26. Kapitel - Hintergangen

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Es herrschte eine unangenehme Stille und alle warteten auf das Signal, aber wir hatten noch ein paar Minuten, ehe wir den Turm besteigen und das Feuer anzünden mussten. Also saßen wir an den steinigen, mit Moos gedeckten, Stufen der Treppe, die den Hügel hochführten, auf welcher der Turm stand. Hadrian blickte nach oben und betrachtete den Sternenlosen Nachthimmel, Sorah hatte eine kleine hellblaue Kugel aus ihrer Handfläche erscheinen lassen und schien dort irgendetwas abzulesen oder zu beobachten und ich schärfte meine Klinge. Nur noch wenige Minuten und es war so weit, normalerweise. Ein plötzlicher lauter Knall weckte unsere Aufmerksamkeit und dann folgten tausende Schreie. Die Stille wurde, wie ein dünnes Netz aus Seide mit einem scharfen Messer durchtrennt, und die Dunkelheit, die uns noch bis vor kurzem umgab, wich in die hintersten Ecken der Gegend zurück, als über all sich Flammen auftaten und uns umsingelten. Einsperrten. Wir bekamen Panik und versuchten aus dem Ring des brennenden Lichtes zu fliehen, was uns mehr oder weniger gut gelang, aber Sorah verbrannte sich die Sole und Hadrian stütze sie. >>Was passiert hier gerade!?<<, schrie Hadrian über die anderen qualvollen Schmerzensschreie drüber. >>Keine Ahnung! Auf einmal ist hier die Hölle los!<<, antwortete ihm Sorah, ebenfalls schreiend und mit Tränen in den Augen. Ihr Stab befand sich noch im Feuerring, weshalb sie sich nicht einfach heilen oder die Schmerzen lindern konnte. Angestrengt kniff ich meine Augen zusammen und versuchte etwas im Rauch zu erkennen, die Schreie versuchte ich zu ignorieren, da ich mich auf die Geräusche in meiner Umgebung konzentrieren wollte und auch als Hadrian und Sorah nach mir schrien und mich wie verrückt gewordene schüttelten, ignorierte ich sie, bis ich die Quelle dieses plötzlichen Chaos fand. Ein falsches Signal. >>Jemand hat ein falsches Signal gegeben und die Schatten sind wohl darauf aufmerksam geworden<<, versuchte ich meinen Kameraden zu erklären. >>Aber Schatten können eigentlich nichts mit Feuer!<<, meint Hadrian aufgebracht und rennt, mit Sorah in seinen Armen, in die Richtung des Turmes, bei dem wir hätten eigentlich das richtige Signal geben müssen. Ich folgte ihm und wir rannten in den Trum, verigelten die alten, brüchigen Türen hinter uns und machten uns auf dem Weg, die Spitze des Turms zu erreichen. Alles ging so schnell und ich kann mich nur grob an die verschwommenen Erinnerungen erinnern. Es war zu diesem Zeitpunkt einfach zu viel für mich und ich bin überrascht, dass ich nicht das Bewusstsein verloren hatte, da dass das schlimmste war, was mir zu diesem Zeitpunkt je in meinem Leben widerfahren war, aber irgendwann fängt alles an und es war wohl die Zeit für mich gekommen, herauszufinden, was es heißt ein Ziegel Krieger zu sein und in einem Krieg teilzunehmen. Ich weiß noch, wie ich die Hitze spürte, die die Flammen ausstrahlten, wie ich den Schweiß auf meiner Stirn spürte und es mich abkühlte und wie stark mein Herz klopfte, mir deutlich machte, dass ich mich in einer gefährlichen Situation befand. Mein schweres Atmen und lautes keuchen halte in meinen Ohren und unsere schnellen Schritte wurden immer langsamer. 

Als wir endlich die Spitze erreichten, sahen wir zuerst das große Feuer in der Mitte, dann die Leichen verschiedener Magie Wirkenden und Bogenschützen, die sich im Turm befanden und zum Schluss, sahen wir den krank kichernden Soldaten, welcher sich in eine Ecke verkrochen hatte und von oben bis unten mit Blut bedeckt war. Doch nun war nicht der richtige Zeitpunkt, um über ihn nachzudenken, denn die Flammen erloschen und aus der Asche stiegen Schatten hervor, während aus dem Rauch ein Drache, anders wie man sie eigentlich kannte und mit leeren Augen, empor stieg. >>Was hast du getan!?<<, wollte Hadrian von dem Soldaten wissen. >>Wir kümmern uns später um ihn!<<, schrie ich und wich grauen Flammen, welche aus dem Mund des seltsamen Drachen kamen, aus. >>Ich habe meinen Stab nicht!<<, erinnerte uns Sorah. >>Benutz diene Hände. Melissande kann das auch!<<, meinte ich aber sie sah mich nur verwirrt an. >>Ich kann sowas nicht! Und wer ist Melissande?<<, >>Erzähl ich dir später, jetzt ist gerade etwas ungünstig<<, mit diesen Worten schlug ich auf die Bestie ein und Sorah bekam einen kleinen Dolch von Hadrian zugeworfen, mit dem sie ein paar Schatten erledigte. >>Wusste gar nicht, dass du auch eine Nahkämpferin bist!<<, stellte Hadrian fest und schlug ebenfalls einige Schatten nieder. >>Jeder Magie Wirkende lernt mit kleinen Waffen, wie Dolche oder Messer, umzugehen<<, erklärte sie ihm kurz und stach in den Fuß der Bestie. Auch Hadrian schaffte es, diese einige Male anzugreifen, aber egal wie oft wir sie trafen, die Wunden schienen ihr rein gar nichts aus zu machen, da sie einen lauten Schrei von sich gab, der uns für einen kurzen Moment betäubte. Dies ging so einige Male, bis mir eine Idee kam und ich mich mit meiner Klinge an der Hand schnitt. Mein Blut lief dem hellen Stahl entlang und hinterließ eine Blutige Linie, von Spitze bis zum Griff und mit der Wunden in der Hand und meinem Blut am Schwert, nahm ich Anlauf, sprang, holte aus und stach der Bestie in den Kopf. Sie schrie vor Schmerz auf und versuchte mich abzuwinden, indem sie ihren Kopf wild hin und her schüttelte, aber ich konnte mich halten und schafte es sogar, mich auf den Rücken von ihr zu werfen, um nochmal, nur diesmal in den Hals, zu stechen. Ein weiterer Schrei war zu hören und wieder stach ich ihr in den Hals. Fünf mal habe ich dies getan, bis der Rauch sich auflöste und ich auf den Boden fiel, doch zum Glück auf meinen Füßen landete. Hadrian und Sorah machten schnell wieder das Feuer an, ehe noch weitere Schatten erschienen und ich fing den kranken Soldaten, wo soeben versuchte sich davon zu schleichen. >>Wieso hast du das getan!?<<, schrie ich und schlug ihm ins Gesicht, >>Wir hätten es alle schaffen können! Wir hätten problemlos siegen können! Wieso hast du uns hintergangen!?<< Hadrian rannte schnell zu uns und Sorah passte auf, dass sich der Rauch nicht so sehr ausbreitete. Der Soldat sah Hadrian an, direkt in seine Augen und dann sah er zu mir rüber. >>Krieg mit euch... Krieg mit euch allen!<<, schrie er auf einmal, >>König Callen an die Macht! Er wird es schaffen! Er wird die fünf Königreiche erobern und uns alle von euch widerlichen Wesen befreien!<<, >>Wie bitte?<<, fragte ich bedrohlich nach. >>Wir Menschen kommen an die Macht und ihr... ihr stirbt!<<, er fing an zu lachen und auf den Boden zu wälzen, womit er das graue Stein etwas rot färbte. Ich sah Hadrian besorgt an und dieser nickte nur stumm, holte sein Schwert hervor und setze an, um den Kopf des Verräters abzuschlagen. Doch kurz davor hilt er inne, da wir einen Schrei hörten, der lauter schien, wie alle anderen Schmerzensschreie auf dem Schlachtfeld. >>Lyna, Hadrian! Seht!<<, meinte Sorah und zeigte auf einen Soldaten in dem Maul einer grauen, schuppigen Gestalt, die wie ein großer Fisch mit vier Füßen aussah. Man konnte nur noch das Gesicht des Soldaten erkennen und seine vor Angst weit aufgerissenen Augen, ehe die Gestalt ihn hochwarf und mit einem bissen auffraß. Der Soldat war... Tharnek. >>Nein!<<, schrie Hadrian und lief zum Rand des Turmes. Beinahe wäre heruntergefallen, aber ich fing ihn noch auf, bevor er über den Abhang stürzte. Ich hielt in fest in meinen Armen und zog ihn etwas zurück. >>Lass mich los, Lyna! Lass mich los! Ich muss ihm helfen! Tharnek braucht jetzt meine Hilfe! Lass mich!<<, schrie er und Tränen liefen ihm über das ganze Gesicht. Auch mein Gesicht war von Tränen überströmt und ich saß mich einfach mit Hadrian auf den Boden. Er versuchte sich danach noch ein paar Sekunden lang aus meinen Griff zu befreien, aber irgendwann gab er es auf, dreht sich um und nahm mich in eine enge, feste Umarmung. Sein Kopf drückte er gegen meinen und sein Gesicht vergrub er in meinem Haar. Gedämpfte Schreie, Schluchzen und Gewimmer konnte ich von ihm hören und auch ich vergrub mein Gesicht in seine Brust und ließ die Tränen stumm über mein Gesicht laufen. Sorah sah uns bemitleidend an, konnte aber nicht so gut mitfühlen, da sie Tharnek nicht kannte, wie wir ihn kannten. Sie war nicht so lange mit ihm gereist wie ich und sie hat ihm auch nicht so nahe gestanden wie Hadrian. >>Tut mir Leid<<, flüsterte sie und setzte sich zu uns auf den Boden. Der Soldat war schon lange entkommen, aber das war uns nun egal. Solle er doch gehen, wir wussten, was wir wissen wollten und würden es umgehend melden, sofern genug diese Schlacht überlebten. >>Äh... Leute, pass tauf!<<, warnte uns plötzlich Sorah, aber das war es schon zu spät. Ein schwarzer Drache mit grünen Augen und leicht roten Schuppen am Rücken, flog über das Schlachtfeld und verbrannte mit weißen Flammen die Schatten. Er kam direkt auf den Turm zugeflogen und im selben Moment, wo Sorah uns warnte, stieß er gegen das Gestein und der Turm stürzte ein. Das letzte was ich vernahm, waren starke Krallen, die mich packten und in die Luft hoben, bevor alles um mich herum verblasste und ich nichts sah, hörte oder spürte.                

Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt