Abwehrend hob Maik seine Hände.
,,Ich hab nur bemerkt, dass sich anscheinend viel geändert hat in deinem Leben.", sagte er langsam.
"Nina! Kommst du mal bitte?", rief meine Tante hoch. Ich stand auf und wollte gerade gehen, als Maik sich meldete.
,,Wer ist die Frau eigentlich und wo sind deine Eltern?", fragte er mich. Ich schnappte mir das Blatt aus seinen Händen und schrieb es auf.Emma ist meine Tante. Ich lebe bei ihr. Wie du siehst, sind meine Eltern nicht mehr da.
Ich gab ihm das Blatt und verschwand dann nach unten, bevor er mich ausfragen konnte. Ich rede nicht gerne darüber. Ich meine, wer redet denn bitte schön gerne über den Verlust seiner Eltern. Ich kann mir ja auch nichts besseres vorstellen.
Ich schüttelte den Kopf, weil ich mich schon fast selber beleidige. Als ich in unserem Wohnzimmer stand sah ich zu meiner Tante. Sie ist oder besser sah aus wie meine Mutter. Sie hat lange braune Haare, die sie oft als geflochtenen Zopf trug. Ihre Figur war sportlich, da sie in ihrer Freizeit oft Golf spielen ging. Neben dem Golf ging sie noch Tennis spielen und schwimmen. Ich kam oft mit ihr, da ich sonst nicht wusste, was ich tun sollte.
Sie hatte ihre Brille auf und sah sich ein paar Blätter an. Als sie hoch sah und mich dort stehen sah, zog sie sich die Brille aus und legte sie ordentlich neben den Stapel papiere.,,Es geht um die Herbstferien. Wir wollten ja eigentlich in ein Golfcamp aber ich muss leider absagen. Ich hab einen ziemlich dicken Fisch an Land gezogen. Ich weiß nicht, ob du sie kennst aber der Manager von One Direction hat angefragt ob ich ein kleines Konzert planen könnte.", teilte sie mir traurig mit. Ich schloss die Augen und atmete tief durch.
Wenn es mich doch so sehr nervt, kann ich doch einfach meinen Mund aufmachen und was sagen anstatt zu glotzen, wie ein Fisch.Ich griff zu dem kleinen Block, der hier herum lag und einen Stift.
Ist okay. Wann ist denn das Konzert?
Traurig sah sie weg und ich ahnte nichts gutes. Als sie mir in die Augen sah, schüttelte ich nur den Kopf. Ich wusste genau, was für ein Datum sie jetzt nennen würde. Sauer drehte ich mich um und rauschte die Treppe wieder hoch. Die rufe von meiner Tante ignorierte ich.
Als ich die Tür Aufriss sah Maik mich verwirrt an.
,,Was ist passiert?", fragte er, als ich mir wütend durch die Haare fuhr, die eine wäsche mal wieder gut vertragen würden.Nichts. Könntest du jetzt bitte gehen? Danke das du da warst und Schöne Ferien.
Schrieb ich auf das Blatt und reichte es ihm. Gleichzeitig schob ich ihn sanft aber bestimmt zu meiner Tür.
,,Aber Nina, ich weiß doch gar nicht was alles passiert ist. Oder was los ist. Ist die Zeit vorbei, wo wir uns alles erzählen.", sagte er traurig.
Ich sah ihn in die Augen und nickte.
Du Idiot hast mich in meiner schlimmsten Zeit alleine gelassen. Dich nicht bei mir gemeldet. Als ob ich dann so tue, als wäre nie was gewesen.
Ich blieb aber so stumm wie immer und sah Maik hinterher, wie er sich unten die Schuhe anzog und dann verwirrt ging.Ich ging wieder in mein Zimmer und schmiss mich sauer auf mein Bett. Wieso kann nicht einmal alles perfekt sein? Wieso muss ich immer wieder gegen Niederlagen ankämpfen? Hab ich nicht schon genug verkraftet? Wütend stieß ich die Luft aus und ließ mein Gesicht dann wieder in meine Kissen fallen. Sollen mir doch alle gestohlen bleiben. Soll meine Tante sich doch um die Scheiße kümmern und mich an meinem Tag alleine lassen. Sie weiß genau, wie wichtig mir der Tag ist. Wie viel er mir bedeutet.
Ich rollte mich zur Seite und nahm mein Laptop aus meinem Nachttisch. Weshalb ich ihn dort aufbewahre weiß ich auch nicht.
Oh doch, eigentlich nur weil ich bis spät in die Nacht mein Leben auf Netflix chille und es gerade noch so schaffe den Laptop auf den Tisch zu stellen, bevor ich tot umfalle.
Ich gab mein Passwort ein und landete mit den nächsten Mausklicks auf Netflix. Meine momentane Lieblingsserie war Gossip Girl.
Ich wünschte mir, ich wäre so taff wie Blair. Ach warte, war ich ja mal aber das hab ich alles aufgegeben, damit ich so bin wie ich jetzt bin.
Mir geht das auf die Nerven. Wieso mache ich mich selber runter? Wenn ich doch nicht zufrieden mit meinem Leben bin, wieso änder ich es dann nicht?
Als ich gerade meinen Mund öffnete, um ein Ton zu sagen schloss ich ihn wieder.
Ich rede nicht, weil ich es nicht verdient habe. Das einzige was ich verdiene ist das selbe, was meine Eltern bekommen haben.Als ich wieder aufwachte, war es total dunkel draußen. Ich streckte mich einmal und sah dann auf die Uhr. Na toll. Wir hatten 3 Uhr nachts. Oder morgens. Ich legte den Laptop auf Seite und stand dann auf. Ich hatte immer noch meine Schuluniform an, die jetzt total zerknittert war. Ich änderte das schnell und tauschte den Rock und die Strumpfhose gegen eine Jogginghose aus. Leicht roch ich an der Hose und zuckte mit den Achseln. Ich bin sowieso alleine, also wird keiner bemerken, dass ich seit einer Woche nur die gleiche Hose anhatte. Die Bluse tauschte ich gegen ein irgendein T-Shirt ein, wo das Logo einer Band drauf war, was sie mir schenkten, als sie erfuhren, dass ich stumm war. Dann tapste ich langsam herunter in die Küche und machte mir als erstes ein Sandwich. Eine 3cm dicke Schicht Nutella klatschte ich mir dazwischen. Genüsslich aß ich es. Ich mache mir schon lange keine sorgen mehr, dass ich zu dick bin. Dadurch das ich immer wieder in solchen Depri Phasen war und ich nichts aß würde mir das mal nicht schaden mehr zu essen.
Und ich bin mal ausgerastet, weil ich dachte mein Vater hätte mir Nutella anstatt die Fettarme Nussnougat Creme aufs Brot geschmiert.
Ich lächelte, als ich zurück dachte aber hörte sofort auf, weil ich eigentlich nicht lächeln sollte.
Ich steckte das Messer in die Spülmaschine. Als ich den Kühlschrank wieder schloss, bemerkte ich die Nachricht auf einem Post it von meiner Tante. Sie liebt einfach Zettel, wo man kleine Notizen drauf vermerken kann und sie dann überall wo man will hin kleben kann.Es tut mir wirklich leid Nina. Aber ich kann es nicht ändern. Dieser Gig ist einfach so groß und die Band so weit oben im Markt. Wenn ich das erfolgreich manage dann buchen mich auch andere Manager der Stars wie zum Beispiel Rihanna oder Taylor Swift. Bitte versteh das Nina, ich will doch auch nur das beste für dich.
Ich starrte den Zettel länger als nötig an und riss ihn dann von der Tür. Ich ging in ihr Arbeitszimmer und nahm mir einen neuen Zettel von ihr.
Es ist okay. Ich war vorhin einfach nur sauer und habe überreagiert. Vielleicht kann ich dir ja helfen und dann verbringen wir die Ferien halt zusammen, wenn das Konzert statt gefunden hat. Lieber eine eingebildete und arrogante Band managen als mit alten Männern, die kaum noch stehen Golf zu spielen.
Ich schrieb es extra so dahin, weil ich dachte es würde ihr morgen ein lächeln auf die Lippen zaubern, wenn sie meine Notiz lesen wird. Was ich wirklich denke und fühle ist dabei unwichtig. Wenn ich andere Menschen glücklich machen kann dann sollen sie auch glücklich sein.
Ich lief wieder hoch und ging zu meinem Regal, was neben dem Schreibtisch stand. Dort holte ich ein ziemlich dickes Fotoalbum heraus, was allerdings den Umschlag als mein Bio Buch trug. Es sollte keiner auf die Idee kommen dort herein zu gucken. Ich schlug es auf und alle mögliche Post its meiner Tante sahen mir entgegen. Vielleicht ist das verrückt aber ich klebe alle dieser Nachrichten mit Datum in das Fotoalbum. Zum Beispiel war hier eins vom 11.11.2013:
Guten Morgen Nina. Ich bin heute länger im Büro aber ich dachte mir, danach gehen wir mal zum Frisör und gönnen uns was. Bis heute Nachmittag.
Ich lächelte weil es das letzt mal war, dass ich mir einen neuen Haarschnitt zugelegt hatte, nachdem meine Tante mich eine Stunde überreden musste.
Ich klebte das neuste Post it genau unter dem von heute morgen. Daneben schrieb ich das Datum und dann legte ich das Buch zurück. Ich selber legte mich dann in mein Bett. Nachdem ich noch ziemlich lange wach lag und überlegte fielen mit die Augen wie von alleine zu und ich schlief seit langem mal wieder aus.
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Silent Past
FanfictionKeiner fängt zum Spaß mit dem Schweigen an. Jeder hat einen Grund, der ihn gebrandmarkt hat. Und das ist Ninas Erleichterung. Ich schweige. Ich bin stumm. Ich rede nicht. Man kann es nennen, wie man will, die Hauptsache ist, dass niemand meine St...