Was tut man an einem verregneten Freitag am besten? Mir war langweilig und ich hatte die neuste Serie bereits durch gesehen. Jetzt musste ich erstmal verarbeiten, was ich mir tatsächlich angetan habe, bevor ich mit der nächsten anfange. Und irgendwann sollte noch eine neue Staffel von einer meiner Lieblingsserie online kommen.
Meine Tante war über das Wochenende verreist, aber Sonntag würde ich sie wieder sehen. Also konnte ich beruhigt das Wohnzimmer wieder belagern und über den großen Fernseher gucken anstatt über meinen Laptop.
Ich kickte die Lackschuhe von meiner Schuluniform von meinen Füßen und ließ den Rock dann heruntergleiten. Ich hatte wieder abgenommen, obwohl ich das überhaupt nicht verstehen konnte. Ich aß zu unmöglichen Zeiten, weil ich es Tagsüber meistens vergaß und wenn ich dann mal was aß, dann war die Kalorienzahl höher als mein eigentliches Gewicht. Ich knöpfte die Bluse auf und zog mir ein T-Shirt über von ,,The Fray" was ich auf ihrem Konzert bekommen hatte. Ich konnte ihr sentimentales Gedudel nicht abhaben, aber das störte mich natürlich nicht daran ein Shirt von ihnen zu tragen.
Ich zog mir eine Jogginghose über die mal meiner Tante gehört hatte. Ich hatte damals, als ich diesen Imagewandel hatte alle meine alten Klamotten weggeschmissen, weil ich nicht ertragen konnte immer wieder an meine Vergangenheit erinnert zu werden. Meine Tante hatte mich wahrscheinlich verflucht, weil ich alles mögliche neu brauchte, aber da ich ja nicht mehr so beliebt war, wie ich es einmal war, war mir es auch ziemlich egal, wie ich in der Weltgeschichte herum lief. Hauptsache es bedeckte alles was es zu bedecken gab und mehr war mir nicht wichtig.
Ich ließ mich auf mein Bett fallen und kickte meine Schultasche auf den Boden. Es knackte einmal unschön und ich vermutete, dass es mein neues Geodreieck war. Das alte hatte ich genau auf dem gleichen Wege wie dieses geschrotet.
Ich sah auf mein Handy und klickte die Nachrichten weg, die mir anzeigten, dass Jacki ja so traurig war, dass sie mir ihre Niall Horan Story nicht schon zum dreiunddreißigsten mal erzählen konnte. Ihr neuster Plan war jetzt, eine Fan fiction darüber zu verfassen. Sie würde natürlich ganz anonym bleiben. Die Leser sollten natürlich nichts erfahren. Und irgendwann, wenn sie mit Niall verheiratet war, wollte sie diesen Account veröffentlichen.
Meiner Meinung nach war das eine ganz dumme Idee. Aber ich ließ sie machen.
Als mein Handy vibrierte und es weder meine Tante, noch Jacki, noch mein Mobilfunkanbieter war sah ich nochmal verwundert drauf.
Hey, vielleicht überfalle ich dich damit ein wenig, aber vielleicht hast du ja jetzt Lust auf das Umstyling. Meine Tochter ist gerade nicht da. Hast du Lust und Zeit? -Lou
Ich biss auf meiner Lippe herum und überlegte, ob ich es eingehen sollte oder nicht. Man kann sich doch hässlich schminken. Genauso, wie man sich hübsch schminken konnte. Mir konnte nichts passieren. Sie würde mir vielleicht ein wenig die Haare schneiden, mir ein wenig Make-Up ins Gesicht klatschen und mich unterhalten. Damit wäre mein verregneter Freitagnachmittag gerettet. Und vielleicht kannte sie ja eine neue Serie, die ich noch nicht kenne.
Klar, ich würde gerne vorbeikommen. Schickst du mir die Adresse? -Nina
Okay nein. Das war verrückt. Verdammt verrückt. Unnormal dumm.
Keep calm, sie wird dich schon nicht mit einer Schere umbringen.
Natürlich nicht, aber das war doch dumm. Was habe ich mir dabei gedacht? Nein, ich gehe das ganze falsch an. Ich muss offen darauf zu gehen.
Fertig mit dem hin und her? Wir wollen Lou einen Besuch abstatten.
-
Ich saß auf einem Stuhl und starrte mich selber durch den Spiegel an. Hinter mir stand Lou und sah überlegen auf meine Haare.
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Silent Past
FanfictionKeiner fängt zum Spaß mit dem Schweigen an. Jeder hat einen Grund, der ihn gebrandmarkt hat. Und das ist Ninas Erleichterung. Ich schweige. Ich bin stumm. Ich rede nicht. Man kann es nennen, wie man will, die Hauptsache ist, dass niemand meine St...