Hach, Ferien!
Verschlafen rekelte ich mich in meinem Bett. Ein Glück, dass endlich Weihnachtsferien waren und ich, obwohl Montag war, ausschlafen konnte!
Luca hatte mich gestern nach Hause gebracht (er hatte beneidenswert wenig Angst im Dunkeln) und mir erklärt, er habe heute schon etwas mit Maja vor."Du könntest natürlich mitkommen", hatte er gemeint, aber ich hatte abgewunken. Wenn Maja mit ihm unterwegs war, wollte ich nicht dabei sein. Was, wenn sie ihn plötzlich küsste? Oder, noch schlimmer, er sie?
Nein, das musste ich mir nicht antun.Ich drehte mich auf die linke Seite und spähte auf das Buch, das neben meinem Bett lag.
Tintenherz.
Ich las es nun schon zum x-ten Mal, mir gefiel einfach die Vorstellung, in ein Buch einzutauchen und dort zu leben. Unvorstellbar viele Möglichkeiten lagen einem offen, wenn man die Geschichten auch noch selber schreiben konnte!
Wie gerne hätte ich Meggies Gabe, Bücher Wirklichkeit werden zu lassen!
Ich würde eine wunderbare Geschichte nur für Luca und mich schreiben und uns dann hineinlesen. Wir würden ganz in Frieden leben, inmitten von ewigem Winter und ganz viel Schnee, ohne uns gegen Zicken wie Maja wehren zu müssen, die uns in unserer Liebe dazwischenfunkten und stattdessen früher oder später sogar heiraten! Und vielleicht ja sogar irgendwann Kinder kriegen!
Bist du jetzt völlig bescheuert? Dafür bist du viel zu jung und außerdem - überleg mal, was für Kinderkriegen nötig wäre!
Beschämt errötete ich und presste mir schnell das Kissen auf's Gesicht, um die gruselige Vorstellung loszuwerden.
Zusammen sein reichte völlig! Zumindest fürs Erste...Emily, deine Gedanken gehen zu oft mit dir durch.
Das wusste ich. Aber das würde sich auch nie ändern, ich war nun mal ein nachdenklicher Mensch. Leider.
Du musst lernen, dich abzulenken...
Ähm, ja.
Also, wenn die Geschichte zuende geschrieben war, mit Friede-Freude-Eierkuchen-Ende, würde ich mich hineinlesen und dort glücklich sein bis an mein Lebensende und ohne schlimme Überraschungen, denn schließlich hatte ich das Buch selber geschrieben.
Allerdings ... Überraschungen waren ja nicht immer unangenehm. Würde ich nicht die schönen Überraschungen ebenfalls verpassen? Und hatte nicht auch Staubfinger gescheut, das Ende seines Buches zu lesen, obwohl er es hätte tun können? Er hätte erfahren können, ob und wann er starb, aber er tat es nicht, weil er sein Leben leben wollte, ohne Angst vor dem ständig nahenden Tod. War das die weisere Lösung?
Wahrscheinlich war das Ganze eben doch nur eine doofe Idee gewesen. Der Frieden war sehr, sehr verlockend, aber Luca sollte, was den Ablauf der Geschichte anging, vielleicht auch etwas zu sagen haben.Ach Emily, hör einfach auf, dir den Kopf zu zerbrechen. Du grübelst viel zu viel, außerdem kannst du nunmal nicht zaubern, was hilft dir also das Herumfantasieren?
Da das wohl leider stimmte, setzte ich mich seufzend auf, schielte zur Uhr und stellte fest, dass es schon kurz nach zehn war, was ich in diesem Moment auch deutlich von meinem Magen erklärt bekam. Also stand ich auf, machte mich schnell frisch und tapste hinunter ins Esszimmer, wo Mama bereits den Tisch gedeckt hatte.
Es stand ein Kuchen darauf.
Mein Platz war reich geschmückt.
Die Smarties auf dem Kuchen bildeten eine Vierzehn.
Aber ... das konnte nicht sein. Es konnte einfach nicht sein!
"Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz!", rief meine Mutter und kam mit einem Teller Kekse in der einen und einer Kanne heißer Schokolade in der anderen Hand aus der Küche. Sie stellte alles auf dem Tisch ab, kam dann zu mir und zog mich in eine herzliche Umarmung.
"Meine große, vierzehnjährige Tochter"
"Aber..."Ich war wie vor den Kopf geschlagen - das konnte einfach nicht sein! Ich hatte nicht meinen eigenen Geburtstag komplett vergessen! Meinen eigenen Geburtstag!
Ich musste wohl ziemlich doof geguckt haben, denn meine Mutter meinte lachend: "Hey, du siehst ja aus wie ein Nilpferd, dem man das Rechnen beibringen will! Hast du etwa gedacht, ich hätte deinen Geburtstag vergessen?"
"Um ehrlich zu sein, habe ich ihn vergessen", gab ich zu.
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Liebe im Schnee
Romance》Ein Mädchen liegt im Schnee. Es hat die Augen geschlossen, als schliefe es. Die herabfallenden Flocken schmelzen auf seiner schneeweißen Haut. Ein sanftes Lächeln umspielt die eiskalten Lippen.《 Wie tief kann die Liebe zu einer Jahreszeit reichen? ...