Liebe im Schnee

15. Kapitel - Geständnisse

Ich starrte Maja nach, als sie wutentbrannt davonmarschierte. Langsam floss eine einzelne Träne aus meinem Auge.
Warum weinte ich?
War ich wirklich blind vor Liebe wie Maja gesagt hatte?
Würde ich Luca so blind vertrauen können, wie ich es bisher für selbstverständlich gehalten hatte, wenn mein Traum irgendwann in Erfüllung gehen würde?

Ich musste es herausfinden und dafür gab es leider nur eine Möglichkeit.

Meine Hände zitterten, als ich auf die rostige Klingel drückte.
Hinter der Tür erklangen Schritte, die Tür wurde geöffnet und ich erkannte Luca höchstpersönlich.

"Emily!"
Er klang erfreut.
"Ist alles okay?"
"Können wir kurz reden?", entgegnete ich.
"Äh... ja, natürlich", sagte er etwas verunsichert.
Ich nahm ihn vorsichtig bei der Hand und zog ihn in Richtung Wald. Als wir die ersten Bäume erreicht hatten, blieb ich stehen.

"Was ist denn?", fragte Luca besorgt.
Nervös tappte ich von einem Fuß auf den anderen. Ich hatte mir gar nicht überlegt, was ich sagen wollte!
"Ich habe mit Maja geredet...", begann ich und hätte mich im selben Moment gerne geohrfeigt. Was sollte ich denn über das Gespräch sagen?
Sorry, Luca, aber ich hab gehört, du gehst fremd?
Plötzlich wurde mir klar, dass es mich theoretisch gar nichts anging, schließlich waren wir nicht zusammen.
Was also würde er von mir denken, wenn ich ihn auf Fremdgehen ansprach?
Ich musste ihm erst etwas gestehen.

"Mit Maja?", fragte Luca verdutzt. "Und über was habt ihr geredet?"

Sag es! Jetzt!

"Ich... Luca, ich bin in dich verliebt", platzte es aus mir heraus.

Na bitte!

Luca sah mich an, als habe er nicht recht verstanden.
Ich musste mich zwingen, vor Scham nicht wegzulaufen.
Perfekt, super, du vorlautes Etwas in mir! Jetzt hatte ich es vergeigt...

"Es tut mir leid", murmelte ich und wandte mich zum Gehen.
"Warte!", rief Luca und ergriff meine Hand. Seine braunen Augen blickten mich glücklich an.
"Weißt du - ich glaube, mir geht es genauso."

Ich sah ihn fassungslos an.
Luca... liebte mich?

Meine Güte, jetzt tu nicht so überrascht... Freu dich doch einfach!

Sollte ich mich freuen? Eigentlich doch schon, aber... Er hatte sich erst heute von Maja getrennt und machte noch am selben Tag einem anderen Mädchen ein Liebesgeständnis?
"Heute morgen warst du noch mit Maja zusammen. Kommt nur mir das etwas seltsam vor?" fragte ich. Verdammt, so bissig hatte ich nicht klingen wollen... Hatte ich überhaupt das Recht, ihn so anzupflaumen? Schließlich hatte ich ihn als erste überrumpelt!

Luca lächelte mich unsicher an.
"Emily... genau das war der Grund, weshalb ich mich von ihr getrennt habe: Ich merkte, dass ich mich in jemand anderen verliebt hatte!"
Als er merkte, was er soeben gesagt hatte, biss er sich auf die Lippe.

"Ich weiß, das klingt jetzt so, als wäre ich Maja nicht treu, aber... tja, vermutlich stimmt das."
Luca beobachtete einen Stein, der reglos, wie es Steine zu tun pflegen, auf dem Boden lag. Unbehaglich vergrub ich meine Hände in den Jackentaschen und wusste nicht, was ich sagen sollte.
"Ich kann doch auch nichts dafür!", sagte er irgendwann verzweifelt.
"Während Maja nur noch damit beschäftigt war, mich anzugiften, hatte sich nunmal jemand anderes in mein Leben geschlichen.

Jemand, der so anders war als Maja. Jemand, der Spaß am Leben hatte und bei dem ich sein konnte, wer ich war. Und... ich war doch fair, oder? Als ich mir selbst nicht mehr leugnen konnte, dass du... also, dass ich - du weißt schon - da habe ich ja sofort Schluss gemacht!"
Das stimmte. Mir war nicht ganz wohl dabei, zu wissen, dass wegen mir eine Beziehung zu Bruch gegangen war, aber ich war nicht Schuld daran und Luca höchsten ein bisschen, weil er (fairerweise) die Beziehung beendet hatte.