Kapitel 10

5.8K 407 81
                                    

Ich wachte am nächsten Tag mit Kopfschmerzen auf.

Zum Glück ist es Sonntag und ich hatte nicht zu arbeiten.

Gestern Abend hatte ich mir ein Taxi gesucht und bin heim gefahren. Die ganze Fahrt über konnte ich überraschenderweise die Tränen wieder verdrücken. Doch kaum war ich in meinem Zimmer, war es um mich geschehen.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wieso es mich so verletzt hat. Vielleicht weil es so unerwartet kam. Oder ich war einfach nur zu sensibel.

Auf jeden Fall, hatte ich mal wieder nach langer Zeit geweint.

Auf wenn es ein dummer Grund war.

Müde hieve ich mich hoch und fasse an meinem Kopf.

Gott, pocht mein Kopf. Ich brauche erstmal eine Tablette und ein Glas Wasser.

Vorsichtig stehe ich auf und gehe nach einem Moment Warten aus meinem Zimmer.

Von unten sind Stimmen zu hören und gerumpel. Skeptisch schleppe ich mich herunter und schaue in die Küche.

Am Herd steht meine Mutter und kocht etwas. Es riecht ganz gut. Am Tisch hocken zwei Männer. Einer ist mein Vater, der die Zeitung liest. Er sieht mich und grinst.

"Auch mal wach, Haru?", fragt er.

Nun dreht sich der zweite Typ auch um und ich muss ungewollt grinsen.

"Eric!", begrüße ich ihn und mein Bruder steht auf. Auffordernd öffnet er seine Arme und ich schmeiße mich in sie.

"Uff...Übertreib doch nicht so.", murmelt er und schließt seine Arme um mich.

Obwohl er jünger war, als ich, war er fast zwei Köpfe größer als ich. Naja, er war größer als die meisten Menschen.

"Willst du deinen Bruder nicht mal wieder los lassen?", sagt meine Mutter sarkastisch. Ich grummmel kurz und möchte von ihm loslassen. Doch Eric drückt mich noch stärker an sich.

"Allein aus Protest, umarmen wir uns noch länger.", meint er und ich spüre wie er grinst. Ich kichere und meine Mutter seufzt.

"Beeilt euch aber, eure Mutter hat gleich das Mittagessen fertig.", mischt unser Vater nun mit.

Mittagessen? Jetzt schon? Wie lange hatte ich geschlafen?

Nun lässt mich mein Bruder doch los und ich grinse ihn an.

"Du bist doch nicht schon wieder gewachsen?"

"Ach was! Nur ein paar Zentimeter."

"Freak!", rufe ich und lasse mich auf einen Stuhl fallen. Nach der Umarmung geht es meinem Kopf ziemlich gut. Das Pochen ist fast weg.

Ja, mein Bruder war schon eine Nummer für sich.

Dieser hockt sich auch wieder hin. Dann reden wir über die Uni und übliche Familienthemen.

Meine Mutter stellt einen heißen Topf hin und wir fangen zu essen an. Die ganze Zeit über reden wir und lachen.

Es tut gut, nach dieser Nacht, nicht mehr viel nachdenken zu müssen. Über Mino und wie ich anscheinend noch an ihm hänge...

"Also Haru: in 15 Minuten unten im Flur, bereit für einen Spaziergang?", fragt Eric nach dem Essen. Ich nicke bloß, da ich noch den Mund voll habe. und eile auch schon hoch.

"Und wer hilft mir beim Aufräumen?", ruft meine Mutter mir nach. Ich antworte nicht und gehe ins Bad. Dort wasche ich mich und binde meine Haare zusammen. In meinem Zimmer ziehe ich dann eine Jeans und einen grünen Pulli an. Nur noch Sneaker und eine leichte Jacke und ich bin fertig.

Ich stampfe die Treppe runter und sehe dann beim Vorbeirennen, dass mein Vater meiner Mutter hilft.

Eric wartet schon ungeduldig. Als er sieht, wie ich mich beeile, muss er grinsen.

"Mensch Haru, versuch doch wenigstens einmal, dich wie eine ältere Schwester zu benehmen!"

Ich verpasse ihm bloß eine Kopfnuss und öffne die Tür.

"Nicht so!", mault er und reibt seinen Kopf.

Wir sagen Tschüss und sind dann auch schon weg.

Es ist ein schöner Sonntag und es ist recht viel los. Wir wollen zu einem nahen Park, um dort Waffeln zu essen.

Ja. Wir Beide teilen die Leidenschaft zum Essen.

Nach einem lustigen Weg, stellen wir uns an und warten bis wir dran sind.

Ich bestelle eine mit Puderzucker und Eric eine mit Schokolade.

Zufrieden hocken wir uns auf eine Bank und genießen den Moment.

"Du Haru?"

"Mmmm?", murmel ich mit vollem Mund.

"Ich muss dir mal was beichten..."

Eric klingt unsicher. Total untypisch für ihn...

Vorsichtig blicke ich zu ihm. Er starrt auf seine Waffel. Seine Wagen sind leicht rot.

"A-also...D-da ist dieses M-mädchen...", fängt er an zu stottern. Er rutsch hin und her und beißt sich auf die Unterlippe. Langsam lasse ich die Waffel sinken.

"Ist sie schwanger?", frage ich ihn atemlos.

Sein Blick huscht in Sekunden hoch und er schüttelt heftig den Kopf.

"Nein! Noch nicht! Also, ich meine halt, dass-", wütend stoßt er die Luft aus.

Ich überlege einfach nur, was hier passiert. Er ist doch nicht...oder?

"Magst du sie vielleicht?", frage ich mit einem breitem Grinsen. Seine Backen werden nun extrem rot und er schließt die Augen.

"Ja. Und sie weiß das auch schon. Wir gehen auch schon länger aus und ich würde sie gerne euch vorstellen, aber was ist wenn es zu früh ist?", rattert er herunter. Seine Hand hält die Waffel gefährlich fest.

Ich stecke mir grinsend den Rest der Waffel in den Mund und schmeiße die Serviette neben mir in den Mülleimer.

"Ich denke, dass ich sie gerne kennen lernen würde.", meine ich neutral. Sofort befinde ich mich in einer Umarmung wider.

"Gott sei Dank!", murmelt Eric erleichtert und ich lache los. Sanft stupse ich ihn an.

"Was hast du den erwartet? Dass ich ablehne?"

"Ich weiß es nicht.", meint er schüchtern und schaut zu mir hoch.

Jetzt ist es um mich geschehen. Ich quietsche auf und drücke ihn ebenfalls.

"Du bist so süß!"

Eric lacht schüchtern und wir bleiben eine Weile noch sitzten. Als es dann kälter wird, machen wir ins auf.

"Na los! Lassen wir mal unsere Eltern davon wissen.", fordere ich und hacke mich bei ihm ein.

"Oh nein.", stöhnt er. Ich lache wieder und quetsche seinen Arm.

"Wird schon.", mache ich ihm Mut und insgeheim auch mir.

Das wird schon. Muss es ja irgendwie. Ich meine, das Leben bleibt für mich nicht kurz stehen, nur dass ich mich schlecht fühlen kann.

Mit einem besseren Gefühl, als heute Morgen, schlendere ich mit meinem Bruder heim und bemerke gar nicht den Blick , von einem Typen mit seinem Hund, der auf mir liegt.

Now or Never||G-DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt