#5 - Auf der Suche

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„Mann, du musst ja einen Bärenhunger haben.", meinte Jesse sarkastisch. Ich hatte in der letzten Viertelstunde nicht einen Bissen gewagt, stattdessen lehnte ich meinen Kopf auf meine Hand und versank in Gedanken.

„Ich glaub, ich esse später etwas, heute ist mir nicht danach.", antwortete ich tonlos.

„Der erste Tag auf dem College hatte mir zunächst auch den Magen geraubt, glaub mir. Aber es scheint mir, dass du wegen etwas anderem keinen Hunger hast."

Ich wurde plötzlich hellhörig.

Ich hoffe, du erwähnst nicht das bezauberndste Wesen der Welt, das sich Olivia nennt, dachte ich mir und da hüpfte erneut mein Herz, als ich an ihren Namen dachte.

„Was meinst du?", fragte ich stotternd.

„Du wolltest die Neue nach Rebecca Mansfield fragen, stimmt's? Kein Problem deswegen, viele Jungs hier fahren auf sie ab. Aber sie ist leider unerreichbar. Ein echter Wildfang."

Ich wusste nicht, von wem er redete. Eine Rebecca Mansfield kannte ich hier nicht, aber ich war froh, dass er nicht von Olivia sprach.

Jesse sah mich an, als würde ich es ihm verleugnen, also versicherte ich ihn:

„Ich kenne keine Rebecca. Ich hab einfach kein Hunger. Ich bin nicht verliebt."

„Von Liebe hab ich ja auch nicht gesprochen...", sagte Jesse hartnäckig.


Nach der Essenszeit gingen Jesse und ich zurück zum Wohnheim, aber ich starrte immerzu den Wohnhäusern der Studentinnen nach.

In irgendeinem Haus müsste Olivia wohnen. Ich musste sie unbedingt kennenlernen.

Es sollte möglichst dieses Wochenende geschehen, denn am Montag musste ich zu meiner ersten Vorlesung und ab da war studieren und lernen angesagt.

Ich bat Jesse, ohne mich weiterzugehen und dann lief ich in die Richtung, wo die Wohnhäuser der Studentinnen waren.

Es bestand kein besonderer Unterschied zu den Häusern der Jungs, abgesehen von den meisten Fenstern, die mit rosa Krimskrams beklebt wurden.

Ich stand gegenüber eines der Wohnhäuser und schaute hinauf auf die oberen Stockwerke. Keine Ahnung, weshalb ich das tat, aber bestimmt nicht, um nach Olivias langem Haar zu bitten und damit zu ihr raufzuklettern.

Neben mir hörte ich plötzlich ein Kichern.

Als ich mich umsah, stand da diese blondhaarige Studentin Darcy. Das Mädchen, das mich vorhin angemacht und meine Arme bewundert hat. Danach hat sie sich an Tate rangeschmissen.

Nun stand sie da mit ihrer 'Gang' und sah mich spöttisch an.

„Na, findest du dein Wohnhaus nicht mehr? Hat dich dieser Harry-Potter-Freak etwa im Stich gelassen und suchst deshalb Trost bei einem der Studentinnen?"

Ihre Freundinnen lachten, aber ich war gerade völlig außer mir.

Nicht nur wegen ihren gemeinen und unlustigen Kommentaren über mich, sondern auch deshalb, weil sie Jesse beleidigt hat.

American College StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt