Tharnek sollte recht behalten, dies fanden wir schnell heraus. Die einst so beeindruckende, und vor allem gut erhaltende, Allee war nun eine völlig zerstörte Ruine, bei der man gerade noch sagen konnte, was es früher einmal darstellen sollte. Melissande und Denaryan sahen diesen starken Unterschied natürlich nicht, da sie hier zum ersten Mal waren, aber irgendwie hatte ich mir eine Reaktion von Tharnek erhofft. Einfach weil er mich ja hier rausgeholt hatte, als ich bewusstlos geworden war und von dem her auch wissen müsste, wie sehr sich das Bild verändert hat. Aber er reagierte nicht. Sagte nicht einmal was oder sah uns überhaupt an. Es war, als wären wir für ihn nicht mehr existent gewesen. Es ist seltsam wie konsequent wir Tharnek folgten, obwohl er nicht wusste, was wir hier suchten. Zusätzlich bekam ich langsam das Gefühl, das er ein anderes Ziel im Sinne hatte. Er war aus einem ganz anderen Grund wie wir hier. >>Hier sollten wir anfangen<<, kommandierte Melissande und löste sich von der Gruppe, um weiter hinten die Bilder an den Wänden zu entziffern, die nur noch sehr schwer erkennbar waren. Bei manchen Wänden hätte man sogar meinen können, das da keine Bilder waren, aber ich war ja schon viel früher einmal hier und kann sagen, das hier mal was war. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, konnte ich mir gut vorstellen, das es Melissande hier gut gefiel und sie noch begeisterter gewesen wäre, wenn sie diese Ruinen sehen könnte, wie ich sie einst sehen durfte. >>Wann hast du wieder das Kommando übernommen?<<, fragte Denaryan und durchsuchte ebenfalls den Raum, allerdings sah er sich nur das nötigste an, nicht wie Melissande jedes Detail. >>Du solltest ihnen vielleicht helfen<<, kam es von Tharnek, der zwar mit mir sprach, aber immer noch mir den Rücken zugewandt hatte. >>Ja, ich...<<, weiter kam ich nicht, da ich von einem schmierigen Geräusch unterbrochen wurde und eine dickflüssige schwarze Substanz aus den Rissen in den Wänden tropfte. >>Denaryan!<<, schrie Melissande. >>Ich habe nichts angefasst!<<, entgegnete er, ebenfalls schreiend. >>Was ist das?<<, fragte ich. >>Hat das was mit der Zeit zu tun?<<, fragte Denaryan weiter. Der Boden begann leicht zu beben. >>Runter!<<, schrie Tharnek und rannte erst zu mir, um mich auf den Boden zu drücken, dann zu Denaryan und zu letzt zu Melissande. >>Bleibt auf dem Boden!<<, schrie er weiter, als er sich dann auch selbst auf den Boden warf, >>Und nicht bewegen<< Er betonte das "nicht" so stark, das niemand auf die Idee kam, sich doch zu bewegen, um zu schauen was passiert.
Schreie waren das einzige was ich wahrnahm. Tausende, laute und schrille Schreie, die an unseren Köpfen vorbei zogen. Ganz langsam hob ich leicht meinen Kopf, um zu sehen, was los war und als ich sah, das in den Wänden Löcher waren aus denen knochige Gestalten versuchten sich durchzudrücken, blieb mir der Atem weg und das Adrenalin schoss durch meinen Körper. Sie sahen aus wie diese lebendigen Leichen, gegen die Arathan und ich uns verteidigen mussten. Doch sie waren nicht das einzige. Schattige Gestalten schwammen im Boden, wie ich im Wasser eines Flusses. Einige von ihnen liefen allerdings auch ganz normal oder besser gesagt schwebten leicht über dem Boden, was dennoch besser war wie die die tatsächlich über unseren Körpern umher flogen. Es waren so viele und sie sahen so undefinierbar aus. Am liebsten hätte ich meinen Kopf wieder auf meine Arme gelegt, aber eines der gestalten kam zu mir herüber und beobachtete mich eine weile lang aus der Nähe, weswegen ich mich überhaupt nicht bewegen konnte. Ein tiefes grunzen und ein lauter Knall, der mich leicht zusammenzucken ließ, schreckte diese Wesen auf und verjagte sie. Ich konnte aber nicht sagen wohin sie geflüchtet waren oder vor was sie flüchteten. >>Noch nicht aufstehen<<, murmelte Tharnek zu mir herüber. >>Ich glaube ich werde nie wieder aufstehen können<<, dachte ich und versuchte meinen angespannten Körper zu lockern. >>Alles gut?<<, fragte mich die Stimme von Denaryan und seine Augen sahen mich mitfühlend an. >>Was war das?<<, fragte ich, ehe ich seine ausgestreckte Hand entgegen nahm und mich wieder aufrichtete. >>Was meinst du?<<, antwortete Melissande mir mit einer gegenfrage. Ich fasste mir an die Stirn und schüttelte meinen Kopf. >>Haben die das etwa nicht gesehen? Haben sie das nicht gehört?<<, überlegte ich und sah verzweifelt zu Tharnek herüber, >>Was verheimlichst du mir?<< Er entgegnete meinen Blick und nickte mir leicht zu. Was hatte das den schon wieder zu bedeuten? >>Ihr müsst gehen<<, rief er plötzlich und sah uns abwartend an. >>Was? Warum müssen wir...<<, wollte Denaryan wissen, aber Melissande unterbrach ihn: >>Natürlich, kommt ihr?<< Wütend sah er zu ihr herüber und schaute anschließend mich an. >>Ich verstehe nur Bauernhof...<<, seufzte er danach und marschierte Richtung Ausgang, >>Ich warte draußen<< Tharnek sah zu Melissande, diese nickte, als wüsste sie was sich hier gerade abspielen würde und warum wir auf einmal gehen müssen, und verschwand ebenfalls. >>Ich verstehe nicht...<<, gab ich besorgt von mir und Tharnek kam langsam auf mich zu. >>Geh du bitte jetzt auch, ich muss etwas regeln und komme dann auch zu eurem Lager, da werde ich dir alles erklären, Lyna<< Wieder durchzog mich eine Gänsehaut bei seinen Worten und die Frage, über was er mit mir reden will, schwirrte erneut durch meine Gedanken. >>Sagst du mir wenigstens um was es ungefähr geht?<<, fragte ich vorsichtig nach. Er lächelte leicht. >>Um deine Zukunft<<, antwortete er sanft, drehte sich um und verschwand in die entgegengesetzte Richtung des Ausgangs. Wiedereinmal wurde ich mit meinen Fragen allein zurückgelassen.
(Nicht erschrecken und denken: "Wer ist jetzt bitteschön Denaryan?!" Das ist Dylan :D Ich habe seinen Namen abgeändert, weil ich Angst hatte, mal etwas falsch zu schreiben, sobald das Wort "Dyan" fällt. Außerdem finde ich es seltsam einer Person mit Elfischen Wurzeln einen Namen zu geben, der ähnlich klingt, wie das Wort, das in seiner Sprache Mensch heißt :))
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Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginnt
Fantasy>>Das Schicksal kann Grausam sein und ist undurchschaubar<< Weiße Haare, weiße Augen und die junge Unschuld in Person. Das Schicksal hatte schon seit Lynas Geburt große Pläne mit ihr, aber niemand wusste wie groß diese sind. Nicht mal das Schicksal...