3. Kapitel - Dort unten ist...

37 5 0
                                    

>>Dann mal los!<<, rief Arathan freudig und rannte voraus, aber egal wie groß sein Vorsprung war, ich holte ihn schnell ein und bewies wiedereinmal, wie schnell ich doch war. Der Weg war lang, die Decke war komplett aus Erde und später teilweise auch aus Stein, die Wände bestanden nur aus Wurzeln und der Boden wurde von schwarzen, vertrockneten Gras bedeckt. Insgesamt hatte alles eher eine gruselige Atmosphäre und erinnerte mich nur an die Zeit, bei einem früheren Lager, wo der halbe Wald ausgetrocknet war. Eine Schreckliche Zeit.

Als ich zehn Jahre alt war und die Wächter zu mir kamen, mir über den Kopf streichelten und in mein Ohr flüsterten, ich solle keine Angst haben. Als Antwort lächelte ich sie an, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht die höhere Sprache zu gut beherrschte, und sie verschwanden mit einem nicken. Wenig später kamen sie wieder zu mir, packten mich an meinen Armen und setzten mich auf einen Stein. Ich bekam Angst, ich war ja noch klein und wusste noch nichts, also schrie ich nach unseren ältesten, dieser kam auch ganz schnell, legte beruhigend seine Hand auf meine Stirn und sagte, die wollen nur meine Haare schneiden. Zuerst klang das witzig. Die Wächter kamen hierher, nur um meine Haare zu schneiden und das obwohl sie eigentlich unsere Hüter und nicht unsere Barbiere sind. Doch mein Lachen verging schnell, den kaum hatten sie die ersten Strähnen durchtrennt, verwelkte der Wald um mich herum. Auf einmal waren fast alle Bäume, Gräser und Sträucher die ich sehen konnte so... so Tod. Ich musste nichts sagen, da die Wächter dies zum Glück schnell bemerkten und das Ritual eigentlich sofort beenden wollten, aber sie konnten das nicht tun, mussten weiter machen und am Ende, als alles abgeschnitten war, war der komplette Wald ausgetrocknet und Tod. Mit Tränen in den Augen betrachtete ich die deprimierende Gegend und ignorierte erstmals mein plötzlich schwarzes Haar. Sie, die Wächter, einigten sich darauf, dass nächste Ritual "anders" zu machen, aber sie haben mir nicht erklärt was sie damit meinten. Somit war das einzige was sich verändert hatte, dass meine Haare in einem Tempel geschnitten wurden.

Aus meinen Gedanken wurde ich mit einem weiteren dumpfen Geräusch geholte. Ich habe schon wieder mein Talent, gegen irgendetwas zu laufen, unter Beweis gestellt. Eine große Wurzel wuchs einmal quer durch die Höhle und ich hatte nichts besseres zu tun, als dagegen zu laufen. Toll. Ich konnte schon Arathan hinter mir lachen hören, als er noch Meter von mir entfernt war. Also hatte er es entweder halbwegs gesehen oder er hat es gehört. >>Du bist gemein!<<, lachte ich und stellte mich wieder aufrecht. >>Und du bist immer abgelenkt!<<, antwortete er mir und streckte seine Zunge, >>Na ja, Spaß zu Seite. Du solltest wirklich besser aufpassen und versuchen weniger nachzudenken<<, >>Normalerweise ist es gut, das ich so viel Nachdenke<<, >>Ja, aber nicht während du rennst<< Mit diesem Satz beendete Arathan unser kurzes Gespräch. >Weniger Nachdenken< Ha, wenn das unser alter Lehrer gehört hätte! Lachend folgte ich Arathan bis ans Ende der Höhle.

Als wir das Ende erreichten, waren da Treppen, die noch tiefer in das schwarze Unbekannte führten. An den Wänden, die jetzt nicht mehr aus Wurzeln, sondern Stein bestanden, waren Fackeln angebracht, die aussahen, als hätten sie gerade eben noch gebrannt und die Decke war immer noch teilweise aus Stein, teilweise aus Erde. Eine Mischung. >>Komm schon! Du musst dir nicht immer alles so genau anschauen, das macht dich langsamer!<<, lachte Arathan und rannte die Treppen runter. >>Ich hole dich schon noch ein!<< schrie ich zurück. Ich beobachtete noch, wie die Fackeln an den Wänden anfingen zu brennen, sobald Arathan daran vorbei lief und wie stark die Flammen zu sein schienen. >>Gruselig...<<, dachte ich und folgte dann ebenfalls den Stufen nach unten. Die Fackeln wechselten schlagartig ihre Farbe, als ich an ihnen vorbei kam. Plötzlich war das Feuer nicht mehr rot-orange, sondern hellblau und stellenweise grün. Schnell schlug ich mir meine linke Hand auf den Mund, damit ich nicht los schrie, da ich mich doch schon sehr erschrocken hatte und im selben Moment, wo ich spürte, wie meine Hand gegen meinen Mund und den Schrei drückte, hörte ich Arathan etwas rufen. Sein Echo, war mir verdeutlichte, das er schon ziemlich weit unten oder schon angekommen war, wiederholte seine Worte bis sie bei mir ankamen: >>Hast du schon mal so etwas gesehen? Das mit den Fackeln, sie...<< Die restlichen Worten verschluckte das Echo. Immer noch leicht geschockt schüttelte ich langsam den Kopf und vergaß dabei völlig, dass er das ja nicht sehen konnte, weshalb ich kurz darauf ein kleinlautes: >>Nein<<, von mir gab. Die Steinstufen der Treppe waren rissig und überwuchert. Vorsichtig ging ich nach unten, beachtete gar nicht mehr die Fackeln und rätselte darüber, wie alt das alles schon sein musste.

Unten angekommen traf ich wieder auf Arathan, der mit einer geschockten Miene auf die Ruine, die sich wohl direkt unterhalb von den anderen Bauwerk befand, deutete. Sie war viel größer und mit viel mehr Statuen, Wanddekorationen und anderen Sachen, von denen nur noch zerstörte Überreiste übrig geblieben sind, ausgeschmückt. >>Ich versteh es nicht...<< flüsterte er >>Dieser Ort kann nicht von Elfen erbaut worden sein, diese Bauweise ähnelt viel mehr den Menschen, aber die bauen nicht so etwas...<< Verständnisvoll nickte ich ihm zu. Da man auf den ersten Blick tatsächlich meinen könnte, das alles von unseren Vorfahren stammen, aber auf den zweiten Blick sah alles eher aus, als hätten die Menschen unsere Ideen geklaut und dabei versagt diese nachzumachen. Doch meine Neugier verließ mich dazu, mich etwas genauer in dieser Halle um zu sehen. Die Decke war sehr hoch, also mussten wir ziemlich tief sein, und an den Wänden wuchsen Bäume, Sträucher und Blumen. Der Raum an sich wirkte wie eine riesige Allee oder eine Halle mit mehreren Etagen. Zögerlich ging ich die Treppen, in die Etage unter uns, hinunter. Tausende von Rundbögen aus massiven Stein führten von dem einen Eingang, wo Arathan und ich standen, zum anderem, den man noch leicht in der Ferne sah. >>Wow... Komm schnell hier runter! Das sieht so unglaublich aus...<<, schwärmte ich und ging wieder einige Schritte, bis zur nächsten Treppe, die wieder eine Etage runter führte.

Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt