Kapitel 4

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"Tschüß Haru! Vergiss nicht abzusperren!", ruft meine Kollegin zum Abschluss und schon ist sie weg.

Ich hatte heute die Schicht zum Gießen. Was wiederum heißt, eine halbe Stunde länger zu arbeiten und den Laden abzusperren.

War aber heute nicht schlimm, da es höllisch regnet. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass es nachher vorbei ist!

Mit der vollen Gießkanne gehe ich zu mehreren Pflanzen und gebe ihnen Wasser. Die letzte ist ein Rosenbusch. Die Blüten würden bald kommen.

Nachdenklich blicke ich zur Kasse. Dort steht die weiße Rose in einer Vase. Ich hatte sie dorthin gestellt. Den Flieger hatte ich noch immer in meiner Jackentasche. Immer noch ungeöffnet. Ich hatte dabei einfach immer ein komisches Gefühl gehabt...Als ob es zu privat wäre.

Deshalb werde ich ihn nächstes Mal wieder zurück geben!

Ja! Ganz bestimmt! Ich werd-

Plötzlich höre ich ein Plätschern.

Die Rosen!

Mit einer raschen Bewegung ziehe ich die Gießkanne fort und leere sie über den ganzen Boden aus.

Na super!

Wütend auf mich selbst, stelle ich sie ab und gehe Tücher holen. Leider hatten meine Kollegen die Angewohnheit, immer alles an einen beliebigen Platz zu stellen.

Fluchend suche ich nach ihnen, als ich die Türklingel höre.

"Wir haben geschlossen! Kommen Sie bitte morgen wieder!", rufe ich vor. Doch anstelle einer Antwort oder das Klingelgeräusch höre ich nur Stille. Skeptisch stelle ich mich auf und lausche.

Nichts.

Bestimmt einer von den Hartnäckigen.
So gerne ich hier arbeite, doch für so einen habe ich gerade keinen Nerv.

Mit schnellen Schritten laufe ich in den Verkaufsraum und wäre fast gegen jemanden dagegen gelaufen. Überrumpelt ziehe ich scharf die Luft ein.

Doch überraschenderweise werde ich an den Armen gepackt. Mit einer starken, aber vorsichtigen Bewegung zieht mich die Person runter. Im nächsten Moment hocken wir auf den Boden hinter der Kasse.

Naja, ich liege eher auf der Person drauf.

Diese hält mir den Mund zu und lauscht.

Ich habe meine Augen weit offen und mein Blut rasst förmlich durch mich.
Jede schreckliche Szene erscheint vor meinem Augen und verursacht eine Gänsehaut. Gerade als die Panik mich übermannt, höre ich es.

"Er war doch gerade noch hier!"
"OPPA!"
"Er kann doch nicht weg sein!"
"Wie gemein von ihm!"

Es scheinen mehrere Mädchen vor dem Laden zu stehen und zu diskutieren. Langsam werden ihre Stimmen immer leiser. Die Person hält mich dennoch weiter fest und ich kann mich nicht rühren.

Nach einer geschätzten Ewigkeit wird der Griff locker und ein erleichtertes Seufzen wird hörbar. Ich nehme die Chance war und schubse die Person weg. Ich rutsche von ihr und lande unsanft auf meinen Hintern.

Geschockt, wie ängstlich blicke ich den Übeltäter an.

"Hallo, Haru.", kommt es von niemandem anderen als G-Dragon.

Ich scanne ihn und versuche dieses komische Gefühl zu erklären. Und den Grund woher G-Dragon meinen Namen kennt!!

"Na? Macht es langsam mal "Klick" ?", fragt er sarkastisch und lächelt leicht.

Und tatsächlich! Bei mir macht es "Klick"! Und zwar gewaltig!

Diese glänzenden Augen und diese Stimme!!!
Daher kam er mir so bekannt vor und der Name Jiyong!!

Wie dumm ich doch bin!

"Oh mein Gott...", bringe ich nur hervor. Immer noch schockiert starre ich ihn an.

"Was-Was...Wie? Warum?", stottere ich.

"Ich wurde verfolgt und habe den Laden erkannt. Dann bin ich hier reingerannt und habe gehofft du wärst noch drinnen. Anscheinend hatte ich Glück.", meint er achselzuckend.

Ich nicke bloß und kann meine Augen nicht von ihm nehmen.

Wie konnte ich nur so blind sein?!

Jiyong schaut über die Kasse und scheint zufrieden zu sein.

"Sie sind weg! Ach ja, da ist eine riesige Pfütze auf den Boden."

Ich hole tief Luft und fasse mich wieder.

"Ich weiß. Habe gerade nach was zum aufwischen gesucht, als du gekommen bist.", erkläre ich unsicher. Kaum hatte ich fertig gesprochen, hält mir Jiyong eine Zewarolle hin.

"Sowas vielleicht?"

"Woher..?"

"Stand neben der Kasse."

Kopfschütteln nehme ich sie und stehe auf. Dann gehe ich zur Pfütze und lege die Papiertücher hin. Diese ziehen sofort das Wasser auf.

Ich brauche dringend Abstand!
Aber ich würde normal bleiben!
Wie immer...Hoffe ich mal...

Jiyong kommt ebenfalls vor und schaut aus dem Schaufenster. Jetzt wo ich nicht mehr auf sein Gesicht fokussiert bin, bemerke ich die nassen Klamotten.

"Hinten auf dem Regal sind Handtücher.", erkläre ich und wische weiter auf. Leicht verwundert schaut er mich an und geht dann hinter. Ich höre es kurz rascheln. Mit einem Handtuch in der Hand kommt er wieder und lehnt sich gegen die Kasse.

Es herrscht Stille bis ich fertig bin. Eilig hebe ich die Papiere auf und schmeiße sie weg. Dann gehe ich hinter, ziehe meine Schürze aus und den Mantel an. Noch meine Tasche, das Licht aus und schon kann ich vor. Jiyong hat das Handtuch zusammen gefaltet und auf die Arbeitsfläche gelegt.

"Lass es da, ich räume es morgen auf.", murmel ich. Die ganze Situation war einfach so unrealistisch...

Er nickt und schaut mich dann ernst an.

"Ist die Blume von mir?", will er wissen. Verwirrt nicke ich. Er schaut auf die Rose und lächelt leicht.

"Du behandelst sie besser als die eigentliche Besitzerin...", sagt er eher zu dich selbst.

Ich bin höflich und frage nicht weiter. Auch wenn ich neugierig bin. Stattdessen mache ich die hinteren Lichter aus. Jetzt ist der Laden nur noch durch die Schaufensterlichter erhellt.

"Komm. Mein Bus fährt in 10 Minuten.", meine ich bestimmt und gehe vor. Einladen halte ich die Tür auf und Jiyong geht durch. Mittlerweile hat der Regen aufgehört und draußen ist alles gräulich.

"Ich könnte dich fahren.", schlägt Jiyong vor. Ich schaue leicht überrascht. Dann schüttel ich den Kopf.

"Vielen Danke, aber nein.", lehne ich höflich ab und schließe ab.

"Ich meine als Wiedergutmachung.", stellt er klar.

"Ich weiß. Trotzdem nein."

Mit einem Lächeln verbeuge ich mich. Dann drehe ich mich um und gehe Richtung Haltestelle.

Ich meine, die ganze Zeit seinen Blick spüren zu können.

Now or Never||G-DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt