#29 - Alles wieder gut?

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Drei Monate später ...

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Ethan Hensley


„Chris Altman war nicht in der Lage, sich zu wehren, da er aufgrund seines schweren Herzfehlers nur durch die kleinste Bewegung einen Infarkt erlitten hätte. Der Angeklagte fügte sich die Schnittwunden selbst zu, um den versuchten Mord Mr Altman unterzuschieben, wobei er mehrfache Einbruchsspuren hinterließ. Kurz gesagt: Der Angeklagte ist ein verzweifelter Dummkopf."

Der Alarm ging in diesem Moment los und mein Vortrag war beendet. Ich musste lächeln, als einige im Hörsaal anfingen zu kichern. Selbst mein Dozent musste etwas schmunzeln.

„Danke, Mr Hensley. Setzen Sie sich." Ich nahm Platz und trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche. Am Anfang meiner Rede war ich ziemlich schnell und meine Zunge fühlte sich verknotet an.

„Damit beenden wir die heutige Vorlesung und sehen uns in zwei Wochen zu Ihrer nächsten Klausur wieder. Nutzen Sie die Notizen, die ich Ihnen allen gemailt habe und üben Sie fleißig. Bevor Sie gehen, geben Sie hier vorne ihre Hausarbeit ab."

Im Hörsaal wurde es laut, alle kramten Ihre Vortragsblätter und Notebooks zusammen und stürmten zum Pult des Dozenten und dann Richtung Ausgang.

Wir befanden uns alle in der Klausurenphase und deshalb ging es in letzter Zeit auf dem Campus wild zu. Jetzt beim Wintereintritt lohnte es sich für die meisten auch nicht mehr, sich die Zeit hier draußen zu vertreiben. Alle waren am Lernen, ich sowieso.

Als ich gerade meine Hausarbeit auf dem chaotischen Mappenstapel ablegen wollte, sprach mich mein Dozent als einziger an.

„Ihr Vortrag war hervorragend. Machen Sie weiter so." Mit einem überraschten Grinsen schloss ich mich wieder der hinausstürmenden Menge an und trat in die eisige Nachmittagsbrise.

Ich atmete tief ein und lächelte noch einmal. Die Tatsache, dass mein Dozent meinen Vortrag so gepriesen hat, dass er es mir als einziger persönlich mitteilte, machte mich einfach glücklich.

Noch vor drei Monaten war ich überhaupt nicht in der Lage, mich für sowas vorzubereiten, aber seitdem ich nicht mehr zu Kappa Alpha gehörte und fähig war, die Mitglieder zu erpressen, mich in Ruhe zu lassen, habe ich neuen Mut gewonnen. Ich konnte den ganzen versäumten Stoff innerhalb von einer Woche nachholen und meine erste Klausur mit der vollen Punktzahl abschließen. Abgesehen von meiner verbrannten Hand und weiteren physischen und psychischen Narben, fühlte es sich so an, als hätte ich nie etwas mit der Studentenverbindung zu tun gehabt.

Drew und seine Gefolgschaft sind mir seitdem nicht mehr vor die Augen getreten und Jesse ließen sie zum Glück auch in Frieden.

Jesse und ich redeten ebenfalls nicht mehr über die ganze Sache und hingen wieder gemeinsam herum; auf dem Campus, im Zimmer, in der Caféteria und im Buchclub.

Ja. Ich war im Buchclub. Wir waren zwanzig Teilnehmer und trafen uns einmal in der Woche in der Loghard Henlan Library. Olivia und Jesse überredeten mich dazu und ich muss sagen... es machte Riesenspaß! Die Treffen waren ein guter Ausgleich nach einer langen und stressigen Vorlesungswoche und wir unterhielten uns intensiv über diverse Bücher aus den verschiedensten Gattungen.

Mal wieder musste ich meinem Herzblatt Olivia dafür danken, dass sie mir das Leben erleichterte, obwohl sie es mir schon am Tag unserer Begegnung erleichterte.

In den drei Monaten, die wir nun zusammen waren, lernte ich sie intensiver kennen, als ich es vorher tat zu glauben. Sie war wie der erste Schneefall des Jahres. Das einzige, was mich überaus glücklich machte, sobald ich es sah.

American College StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt