16. Kapitel - Der graue Turm

19 4 0
                                    

Tharnek zuckte mit den Schultern. Er wirkte so entspannt, also... exakt das Gegenteil von mir. Den mir war Schlecht vor Angst, vor meinen Augen drehte sich alles und außerdem atmete ich schwer, was mit der Lederrüstung ziemlich weh tat. >>Warum hast du Angst? War nicht diese Melissande auch eine Magie wirkende?<<, fragte mich Tharnek, als er meine Angst bemerkte. >>Ein Kind der Wächter, das ist was anderes<<, antwortete ich und schluckte. >>Aber sie ist begabt<<, stellte er fest. Ich nickte. Das stimmte, sie war begabt und das war ich auch. Irgendwie. Das änderte aber noch lange nichts an der Tatsache, das mir der Turm angst machte. Nicht nur die Magie wirkenden, sondern auch die Leute, die sie bewachen, sollen angeblich verrückt sein, weil sie, sobald sie in den Turm kommen, für den Rest ihres Lebens in dieses Mauern leben müssen, ohne auch nur sehen zu können, was außerhalb einst war, da es keine Fenster gab. Zitternd sah ich zu Tharnek, der tief in seinen Gedanken versunken einfach da stand und auf sein Buch blätterte. >>Also... gehen wir rein?<<, wollte ich wissen. Er sah mich an, dann wieder zum Turm und seufzte: >>Ich weiß nicht...<< Verwundert, über seine Aussage, drehte ich mich komplett in seine Richtung und sah ihm direkt in die Augen. Nachdenklich, aber auch entspannt, hielt er meinen überraschten Blick stand. Die Falten auf seiner Stirn machten mir deutlich, dass er angestrengt darüber nach zu denken schien, was er nun als nächstes sage. Als nach einigen Minuten noch immer nichts von ihm kam, fragte ich:>>Warum nicht?<< Und er zuckte wieder mit den Schultern, als versuche er schon die ganze Zeit, damit etwas zu verstecken. >>Hast du Angst?<<, fügte ich schließlich meiner vorherigen frage hinzu. Er schüttelte den Kopf und ein paar Strähnen, die sich aus seinem kurzen Pferdeschwanz gelöst hatten, fielen ihm ins Gesicht. >>Ich habe keine Angst<<, antwortete Tharnek ausdruckslos. Ich runzelte die Stirn und betrachte ihn genauer. Sein Gesicht bewegte sich auf den ersten Blick kein bisschen, war reglos und fest wie Stein, doch beim genaueren hinsehen, sah ich, wie sein linkes Auge leicht zuckte oder er seine Lippen fest aufeinander presste. >>Doch. du zeigst sie nur nicht<<, konterte ich seine Antwort. Und so ging das eine Zeit lang weiter, bis er mich mit brennender Wut in den Augen ansah und bedrohlich flüstere:>>Du willst unbedingt wissen warum ich "Angst" habe? Na gut... Ich mache mir Sorgen um dich und was in dir steckt, damit meine ich nicht deine Fähigkeiten, sondern den Schatten, da er aus diesem Ort vielleicht etwas Kraft schöpfen und dich stark schwächen könnte<<, er drehte sich nun auch komplett zu mir und packte mich an den Schultern, >>Du bist noch kein Ziegel Krieger, du hast noch nicht die Kraft den Schatten zu bekämpfen und ihn für deine Zwecke zu verwenden und du hast zwar deine Fähigkeiten, aber diese beherrscht du keineswegs, das habe ich gesehen, als wir gegen die Wölfe gekämpft haben. Du hast gekämpft wie ein normaler Rekrut, der zuvor nur mit Stöcken geübt hat! Und außerdem...<<, er ließ meine Schultern wieder los, >>weiß ich bereits, dass wir hier keine Rekruten finden werden...<< Ich versuchte mich zu konzentrieren, seine ersten Worte zu ignorieren und auf das letztere einzugehen, aber erstmals brachte ich keinen Ton heraus, so geschockt war ich. Der Schatten, meine Fähigkeiten, das bedrückte ihn, einen Dyan, der mich gerade mal ein paar Tage kennt. >>Doch<<, murmelte ich, >>Wir werden welche finden! Mir wird nichts passieren! Alles wird... gut<< Tränen bildeten sich in meinen Augen. Warum hatte er auch nur so wenig vertrauen? Er erinnerte mich an jemanden, der mich kannte, aber den ich nie kennen lernen durfte. Unser Streit fühlte sich einfach so vertraut an und jetzt mal viel wichtiger, er machte sich Sorgen um mich! Eine Côdwir, die davor ihr Leben lang gelernt hat, Dyan zu verabscheuen und sich vor ihnen zu fürchten. An wenn erinnert er mich nur? 

>>Papa! Was machst du da?<< 

Ich erschrak. Das war eine Erinnerung! Eine, die ich zuvor nicht kannte. Sie war neu und konnte unmöglich meine sein. >>Lyna? Ist alles in Ordnung? Du bist auf einmal so still<<, meinte Tharnek, während er mir eine Haarsträhne mir aus dem Gesicht strich, aber er redete nicht mehr mit seiner Stimme, sondern mit einer anderen, mir bekannten. 

Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt