Ein schrilles Klingeln.
Mein Wecker.
Der selbe Ton, zur selben Zeit, zum fünften Mal in dieser Woche. Und (Gott sei dank) auch das letzte mal diese Woche. Ich hasste ihn. Jeder hasst seinen Wecker. Aber niemand hasste ihn so sehr wie ich an diesem Morgen. Es sollte ein grauenvoller Tag werden, dass spürte ich. Ich hasste Tage, an denen man aufsteht und weiß, es wird ein scheiß Tag.Schließlich schleppte ich mich aus meinem Bett runter in die Küche (wie jeden Morgen). Ich machte mir meinen Tee (wie jeden Morgen). Ich nahm Milch und Cornflakes und schüttete es achtlos in meine Schüssel (wie jeden Morgen).
Als ich mein Müsli schließlich (endlich!) fertig ausgelöffelt hatte (es schmeckte grauenvoll (wie jeden Morgen)), begab ich mich zum nächsten Punkt auf meiner Tagesliste: Badezimmer
Dort angekommen begann ich meine tägliche Routine im Bad abzuarbeiten: Duschen, Anziehen, Zähneputzen, Haare & co. machen. Damit fertig schlurfte ich zurück in mein Zimmer um mein Bett zu machen, meine Tasche zu checken und noch fehlende Dinge einzupacken. Schließlich machte ich mir noch meine Armbanduhr mit dem weißen Lederband, dem goldenen Gehäuse und den Federn statt Ziffern um mein linkes Handgelenk (ich liebte diese Uhr, sie war so ziemlich das einzige unperfektionistische und individuelle was ich besaß, bzw, besitzen durfte). Schließlich nahm ich meine Tasche um mein bereits am Abend zuvor bereitetes Essen für die Schule aus dem Kühlschrank zu nehmen und in meine Tasche zu stopfen. Was heißt, stopfen... Alles in jeder Tasche hatte seinen eigenen Platz so das die Tasche weder zu voll, noch zu leer sein konnte. Ich rief ein kleines „Bis heute Nachmittag" (wobei ich genauso gut hätte sagen können „Bis genau 16:15 Uhr und 32 Sekunden Mum, und Dad, bis 17:03 Uhr und 11 Sekunden") und verließ über eine perfekt glänzend melierte Steintreppe die Wohnung und ging zum Fahrstuhl.
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1. Stunde (Englisch): endlich vorbei. Ich stand mit meinen Freunden ("Freunden"... eher "vor-meiner-Geburt-ausgewählten-Personen-um-mir-mein-Leben-zu-erleichtern-Freunden") auf dem Hof und aß mein wie immer mit Salami und Käse belegtes Brot. Ich möchte damit nicht sagen, dass ich sie nicht mochte, aber, ich glaube richtige Freundschaft fühlte sich anders an (so genau konnte ich das nicht beurteilen, da ich nie "richtige" Freunde hatte).
Genau zwei Minuten nach dem alle (inklusive mir) ihr Frühstück aufgegessen hatten, klingelte es und alle gingen ins Schulgebäude zurück (für den Weg vom Hof ins Gebäude und in den Unterricht waren genau 4 Minuten und 56 Sekunden eingeplant. Danach mussten alle auf ihrem Platz sitzen, leise sein und zuhören).Nachdem auch der Rest des Tages geschafft war, (es war genau 14:25 Uhr) lief ich die steinerne, glänzende Treppe vor der Schule hinunter und lief zum Bus (ich brauchte dafür genau 6 Minuten und 47 Sekunden) und stieg genau 53 Sekunden später in den Bus der mich nach Hause fuhr. Zu Hause angekommen (15:03 Uhr) hatte ich genau 1 Stunde, 12 Minuten und 32 Sekunden bis Mum nach Hause kommen würde.
1 Stunde Freiheit. Ohne Zeitplan, Termine oder aufgesetztes Verhalten. Perfekt!Als erstes ging ich in die Küche. Sie war in schlichten Silber, grau und Mamor gehalten. Farblos wie alles andere. An der einen Wand gab es große Fenster und gegenüber vom Kühlschrank gab es eine kleine Kochinsel. Ich ging die kleine Treppe die Flur und Küche miteinander verband hinunter und zum Kühlschrank. Ich schaute kurz hinein, nur um festzustellen was ich schon wusste - das nix neues drin war. Was im Kühlschrank war und was jeder essen durfte war genau bestimmt, damit man sich ja nicht ungesund ernährte oder leichtes Übergewicht aufweisen konnte. Also beschloss ich kurzer Hand in den Laden in der nächsten Straße zu laufen und meine Kalorienzahl für diesen Tag um eine Schokolade zu erhöhen. Ich liebte Schokolade. Besonders die von Willi Wonka (ja, es gab hier Original Schokolade von Willi Wonka. Natürlich nicht so hergestellt wie im Film (leider) aber trotzdem unbeschreiblich gut!). Leider gab es die Schokolade nicht in besagten Laden und erst umständlich irgendwohin zu fahren war ich zu faul und hatte ich außerdem keine Zeit. Ich schnappte mir also mein Geld und lief ins Treppen Haus raus (wir wohnten in der 23 Etage und hatten damit eine "Wohnung" (sie war zweistöckig und deswegen eigentlich ein Haus im Hochhaus) fast ganz oben) und stieg in den Fahrstuhl.
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Im Laden war viel los. Bzw, waren nur viele Leute da. Richtiges Chaos herrschte in dieser Welt sowieso nie. Es liefen also einfach viele Leute gesittet und geordnet durch den Laden. Schlange stand man hier nie also schnappte ich mir meine Schokolade (die in diesem Laden irgendwie nie gut schmeckte egal welche Sorte man nahm), bezahlte und ging wieder hinaus auf die Straße. Da ich es eh nicht aushalten würde, die Schokolade bis zu Hause nur in der Hand zu halten ohne sie zu essen, riss ich sie einfach auf und brach mir eine ganze Reihe ab.Ich lief also Schokolade in mich hinein stopfend zu mir nach Hause und stellte fest, das ich nur noch 9 Minuten und 14 Sekunden hatte um zu Hause in meinem Zimmer zu sitzen und zu lernen. Da ich allein für den Weg mit dem Fahrstuhl in den 23 Stock 2 Minuten 23 Sekunden brauchte blieben mir nur noch 6 Minuten und 51 Sekunden um bei der Tür für unseren riesigen Glaskäfig anzukommen. Ich hatte auf dem Weg ein bisschen getrödelt (und die Schokolade war auch schon zur Hälfte alle) und musste so etwas schneller laufen. Rennen gehörte sich ja nicht. Da der eigene Zeitplan ja so aufgebaut war das man nie in Eile war, musste ich zügig laufen ohne das es so aussah als würde ich rennen. Ich lief also die langen grauen Straßen mit gesenktem Kopf entlang und (wie es bei meinem Glück ja nur passieren konnte) direkt in jemanden hinein...
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Hey erstmal an alle^^
Das hier ist meine erste Geschichte und ich weiß nicht wie sie bei euch ankommt. Also wäre ich dankbar für irgendeine Art von Feedback :)Ich hoffe ihr gebt meiner Geschichte eine Chance.
Danke fürs lesen :D
Eure Sarah ❤️
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Colour of Life
Teen FictionGrau. Farblos. In einer Welt aus Glas und Marmor. Ohne Farbe und Gefühle. Geheiratet wird nicht aus Liebe, sondern aus gesellschaftlichen Gründen. Kinder bekommt man nicht aus Fürsorge oder Zuneigung, sondern zu biologischen Zwecken. Ein Tagesablau...