#17 - Sklaverei

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Dass es solche stereotypischen Blondinen gibt, die nur herumzicken, flirten und verhältnismäßig dumm sind, war mir schon bewusst. Dass sie aber so kalt und herzlos genug sein konnten, um anderen Menschen Qualen anzuhängen, konnte ich überhaupt nicht begreifen.

Ich war enttäuscht und traurig zugleich, aber am meisten brodelte in mir die Wut. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, mein Kopf überanstrengte sich und ich drohte zu explodieren.

Rebecca bekam es mit und beruhigte mich:

„Ich weiß, was in dir vorgeht. Und ich verspreche dir, nachdem wir Ethan da rausgeholt haben, kriegt dieses Flittchen ihre gerechte Strafe. Und ich hab da schon eine Idee ... "

„Ich hoffe, irgendwas mit Blut ... ", sagte ich mordlustig, ohne zu bemerken, wie bescheuert ich dabei klang.

„Ich dachte da an etwas anderes, etwas harmloseres ... ", verdeutlichte sie mir, leicht ungläubig. Trotzdem brachte sie ein Lachen zustande und ließ mich nicht wie ein Trottel dastehen. Dafür liebte ich sie einfach.

Wir begaben uns sofort auf den Weg zum Haus der Dekanin, das zwei Blocks weiter weg war, wie Darcy uns hinwies.

Ich fand es zunächst unangebracht, das Haus der Dekanin aufzusuchen und sie nicht einmal persönlich kannte. Wobei, ich kannte nicht einmal ihren Namen.

„Dekanin Ross", erklärte mir Rebecca, nachdem ich sie nach dem Namen gefragt hatte. Rebecca redete weiter, während wir den Eingang zur Uni verließen. „Sie arbeitet regelrecht für sich selbst, sie organisiert nicht einmal Versammlungen für Studienanfänger. Sie sitzt nur in ihrem üppigen Büro und achtet kaum auf Wünsche oder Anliegen von Studenten. Viele bezeichnen sie deswegen auch als 'Sonnenkönigin', wie Ludwig der 14. auch genannt wurde. Sie hat die alleinige Macht und herrscht nur für sich selbst."

Bei dieser Bezeichnung musste ich lachen. Aber andererseits fand ich es schon sehr beunruhigend, dass wir eine Dekanin hatten, die ihre Pflichten nicht ganz erfüllte. Ich hoffte, sie wäre nicht allzu schlimm wie der richtige Sonnenkönig.

Nach einer ganzen Weile erreichten wir einen Wohnviertel mit sehr schönen Reihenhäusern. Die Häuser sahen zwar alle gleich aus, aber die Gärten faszinierten mich sehr, denn jedes Haus hatte einen jeweils individuell gestalteten Garten. Eines hatte zum Beispiel einen Swimmingpool enthalten, ein anderes hatte eine Hollywood-Schaukel und ein ordentlich angelegtes Blumenbeet.

Wir schlenderten durch die einzelnen Häusern und lauschten nach irgendwelchen Geräuschen von Studenten.

Ich hoffte innerlich, dass Darcy uns nicht angelogen hatte. Aber in ihrem Fall, musste ich auf einmal davon ausgehen, dass es stimmen könnte.

Wenn es so gewesen wäre, hätte sie mit einem zweiten Racheakt von uns gerechnet, aber Rebecca entdeckte doch noch den Aufenthaltsort der Verbindung.

Sie befanden sich hinter einem Haus mit einem Garten, in dem mehrere Maulwurfshügel herausragten. Wir sahen, wie hinter dem Haus einige Jugendliche nach oben schauten und kaltherzig lachten.

Ich guckte hoch, wo gerade ein Prüfling, mit freiem Oberkörper, völlig verdreckt eine Bowlingkugel hinter seinem Kopf trug und vor Schmerzen stöhnte.

„Zweimal noch! Das kriegst du hin!" Einige auf dem Rasen riefen dem Typen 'ermutigende' Sprüche zu oder beschimpften ihn wegen seiner 'Feigheit'. Ich war mir ziemlich sicher, dass diese Sadisten solche unmenschlichen Disziplinen nie machen mussten. Ich wünschte mir für sie schlimmere Aufgaben. Mit Darcy inklusive.

Der, der oben auf dem Schornstein balancierte, war mit Narben, Dreck und Schmerzen gezeichnet, sodass ich nicht gut erkennen konnte, ob es Ethan war.

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