufblickte, sah ich ihn vor einem großen, goldenen und zerbrochenen Spiegel stehen, dessen Oberfläche aber ihn und mich nicht wiederspiegelte. Eigentlich Spiegelte er gar nichts, da er komplett von einer dicken Dreck schicht überzogen war. Um den Spiegel sah ich wieder dieses Unheilvolle Licht und zusätzlich hörte ich jetzt ein gefährliches Summen, was wohl vom Spiegel kam. >>Der Spiegel ist so... schön<<, flüsterte Arathan, als wäre er Hypnotisiert worden. Vielleicht war dass das Summen? Eine Art Hypnose, die bei mir nicht wirkte? >>Ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl...<<, teilte ich ihm mit, aber er reagierte nicht darauf und sagte: >>Ich muss... ihn anfassen<< Das alles wurde immer komischer und ich wusste nicht was ich tun sollte, also rannte ich zu ihm und sagte das erste, was mir in den Kopf schoss: >>Mein Arm tut weh, die Wunde ist schlimmer geworden!<< Ich hoffte so sehr, das es wieder zu sich kam und mit mir weg geht, damit wir dem ältesten und unserem ganzen Clan von dem hier erzählen können, aber Arathan schien mich nicht zu hören. >>Es blutet ganz stark und ich glaube etwas Dreck ist in die Wunde gekommen!<<, versuchte ich erneut, aber er hörte wieder nichts.
Ängstlich machte ich zwei Schritte nach hinten und sah zu, wie er seine Hand hob und auf die Spiegelnde Oberfläche legte. Zuerst passierte nichts, aber dann wurde das Summen lauter, stärker und der Boden bebte. >>Arathan!<<, schrie ich, aber zu spät. Es wurde alles hell und ich hörte nur noch das Geräusch wie von einer Explosion, als alles schwarz wurde.
Nur verschwommen nahm ich war, wie ich kurz meine Augen öffnete und in ein Menschliches Gesicht blickte. Nur dumpf nahm ich war, wie das Gesicht seinen Mund öffnete und mit mir sprach. >>Sie ist nicht Tod<<, hörte ich eine fremde Stimme sagen und dann wurde es wieder leise und schwarz. Als ich das zweite mal meine Augen öffnete, sah ich mich in den Armen des Menschen, der durch den Wald lief. Er schaute geradeaus, aber ich konnte ihn sagen hören: >>Du hattest Glück gehabt... Sehr viel Glück<< Dann wurde es schon wieder schwarz.
Erst beim dritten mal, wo ich meine Augen öffne, sah ich nicht mehr verschwommen und war in der Lage, diese offen zu halten. Ich sah mich sofort um und fand schnell heraus wo ich war. Im Lager. In meinem Zelt um genau zu sein. Oder war das doch das Zelt des ältesten? Ich drehte mich um und sah viele Schriftrollen, einen kleinen Holztisch und einen Stuhl davor. Es war das Zelt des ältesten. Nur er hatte so viel zum lesen, lernen und weiter geben. Zu meinem Überraschen hörte ich auch nicht mehr alles dumpf und wurde gleich von fröhlichen Kinderlachen aus dem Zelt gelockt.
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Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginnt
Fantasy>>Das Schicksal kann Grausam sein und ist undurchschaubar<< Weiße Haare, weiße Augen und die junge Unschuld in Person. Das Schicksal hatte schon seit Lynas Geburt große Pläne mit ihr, aber niemand wusste wie groß diese sind. Nicht mal das Schicksal...