#24 - Falsche Entscheidung

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Ethan Hensley


Es wurde schon dunkel, als ich den menschenleeren Campus erreichte. Ein kühler Windzug streifte in verschiedene Richtungen, sodass ich nicht genau wusste, wo es mir fröstelte.

Ich ging schlendernd an den Brunnen entlang, der von Bänken umgeben war, und ließ mich auf einen von ihnen nieder. Ich spürte, wie es mir dadurch angenehmer wurde und ich in Ruhe die letzten Stunden verdauen konnte.

Trotzdem dachte ich weiterhin nach. Rebecca würde nicht mehr lange bei Drew und den anderen bleiben, dachte ich mir. Dafür würde ich schon sorgen. Und danach braucht sich Olivia auch keine Gedanken mehr darum zu machen.

Ich könnte mich immer noch selbst dafür schlagen, dass ich die beiden in die Sache mit reingezogen habe.

Aber was geschehen war, war geschehen und ich würde die Sache ein für allemal aus der Welt schaffen.

Ich holte mein Handy aus der Tasche, um meine Nachrichten zu überprüfen. Drew hat noch immer nichts geschrieben. Er meinte, er würde mir den Termin zu meiner letzten Prüfung senden. Hoffentlich findet es so bald wie möglich statt.

Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Sie wurden immer lauter und die trockenen Blätter, die dadurch zerbröselten, auch.

Ich drehte mich um. Es war Theo, mein Betreuer.

„Hallo, Ethan", sagte er fröhlich. Er trug eine dicke Winterjacke und darüber noch eine neongelbe Weste. Er war wohl für die Campus-Aufsicht zuständig.

„Hey", grüßte ich zurück. „Soll ich etwa schon gehen?"

„Abends kann es hier echt angenehm und romantisch sein. Aber dennoch gelten hier die Campusregeln."

„Es tut mir leid, ich wollte sowieso gerade gehen." Bevor ich aufstehen konnte, setzte er sich auf einmal zu mir.

„Bedrückt dich denn etwas? Du kannst ruhig mit mir reden, das weißt du."

„Ja, das weiß ich. Aber es geht mir sehr gut." Bei seinem Blick konnte ich erkennen, dass er meine Lüge durchschaute.

„Wie läuft's bei Kappa Alpha? Hab gehört, du bist bald dabei."

„Ja, hoffentlich. Ich kann darüber nicht viel sagen. Gerade sind Vorlesungen für mich wichtiger, verstehst du?"

„Das verstehe ich." Er hatte eine echt beruhigende und angenehme Stimme. Selbst bei diesem kalten Wetter, strömte seine Stimme eine gewisse Wärme aus. Man konnte mit Theo echt gut reden.

„Und kommst du mit deinem Mitbewohner klar", fragte er weiter, „Jesse, nicht wahr?"

Ich nickte. „Ganz gut. Er ist ein toller Mitbewohner." Er nickte zur Verständnis.

Wir beide saßen noch eine Weile herum, mein ganzer Körper zitterte, aber irgendwie konnte ich mich nicht vom Fleck rühren.

Irgendwann jedoch schaute er auf seine Armbanduhr und verlangte von mir, dass ich zurück aufs Zimmer gehe.

Ich bewegte mich in Richtung Wohnheim, bis Theo mich plötzlich wieder aufhielt.

„Warte mal, Ethan, ich wollte dich noch was fragen. Kennst du zufällig Rebecca Mansfield? Die Brünette, studiert Regie, Tomboy?"

„Ja, wieso?", fragte ich gespannt.

„Na ja, ihre Betreuerin hat schon eine Weile nichts mehr von ihr gehört, daher wollte ich selber noch mal herumfragen. Hast du sie vielleicht zuletzt irgendwo gesehen?"

American College StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt