18. Kapitel: Draußen

28 6 0
                                    

Ich folgte ihm den Gang entlang. Er war rechts und links mit großen Fenster versehen und bestand an den Wänden praktisch nur aus Glas. Draußen sah ich den kahlen Boden. Vincent lief immer schneller und bald musste ich schon joggen um mitzuhalten. Durch den Gang kamen wir in ein nächstes Teil-Gebäude des Schwimmbads. Hier waren mehrere kleine Runde Becken. Ich tippte auf frühere Whirlpools. Wie gerne wäre ich gerade in einen warmen brodelnden Pool reingesprungen. Auf der rechten Seite war wieder ein kleines quadratisches Becken, was in ein ebenfalls leeres Außenbecken führte. Wir kletterten in das leere Becken, das zum Außenbereich führte. Auf der hinteren Seite war eine Tür zu erkennen, die aber teilweise zugewachsen schien.

"Warum benutzen wir nicht die Tür?" fragte ich nach.
Vincent grinste mich nur an.
"Langweilig" und ging nach draußen. Durch die Nässe auf meiner Haut fühlte sich die Kälte gleich doppelt so schmerzhaft an. Vincent ging zur Leiter, während ich wie angewurzelt stehen blieb. Unfähig mich zu bewegen. Als er merkte, dass ich ihm nicht folgte blieb er stehen und drehte sich um.
"Na los. Stehen bleiben hilft nicht" sagte er und zwinkerte ne zu.
Auch wenn es mir schwerfiel sah ich es ein und lief ihm hinterher. Wir kletterten aus dem Becken und umrundeten das komplette Gebäude. Nun standen wir wieder auf dem Platz vor dem Eingang des Schwimmbads. Er war von anderen, zerfallenden Gebäuden umgeben. Viele hatten keine Fenster und die Türen hingen schräg aus den Angeln.
"Warte" sagte Vincent plötzlich.
"Worauf?" fragte ich leicht verwirrt.

Wir standen schweigend in der Mitte des Hofes. Ich blickte um mich und wagte es nicht, mich zu bewegen.

Rechts von mir lag das Schwimmbad still da. Vor mir Stand Vincent und hinter ihm beleuchtete eine schwache Straßenlaterne die verlassene Straße. Links standen verlassene Häuser. Hinter mir waren mittelgroße Bäume die dunkel in den Himmel ragten. Dahinter lag ein stummes Feld.

Aus den Bäumen flatterte ein Vogel.

Die Laterne flackerte.

Der Wind pfiff leise durch die zerbrochenen Fenster der Häuser.

Der gefrorene Boden unter meinen Füßen knirschte, als jemand mit schnellen Schritten darüber lief.
"Ich geh dann mal" sagte Vincent. Seine Stimme schien unglaublich Laut durch die Totenstille zu hallen.
"Waru..." fragte ich zurück. Wurde aber durch ein räuspern hinter mir unterbrochen.

Ich drehte mich langsam um.
Vincent eilte schon davon.
Hinter mir stand Cem.

Wir standen so dicht beieinander, dass ich die Wärme die von seinem Körper ausging spüren konnte.

Ich ging automatisch einen Schritt zurück, wollte Abstand zwischen uns bringen.
"Was willst du?" fragte ich nach.

Er gab keine Antwort. Starrte nur mit seinen stechend blauen Augen an mit vorbei.

Ich traute nicht, mich umzudrehen, um zusehen, was er anstarrte. Also blieb ich einfach bewegungslos stehen und starrte auf seine Brust.
Er hatte seine Lederjacke wieder an und darunter ein weißes T-Shirt, dass sich über seine Schultern spannte. Seine dunklen Jeans bildeten den Kontrast zum T-Shirt und zu den silbernen, im Mondlicht glänzenden, Akzenten seiner Jacke.

Irgendwann seufzte er.
"Was ist?" fragte ich. Nicht ohne ein zittern in meiner Stimme verbergen zu können. Meine nassen Klamotten schienen an meinem Körper zu gefrieren.
"Dir ist kalt" sagte er. Seine Stimme klang tiefer als sonst.
Ich wusste nicht, was ich auf diese Feststellung entgegnen sollte. Natürlich war mir kalt. Meine Haare und Klamotten waren nass, meine Lippen blau und meine Wangen rot. Als ich keine Antwort gab, redete er einfach weiter.
"Weißt du, es tut mir leid... wegen Alicia"
Als ich immer noch nichts sagte, blickte er mir schließlich direkt in die Augen.

Durch den Mondschein funkelten seine Augen in einem dunklem Blau.

Ich zitterte unkontrolliert in meinen dünnen, nassen Sachen. Auch meine Schuhe waren nass und klebten an meiner Haut. Die durchnässten Ballerinas drückten gegen meine Füße. Ich spürte weder Hände, noch Ohren, noch Nase.

Doch all dies vergaß ich, als sich eine warme Hand auf meine eiskalte Wange legte. Cem's Hand.

Die Stelle an der er mich berührt hatte brannte wie Feuer.

Doch bevor ich reagieren konnte, hatte er seine Hand auch  schon wieder fallen gelassen und in seine Jackentasche gesteckt.

----------------------------------------------

Sorry, dass es schon wieder so ein kurzes Kapitel ist. Ich wollte aber, dass es hier endet. Das nächste kommt bald, versprochen 👍🏻

Eure Sarah ❤️

Colour of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt