Wir lächelten uns eine Zeit lang an, bis Hadrian zu uns kam. >>Lyna! Tharnek meint, er bräuchte dich für eines kurzen Moment<<, ließ er mich wissen, >>Er ist immer noch bei diesem Lagerfeuer<< Ich nickte und machte mich auf den Weg zu Tharnek.
Als ich ihn in der Ferne schon sehen konnte, winkte und lächelte ich ihm zu. >>Da bist du ja<<, hörte ich seine warme, väterliche Stimme sagen. Seine Augen funkelten und er hielt mich leicht an meiner Schulter. >>Wir müssen die Pläne für den Kampf besprechen und ich würde mich freuen, wenn du an der Besprechung teilnehmen könntest<<, meinte er. >>Oh... Gerne! Aber... warum?<<, entgegnete ich. >>Das sage ich dir, nachdem du und deine Freunde Krieger geworden seid<<, antwortete Tharnek. >>Moment... Soll das heißen!?<<, >>Ja, dass soll es. Sorah, Cael und du sollen mich mit Hadrian am Rand des Lagers, weiter hinten, treffen. Hadrian weiß wo genau ich auf euch warten werde, also folgt ihm einfach<<, befahl er und ging. Es dauerten ganze fünf Minuten bis ich meine Gefühle sortiert und wider zu mir kam. Ich will ehrlich darüber sein, dass ich mir nicht so sicher bin, ob ich mich nun freuen sollte ein Krieger zu werden. Und wenn ich bedenke, was in den letzten Tagen schon alles passiert ist, dann möchte ich nicht wissen, was noch alles auf mich zu kommt, wenn ich nicht nur mit einem Ziegel Krieger reise, sondern selbst einer bin! Ich atmete tief durch und rannte zurück zu Cael, Sorah und Hadrian.
>>Wow, Lyna, bist du schnell!<<, rief Cael, als er mich sah, schon aus der Ferne, die sich in wenigen Sekunden auflöste. Zuerst stand ich nur da und sah Hadrian ahnungslos in die Augen. Ich konnte einfach nicht dieses unwohle Gefühl los werden, dass das nicht gut enden wird. Aber ich mache mir bestimmt völlig umsonst so große Sorgen. >>Tharnek meinte<<, >>Ich weiß, kommt.<<, unterbrach mich Hadrian. Wir folgten ihm stumm bis am Rande des Lagers und trafen auf Tharnek, welcher verträumt dem Sonnenuntergang hinterblickte. Neben ihm war eine kleine Feuerstelle deren Flammen in einem blau-grünen Farbton brannten. >>Schön, nicht wahr?<<, unterbrach Tharnek die Stille und drehte sich zu uns, >>Flammen verfärben sich nur so, wenn eine gewisse Kraft in der Nähe ist. Blau-Grün ist die Hoffnung und Entspannung<< Als er das erklärte, erinnerte ich mich wieder an die Fackeln in der Höhle, die ich und Arathan gefunden hatten. Bei meiner Anwesenheit haben sie sich ebenfalls in diese Farben geändert, während sie bei Arathan normal blieben. >>Es ist mir eine Ehre, eine Gwynos Elfe in unseren Orden aufzunehmen.<<, murmelte Tharnek und kniete vor mir nieder. Starr vor Schock sah ich ihn irritiert an. Was passierte hier? Wieso hatte er mich nicht gewarnt? Sorah und Cael musterten mich misstrauisch und bevor irgendeiner von ihnen etwas sagen konnte, kam Hadrian zu uns mit den drei Phiolen, die mir Anra gegeben hatte. >>Ich hoffe ihr seid durstig<<, scherzte er bevor jedem von uns eine Phiole gegeben wurde. Die rote Flüssigkeit in ihr schimmerte im Licht des Feuers und leuchtete leicht in meinen Händen. >>Hast du dich schon mal mit Magie versucht?<<, fragte mich plötzlich Sorah. >>Äh... Nein. Warum sollte ich auch? Ich bin keine Magie Wirkende wie du oder die Tochter der Wächter meines Clans...<<, antwortete ich ihr, überrascht von der Frage. >>Hm... Du solltest es mal versuchen. Ich helfe dir<<, mit diesem Satz beendete sie unser Gespräch und meine Aufmerksamkeit wandte sich wieder Tharnek zu, welcher immer noch vor mir kniete. >>Was machen wir jetzt?<<, fragte Cael. Tharnek erhob sich wieder und deutete auf das Feuer. >>Stellt euch zum Feuer, um etwas von seiner Macht ab zubekommen, während ihr die Phiolen leer trinkt<<, erklärte er und machte einen Schritt zur Seite. >>Wir sollen was!?<<, auch wenn ich dachte, dass das aus Sorah's Mund kam, war es Cael, der so mutig sprach, >>Vergisst es! Ich trinke doch kein Blut! Und schon gar nicht von irgendwelchen Dingern!<<, >>Cael! Hütte deine Zunge!<<, zischte Hadrian, der kurz darauf seine Waffe zog. >>Was geht hier vor sich? Wieso hast du deine Waffe gezückt?<<, wollte Sorah wissen. Sie geriet leicht in Panik und ihre Atmung wird schwerer. Auch mein Kopf schlug Alarm und ließ Adrenalin durch meine Venen und Arterien pumpen. Mein ganzer Körper verkrampfte sich und ich nahm eine leichte Kampfposition ein. >>Alle beruhigen sich jetzt!<<, befahl Tharnek und deutete Hadrian, sein Schwert weg zu stecken. Er nickte und gehorchte, worauf ich meinen Körper entspannte und Sorah ihre Atmung verlangsamte. >>Cael, du auch!<<, mahnte Tharnek, aber er gehorchte nicht. >>Ich habe es mir anders Überlegt! Lasst mich gehen<<, behauptete Cael. Dabei sah er nur mich an und hatten einen schmerzhaften Gesichtsausdruck mit Augen, die mich um Verzeihung bitten. >>Was? Es gibt kein zurück!<<, entgegnete Hadrian und sah zu Tharnek, >>Ich dachte, dass ihr ihm das gesagt habt!<<, >>Ich habe auch nicht mit ihm geredet, sondern Lyna<<, antwortete Tharnek entspannt. >>Aber ich wusste auch nichts davon!<<, verteidigte ich mich und nahm wieder den Griff meiner Waffe in die Hand. >>Was!? Du hast doch immer gesagt, mann darf es sich selbst auszusuchen, ob man ein Mitglied werden will oder nicht! Deswegen sagst du doch auch, bevor du jemanden rekrutierst, dass es kein zurück geben wird<<, schrie Hadrian ihn an. >>Lyna musste, deswegen habe ich es ihr nicht gesagt, deswegen wusste sie es nicht und deswegen hatte sie nichts gesagt, als sie mit Sorah und Cael redete. Eine Kettenreaktion, eine Folge aus einem kleinen Fehler, der mir unterlaufen war, aber jetzt können wir nichts mehr tun und ich habe keine Zeit, um noch weiter darüber zu diskutieren!<<, beendete Tharnek und holte sein Schwert raus. Er richtete die Spitze des langen, scharfen Metalls auf Cael und sah ihn vergebend an, bevor er durch seine Brust stach. Gurgelnde Geräusche kamen von ihm und Blut lief aus seinem Mund. Er versuchte seine Augen auf einen Punkt zu fokussieren, was aber damit endete, das sie panisch in alle Richtungen blickten und irgendwann bei mir stoppten. Sein Mund öffnete sich leicht und er versuchte wohl zu sprechen, aber statt Worte kam nur noch mehr Gurgeln raus und noch mehr Blut floss über seine Unterlippe auf die Robe. Sorah schrie und nahm mich in ihre Arme, vergrub ihr Gesicht in meinen Rücken und fing an zu weinen, während ich nur mit einem starren Blick beim ganzen Spektakel zusah und dann auf die Leiche von Cael blickte. Direkt ihn seine nun leblosen Augen. Hadrian war der erste, der es wagte diese Szene zu unterbrechen, indem er tief Luft holte und laut aufseufzte. >>Tut mir Leid...<<, murmelte er und sah beschämt zu Boden, >>Aber wir müssen jetzt weiter machen<< Tharnek nickte und zog sein blutiges Langschwert aus dem Bauch der Leiche, woraufhin ein leises Matsch Geräusch ertönte und in meinen Ohren für eine weitere Minute hallte.
Alle ignorierten die Leiche und stellten sich um das Feuer. Tharnek übergab mir und Sorah eine Phiole, die dritte öffnete er und verschüttete sie in den gefärbten Flammen. Sorah öffnete ihre Phiole vorsichtig und mit zittrigen Händen, ihr mit tränenüberströmtes Gesicht sah stur geradeaus und gab dem Blut keine Beachtung. Sie schluchzte, als sie das Glas zu ihrem Mund führte und die Flüssigkeit trank. >>Lyna<<, flüsterte eine tiefe Stimme und ich spürte eine warme Hand auf meiner Schulter. Die väterliche, aber eigentlich gefährliche Hand von Tharnek. Er sah mit müden Augen zu mir herunter und wartete darauf, dass ich ebenfalls das Blut trank. Und ohne ihm groß zu widersprechen tat ich es auch, noch immer schweigen und mit einem starren Blick, der auf das Feuer gerichtet war. Im Gegensatz zu Sorah nahm ich große Schlücke, weswegen wir gleichseitig ausgetrunken hatten, obwohl ich später angefangen hatte, doch kaum nahmen wir das Glas von unseren Lippen, fingen wir an zu husten und röcheln. Sorah ließ die Phiole auf den Boden fallen und sie zersprang in tausend kleine Stückchen, während sich sich an der Kehle packte und verzweifelte versuchte Luft zu holen. >>Wir... Wir er-ersticken!<<, röchelte ich und hoffte, dass Hadrian oder Tharnek etwas unternehmen würden, aber sie taten nichts! Irgendwann fielen Sorah und ich auf den Boden und uns wurde schwarz vor Augen. Wir verloren unser Bewusstsein.
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Shadow Ages: Die dunkle Zeit beginnt
Fantasy>>Das Schicksal kann Grausam sein und ist undurchschaubar<< Weiße Haare, weiße Augen und die junge Unschuld in Person. Das Schicksal hatte schon seit Lynas Geburt große Pläne mit ihr, aber niemand wusste wie groß diese sind. Nicht mal das Schicksal...