#22 - Noch ein Schritt!

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Ethan Hensley


Warum passierte das gerade mir?, dachte ich mir die ganze Zeit über, seit alles aus dem Ruder lief. Ich hätte mich von Beginn an nicht auf das alles einlassen dürfen. Wie konnte ich nur so derart naiv sein? Es hätte nie so weit kommen dürfen. Wer hätte gedacht, dass ich in meinem ersten Semester auf dem Weg zu einer Studentenverbindung sein werde, um mich zu opfern, damit die beste Freundin von dem Mädchen, für dass ich total schwärmte, befreit werden konnte?

Ich versuchte, mir einzureden, dass gleich, wenn ich alles geklärt hatte, alles vorbei sein würde, was mir jedoch sehr schwer fiel zu glauben. Die ganzen Verbindungsleute wie Drew und seine Anhänger würden sich sowieso wieder etwas einfallen lassen, um mein Leben zu erschweren.

Ich hatte mir den ganzen Weg über den Kopf darüber zerbrochen, wie es gleich weitergehen würde, ob sie Rebecca freilassen, was mir noch alles bevorsteht, dass ich gar nicht mitbekam, dass ich bereits vor der Tür zum Verbindungshaus stand.

Ich überlegte, wie ich anfangen sollte. Sollte ich direkt mit der Tür ins Haus fallen oder doch eine Konversation anfangen? Ich schämte mich dafür, dass ich keine Ahnung hatte, angesichts der Tatsache, dass ich Jura-Student war. Wie sollte ich ein guter Anwalt werden, wenn ich nicht einmal ein Eröffnungsplädoyer zustande bekam.

Ich wollte keinen Gedanken mehr daran verschwenden, also klingelte und klopfte ich einmal.

Keine Reaktion. Ich lauschte an der Tür. Ich hörte keine Partymusik oder so. Ich klingelte noch einmal und wartete fünf Minuten.

Die Tür ging dann auf und ein Student mit Brille und Side-Cut erschien vor mir.

„Was gibt's?", fragte er und wirkte ungeduldig.

„Ich will mit Drew sprechen."

„Sind beschäftigt."

„Ich muss aber, es ist dringend."

Er wollte mir schon widersprechen, aber er seufzte nur und ließ mich rein.

„Warte hier, ich hole ihn.", sagte er und verschwand eilend nach unten, in den Keller wahrscheinlich.

Ich schaute mich im Flur um und ging ein wenig auf und ab. Mir war bewusst, dass ich mich im selben Verbindungshaus befand, wo auch die Party stattfand, bei der ich mich bei Kappa Alpha aufnehmen ließ. Nur war das Haus vollgestopft mit Studenten, verschiedenfarbige Lichtstrahlen schossen umher, Musik lief, es roch stark nach Bier und Pizza und es war selbstverständlich ohrenbetäubend laut hier.

Ich ging ein wenig weiter und öffnete die Tür zum Wohnzimmer, welches erstaunlich groß war. Ein riesiges Sofa, Orientteppiche, ein großer Flachbildschirmfernseher und eine Glaswand mit der Tür zur Terrasse.

Ich fragte mich echt, wie sich die Verbindung das alles leisten konnte, aber ich hatte jetzt nicht vor, das nachzugehen. Ich hatte schon genug Stress mit ihnen.

Ich bückte mich und betrachtete den Teppich ein wenig. Ich fand Orientteppiche schon immer faszinierend und bewundernswert, also nahm ich mir die Erlaubnis, es genauer zu betrachten.

Ich schob eine Ecke zur Seite, um die Unterseite des Teppichs zu betrachten und erkannte ein Loch im dunklen Parkettboden.

Ich konnte von der Hocke schon erkennen, dass darunter der Keller war. Ich warf einen genaueren Blick durch das Loch und es schien, dass das nur ein Teil vom Keller war und der andere Teil von den Verbindungsleuten genutzt wird. Dieser Teil unter mir ähnelte einem normalen Zimmer mit Schreibtisch und Wandschrank und einem Bett.

Aber es lag jemand auf dem Bett. Durch das halbdunkle Licht im Raum konnte ich nur die Kontur von der Person erkennen, aber es war ganz klar ein Mädchen.

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