Prolog

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Weiß.
Rein und weiß.
Unberührt.
Wunderschön.
Oh, wie ich Schnee liebe!
Wenn es im Winter zum erstem Mal schneit, stehe ich manchmal stundenlang draußen und beobachte die Eiskristalle, die sich auf den Wiesen niederlassen, auf den Häuserdächern, auf meinem Haar. Früher habe ich immer versucht, die Schneeflocken mit dem Mund zu fangen, oder jene, die auf meiner Jacke gelandet waren, schnell abzumalen. Schneeflocken. Sie haben schon immer zu mir gehört und mich glücklich gemacht.

Nach all der Zeit des Tobens in klirrender Kälte friere ich kaum mehr und das genieße ich. Es gibt wohl kein größeres Glück, als ohne Schmerz zu genießen, was man liebt. Ich kann eins sein mit dem Winter, mit den Schneeflocken tanzen und von der Winterwelt lernen. Schneeflocken sind wunderschön. Und zugleich tödlich kalt. Vielen Menschen haben sie mit ihrer Kälte den Tod gebracht, doch mir schenken sie Leben. Sie werden mir nie etwas antun können, denn sie sind meine Schwestern. Meine kleinen, schneeweißen Schwestern. Und der Winter ist mein Vater. Er kann grausam sein, wenn man ihn nicht achtet. Doch ich achte und liebe ihn mehr als alles in der Welt.
Er schenkt mir Geborgenheit und Zufriedenheit. Und er ist der einzige, der dieses Gefühl bei mir hervorrufen kann.

Nur manchmal wünsche ich mir, es gäbe jemanden, mit dem ich das Glück und die Zufriedenheit, die der Winter mir schenkt, teilen könnte, einen Freund. Aber nur manchmal, denn Kälte härtet ab.
Ich brauche keine Freunde ... oder?

Liebe im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt